Skalský, Gustav Adolf

Skalský Gustav Adolf, Theologe. Geb. Opatowitz, Böhmen (Opatovice, Tschechien), 3. 3. 1857; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 28. 1. 1926; evang. AB.

– Sohn eines Lehrers und einer Pfarrerstochter. S. stud. nach dem Besuch des evang. Gymn. mit theolog. Propädeutik in Teschen (österr. Schlesien) 1876–79 an der Wr. Evang.-theol. Fak., 1879–80 an der profiliert luther. Fak. in Erlangen, wo er durch Carl Adolf Gerhard v. Zezschwitz im Sinne des fränk. orthodoxen Luthertums nachhaltig geprägt, aber auch zum Stud. der Geschichte der Böhm. Brüder angehalten wurde. 1881–87 war er luther. Pfarrer von Wilimow (Vilémov), dann der Toleranzgmde. Groß-Lhota (Velkálhota). 1895 wurde S. mit dem Lehrstuhl für Prakt. Theol. an der Wr. Evang.-Theol. Fak. betraut (Amtsantritt 1896; 1919 i. R.), der auch das Kirchenrecht umfaßte und der wegen der damit verbundenen prakt. Übungen seit 1849 stets von einem Angehörigen der slaw. Nation wahrgenommen wurde. 1898 Dr. theol. mit einer noch immer zur Standardliteratur zählenden Arbeit über die Geschichte der evang. Kirchenverfassung, widmete er sich vorzugsweise hist. und kirchenrechtl. Themen (u. a. böhm. Emigration, Comeniusforschung, Eherecht). S. wurde 1909 zum ao. Oberkirchenrat ernannt, um die Anliegen der tschech. Lutheraner in der Wr. kirchl. Zentralbehörde zu vertreten und die unter den Tschechen bei der Konfessionen zutage getretenen Sezessionsbemühungen zu unterlaufen, wobei er mehrmals in schwierige Loyalitätskonflikte geriet. 1919 übersiedelte S. nach Prag, wo er, als Prof. für Kirchengeschichte und Prakt. Theol. reaktiviert, als Gründungsdekan die 1919 errichtete Hus-Fak. aufbaute, obwohl er mit der in diesem Jahr vollzogenen Union der beiden Kirchen AB. und HB. zur Brüderunität (Jednota bratrská) nicht einverstanden war. Er trat 1925 i. d. R.


Werke: W. (auch s. u. Bautz; Lukášek): Upomínka na den konfirmace, 1886, 3. Aufl. 1910; Zur Geschichte der evang. Kirchenverfassung in Österr. (bis zum Toleranzpatent), 1898; Husitství za hranicemi Cech, 1901; Zur Reform des österr. Eherechts, in: Jb. der Ges. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. 27, 1906; Der Exulantenprediger Johann Liberda, ebd. 31, 1910; Komenského osobnost po stránce náboženské, in: Paedagogické Rozhledy 26, 1912; Die Ehegesetzgebung des Papstes Pius X. mit bes. Rücksicht auf Österr., in: Jb. der Ges. ... 38, 1917; etc. – Hrsg.: Hus. Kalendár pro evanjelicky lid 1– 25, 1891–1917.
Literatur: Bautz; RGG, 2. Aufl.; J. L(ukášek), in: Hus 25, 1917, S. 74ff. (m. B. und W.); G. Entz, in: Jb. der Ges. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. 73, 1957, S. 3ff.; R. Rican, Padesát let Komenského evang. bohoslovecké fak. v Praze, 1969; J. B. Jeschke, in: Krestanská revue 43, 1976, S. 35ff.; E. Hofhansl, in: Jb. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. 96, 1980, S. 147ff.; Zeitenwechsel und Beständigkeit. Beitrr. zur Geschichte der Evang.-Theol. Fak. in Wien, ed. K. Schwarz – F. Wagner, 1997, s. Reg. (m. B.).
Autor: (K. Schwarz)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 315
geboren in Opatovice, kr. Středočeský
gestorben in Prag

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