Simonyi, Ernő

Simonyi Erno, Politiker und Historiker. Geb. Zsámbokrét, Ungarn (Žabokreky, Slowakei), 18. 12. 1821; gest. Abbazia, Istrien (Opatija, Kroatien), 28. 3. 1882.

– S. erhielt seine Schulbildung in Neutra/Nyitra (Nitra), Totis (Tata), Waitzen (Vác), Tyrnau (Trnava) und Preßburg (Bratislava). Vor 1848 Mitgl. der Opposition in den Komitatsversmlgg. von Nyitra, Trencsén und Bars, wurde S. 1848 als Abg. in die Landesversmlg. gewählt, die Wahl wurde jedoch wegen Formmängeln nicht anerkannt. Schon ab 1848 nahm S. an den Kämpfen gegen die österr. Armee teil, zuletzt in der Festung Komorn (Komárno, Komárom). Nach der Kapitulation der Burg flüchtete er ins Ausland und war in Hamburg als Korrespondent der Ztg. „Magyar Hírlap“ tätig, 1850 übersiedelte er nach London. Ab 1853 arbeitete er dort als Erzieher, ging dann nach Paris, wo er chem. und naturkundl. Stud. betrieb. Ab 1857 lebte er als Privatlehrer wieder in London und bearb. in der Hss.smlg. des British Mus. Dokumente zur ung. Geschichte. 1859 wurde S. als Vertreter eines engl. Handelshauses nach Italien geschickt, beteiligte sich dann aber am dortigen Kriegsschauplatz auf Seiten der ung. Legion, ehe er nach dem Ende der Kämpfe wieder nach London zurückkehrte. 1861 zwar in den ung. Reichstag entsandt, wurde ihm allerdings die Rückkehr in seine Heimat verwehrt. S. übernahm danach die Leitung einer Zementfabrik und ging später als Repräsentant eines engl. Stahlkonzerns nach Paris. Dieser Posten bot ihm die Möglichkeit, Westeuropa zu bereisen und erneut Archivrecherchen zu betreiben. 1868 konnte er endl. nach Ungarn zurückkehren, wurde 1869 als Abg. der Unabhängigkeitspartei ins Parlament gewählt und war gem. mit anderen aus der Emigration zurückgekehrten Politikern, wie Dániel Iranyi (s. d.) und Ignác Helfy, die nach wie vor strikt gegen den Ausgleich auftraten, führendes Mitgl. und Hauptredner der äußersten Linken.


Werke: Angol diplomatiai iratok II. Rákóczi F. korára. … 1–3 (= Archivum Rákóczianum, R. 2, 1–3), 1871–77; Magyar történelmi okmánytár londoni könyv- és levéltárakból. 1521–1717. Összeállította és lemásolta …, 1–2 (= Monumenta Hungariae Historica I. 5, 16), 1859–76; etc.
Literatur: Pester Lloyd, 29. 3. 1882; M. Életr. Lex.; Szinnyei; Wurzbach (s. u. Simony Oskar); Alphabeth. Namensliste ung. Emigration 1848–64 ..., red. K. M. Kerthbeny, 1864; A. Toth, Parteien und Parteitagswahlen in Ungarn 1848–92 (= Südosteurop. Arbeiten 70), 1973, s. Reg.;Cs. Szabó, in: Valóság 36, 1993, Nr. 10, S. 53ff.
Autor: (Cs. Szabó)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 286f.
geboren in Žabokreky
gestorben in Opatija

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