Skoda, Emil von

Skoda (Škoda) Emil von, Großindustrieller. Geb. Pilsen, Böhmen (Plzen, Tschechien), 18. 11. 1839; gest. zwischen Selztal und Amstetten (Stmk. bzw. NÖ), 8. 8. 1900.

– Sohn von Franz, Neffe von Josef (beide s. d.) und Vater der Lyrikerin Hermine (Herma) v. S. (geb. Pilsen, 18. 4. 1879 oder 1876; gest. Kisbér, Ungarn, 22. 10. 1966), verehel. Lauer, und von Karl Frh. v. S. (s. d.). Nach Besuch der Realschulen in Eger (Cheb) und Prag stud. S. ab 1856 Maschinenbau am Prager polytechn. Inst. und 1861/62 bei F. J. Redtenbacher (s. d.) an der Polytechn. Schule in Karlsruhe. Während seines dreijährigen Volontariats in der Werkzeugmaschinenfabrik Richard Hartmann in Chemnitz konnte er Kontakte zu Vertretern der Fa. Weser AG knüpfen, die ihn i. d. F. als Obering. nach Bremerhaven engagierte. 1866 als Österreicher aus Preußen ausgewiesen, wurde ihm im selben Jahr als Obering. die Leitung der Werkstätte von Ernst Gf. v. Waldstein in Pilsen übertragen. Er kaufte diese 1869, finanziell unterstützt durch seinen Onkel Josef, und baute sie allmähl. zu einer Maschinenfabrik aus; u. a. wurde hier das Patent Wellner-Jellinek zum Verdampfen des Zuckersudes entwickelt, das S. erfolgreich – auch in Rußland – vermarkten konnte. 1884–86 errichtete S. ein eigenes Stahlwerk und begann mit der Erzeugung von Gußstahl, der über gleiche Festigkeit, jedoch größere Dehnung als vergleichbare Produkte verfügte, was ihm wichtige Aufträge ausländ. Marineverwaltungen einbrachte. Schließl. wurde er durch den Auftrag der österr.-ung. Heeresverwaltung zur Herstellung von Panzerkuppeln mit eingebauten Bronzegeschützen auf den Geschützbau aufmerksam, eine Idee, die von der Marine unterstützt wurde. Die Produktion von Geschützen leichten und schwersten Kalibers erforderte 1889 sowie 1897 Erweiterungen des Unternehmens durch eine großangelegte Stahlhütte sowie durch eine Waffenfabrik und Brückenbauanstalt, was eine Ausweitung der Belegschaft auf bis zu 3.300 Arbeiter mit sich brachte. Aufgrund einer schweren Absatzkrise wurden die Škodawerke 1899 mit Hilfe der Oesterr. Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe und der Böhm. Escompte-Bank in eine AG umgewandelt, die S. als Präs. und Gen.dir. leitete; daneben war er auch Vizepräs. der Prager Eisen-Ind. – Ges.sowie Verwaltungsrat des Österr. Lloyd, wo er großen Einfluß auf die Weiterentwicklung des Schiffbauprogramms nahm. 1893 gründete S. einen eigenen Pensionsver. für Beamte und Werkmeister, ebenso stiftete er Fonds für kranke Arbeiter und deren Familien. S., der als führende Persönlichkeit der dt. Minorität im Pilsen galt, war ab 1899 Mitgl. des österr. HH.


Literatur: Bohemia, 8. (A.), 11., 12., Die Ind., 11., NFP, 8. (A.), 12. 8. 1900; Egerländer Biograf. Lex.; Hanzalová; NÖB 4, 1927; 25 Jahre der AG vormals Škodawerke in Pilsen, 1925, S. 1ff.; A. Stingl, in: Der Heimatkreis Mies, 1962, S. 446ff.; J. Mentschl – G. Otruba, Österr. Industrielle und Bankiers (= Österr.-R. 279/281), 1965, S. 158ff. (m. B.); G. Otruba, in: Lebensbilder zur Geschichte der böhm. Länder 1, ed. K. Bosl, 1974, S. 197ff. (m. B.); Škoda revue, 1975, H. 4, S. 49ff. (m. B.); M. Bauerová, ebd., 1979, H. 1, S. 7f.; J. Weinmann, in: Ostdt. Gedenktage 1989, 1988, S. 186f. (m. B.); M. Gutsjahr, Rüstungsunternehmen Österr.-Ungarns vor und im 1. Weltkrieg, phil. Diss. Wien, 1995, S. 39ff.; J. Jetschgo, Skoda, Gablonz, Budweiser & Co., 2001, S. 47, 225f.; J. Gerslova – G. Neumeier, in: Fridericiana 57, 2001, S. 87ff.; D. Randle, The true story of Skoda, 2002, S. 5ff. (m. B.); F. Hantschel, Biographien dt. Industrieller aus Böhmen, o. J., S. 75f.; AVA, Wien; UA, Karlsruhe, Dtld.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 325
geboren in Pilsen
gestorben in zw. Selzthal und Amstetten (Stmk. bzw. NÖ)

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