Servaes, Franz

Servaes Franz, Ps. Max Haese, Albrecht Schütze, Schriftsteller und Journalist. Geb. Köln, Preußen (Dtld.), 17. 6. 1862; gest. Wien, 14. 7. 1947.

Sohn eines kunstinteressierten Arztes. Nach Absolv. des Gymn. in Köln, 1891, stud. S. in Tübingen und Leipzig Kunstgeschichte und Phil., dann in Bonn Germanistik. Da er für seine der Poetik Johann Christoph Gottscheds in ihrer Auseinandersetzung mit Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger gewidmete Diss. in Bonn keinen Betreuer gefunden hatte, prom. er 1887 bei Ernst Martin in Straßburg (Strasbourg), wandte sich jedoch dann, um seinen literar. Bestrebungen nachgehen zu können, nach Berlin. Hier fand er bald Kontakt zu Ernst v. Wildenbruch und nahm Verbindung zu dem ihm seit der Schulzeit nahestehenden Wilhelm Bölsche auf, der ihn in den Friedrichshagener Dichterkreis, zu dem auch Gerhart Hauptmann gehörte, einführte. In dessen bekanntem Treffpunkt, der Weinkneipe „Schwarzes Ferkel“, schloß sich S. insbes. Przybyszewski (s. d.) an, den er später in seinem Buch „Gährungen“, 1898, porträtierte. Seine eigenen Veröff. waren der neueren Kunst („Berliner Kunstfrühling 1893“, 1893, „Hans Thoma“, 1900, „Max Klinger“, 1902, „Giovanni Segantini. Sein Leben und Werk“, Erstaufl. 1902) sowie der Literatur („Goethe am Ausgang des Jahrhunderts“, 1897, „Heinrich von Kleist“, 1902) gewidmet. Auch mit der Dichterpersönlichkeit Fontanes setzte sich S. mehrfach (1900, 1904, 1921) auseinander. Bereits ab 1888 trat S. als Kritiker an die Öffentlichkeit („Deutsche Litteraturzeitung“, „Die Gegenwart“, „Die Nation“, „Preußische Jahrbücher“ etc.), auf Empfehlung Fontanes war er auch Theaterkritiker der „Vossischen Zeitung“. Über Bahrs (s. d.) Vermittlung wurde S. 1899 Kunstkritiker der „Neuen Freien Presse“ in Wien, wo seine Tätigkeit von Karl Kraus (s. d.) aufmerksam beobachtet und glossiert wurde, 1904 wurde S. nach dem Tode Herzls (s. d.) Feuilletonred. Inzwischen war er mit seinem Kleistdrama „Der neue Tag“ (1904) auch als literar. Autor erfolgreich hervorgetreten. 1915 kehrte er nach Berlin zurück, schrieb für die „Vossische Zeitung“ und „Die Morgenpost“, ab 1919 für die vom Scherl-Verlag hrsg. Ztg. („Berliner Lokal-Anzeiger“, „Der Tag“). 1932 zog er sich aus dem Berufsleben zurück; 1935 Reg.Rat. Ab 1940 lebte S. bei seiner Tochter aus erster Ehe, der Burgschauspielerin Dagny S. (geb. Berlin, Preußen/Dtld., 10. 3. 1894; gest. Wien, 10. 7. 1961), in Wien.


Werke: W. (auch s. u. bei Kosch; O. Wichtl): Die Poetik Gottscheds und der Schweizer literarhist. untersucht (= Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der german. Völker 60), 1887; Das Werk des E. Munch, 1894 (gem. mit anderen); Praeludien. Ein Essaybuch, 1899; Michael de Ruyters Witwerjahre, 1909; Im Knospendrang, 1911; Jahr der Wandlung. Goethes Schicksalsjahr 1775, (1935); Rembrandts Tagebücher 1639 bis 1669. Ein imaginäres Porträt, (1938); Grüße an Wien, 1948; etc.
Literatur: Völk. Beobachter (Wr. Ausg.), 12. 6. 1942; WZ, 16. 7. 1957; Brümmer; Czeike; Die Fackel, s. Reg.; Giebisch– Gugitz; Hall–Renner; Kosch (mit W.); Kosel 1; Wer ist’s?, 1905ff.; Dtld., Österr.-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild, 2. Ausg. 1910 (mit Bild); O. Wichtl, in: Wr. Geschichtsbll. 39, 1984, S. 13ff. (mit W. und L.).
Autor: (M. Jacob)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 193
geboren in Köln
gestorben in Wien

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