Seyrl, Franz

Seyrl Franz, Politiker, Großgrundbesitzer und Beamter. Geb. Linz (OÖ), 17. 4. 1805; gest. Schloß Seewalchen am Attersee (OÖ), 29. 12. 1888; röm.-kath.

Sohn eines Beamten, der 1816 mittellos verstarb, Vater von Rudolf S. (s. u.). S. stud. 1819–23 am polytechn. Inst. in Wien (1821–23 Techn.Abt.), war bis 1826 als Adjunkt im Vermessungsamt, danach bei der Oö. Landesbaudion. als Kunstpraktikant tätig, 1835–45 Kreising. in Ried im Innkreis. Obwohl vorerst nicht sehr begütert, gelang es ihm in den folgenden Jahren, einerseits durch seine Heirat mit Rosina Wiesinger (geb. 11. 4. 1811; gest. 1867), der Tochter eines vermögenden Linzer Gastwirts, andererseits durch Erbschaften zum Großgrundbesitzer zu avancieren; so erwarb er 1836 die Herrschaft Starhemberg bei Haag am Hausruck, 1883 den Amthof in Seewalchen. Im Mai 1848 erfolgte seine Berufung in den Landtag, im selben Jahr in das Verordnetenkollegium; 1849 Beisitzer bei der Grundentlastungs-Landeskomm., 1851 auf Anweisung des Ministers des Postens enthoben. S., der vehement für die Rechte der Grundbesitzer eintrat, ersuchte in der Folge – veranlaßt durch den neoabsolutist. Regierungskurs, der durch Statthalter Eduard Frh. v. Bach (s. d.) vertreten wurde – im Juni 1852 um seine Enthebung vom Landeskollegium. 1850–52, 1861–63 und 1865–71 Linzer Gmd.rat. Mit seiner steten Kritik am Statthalter, v. a. an dessen finanzieller Gebarung, hatte S. maßgebl. Anteil an der Abdankung Bachs 1862. Ab 1861 gehörte S. als liberaler Abg. wieder dem oö. Landtag an, ab 1870 als Vertreter des Großgrundbesitzes; 1861–71 Mitgl. des oö. Landesausschusses, ab 1871 Landeshptm.-Stellv. S.entfremdete sich im Laufe der Jahre seinen Gesinnungsgenossen immer mehr, was 1871 zum offenen Bruch führte, und es gelang ihm nicht mehr, bei den folgenden Landtagswahlen zu reüssieren. S., der immer wieder als Kritiker der Regierungsbehörden in Erscheinung trat, war 1850 auch Mitbegründer und Mitarbeiter des „Oberösterreichischen Gemeinde-Blatts“. In polit. Belangen galt sein Hauptaugenmerk v. a. der Wahrung von Rechten und Freiheiten sowie der wirtschaftl. Gesundung des Landes durch Sparprogramme. Er trat als Verfechter des Föderativsystems auf, kritisierte jedoch alle auftretenden Separationsbestrebungen innerhalb der bestehenden Provinzen. Auch S.s Sohn, Rudolf S. (geb. Urfahr/Linz, 10. 8. 1840; gest. Linz, 24. 9. 1899), Gutsbesitzer zu Starhemberg und Seewalchen, strebte eine polit. Laufbahn an, wurde 1878 zum Landtagsabg. gewählt, legte sein Mandat jedoch noch vor Eröffnung der Session zurück.


Werke: Ein Wort über das Verhalten der österr. Abg. zu Frankfurt am Main ..., in: Der Vaterlandsfreund, 19. 11. 1848; Noch ein Wort über Centralisierung, ebd. 15. 2. 1849; Die Grundentlastung im Lande ob der Enns, in: Oö. Gmd.-Bl., 9., 16. 8. 1851; Der oö. Landesfond und die Bach’sche Verwaltung, 1861; etc.
Literatur: Tagespost (Linz), 1. 1. 1889; Ch. Thurnher, F. S. Ein oö. Politiker des 19. Jh., phil. Diss. Innsbruck, 1968 (mit Bild); Die Gmd.vertretung der Stadt Linz vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart, bearb. R. Bart – E. Puffer, 1968, S. 56ff., 246; K. Wimmer, Liberalismus in OÖ ... (= Beitrr. zur Zeitgeschichte OÖ 6), 1979, S. 125; H. Slapnicka, OÖ unter K. Franz Josef (1861–1918) (= ebd. 8), 1982, S. 21, 127, 246; ders., OÖ – Die polit. Führungsschicht 1861–1918 (= ebd. 9), 1983; ders., Christlichsoziale in OÖ ... (= ebd. 10), 1984, S. 46, 50, 406; Archiv der Techn. Univ., Wien. – Rudolf S.: Linzer Volksbl., Tagespost (Linz), 26. 9. 1899; H. Slapnicka, OÖ – Die polit. Führungsschicht 1861–1918 (= Beitrr. zur Zeitgeschichte OÖ 9), 1983; Stadtarchiv, Linz, OÖ.
Autor: (Ch. Gruber – H. Slapnicka)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 212f.
geboren in Linz
gestorben in Seewalchen am Attersee

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