Seidler, Adolf Frh. von

Seidler Adolf Frh. von, Bankier und Großgrundbesitzer. Geb. Deutschkreutz/Németkeresztúr, Ungarn (Deutschkreutz, Bgld.), 15. 2. 1830; gest. Wien, 25. 12. 1905.

Schwiegersohn Wilhelm v. Braumüllers (s. d.), Vater von Friedrich Johann v. S. (s. u.), ab 1859 verehel. mit Mathilde v. Braumüller. Aus ärml. Verhältnissen stammend, begann S. seine berufl. Laufbahn in der Lebensversicherungsabt. der Assecurazioni generali, nach einigen Jahren wechselte er als Bürochef an das Bankinst. Josef M. Pfeiffer. Als Leiter der Triester Filiale der Oesterr. Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe (ab 1862) setzte er sich erfolgreich für die Belebung des Bankenverkehrs und für die Hebung der kommerziellen Beziehungen zwischen Triest und den Ländern des Orients ein. Auch als 1. Dir. der 1864 gegründeten Anglo-Oesterr. Bank trug S. durch seine organisator. Fähigkeiten wesentl. zum Aufschwung dieses Inst. bei. So engagierte er sich in erster Linie für den Bau wichtiger Eisenbahnunternehmungen, v. a. der Kronprinz-Rudolf-Bahn und der Lemberg-Czernowitz-Eisenbahn, und war auch an den oriental. Geschäften und anderen großen Finanztransaktionen beteiligt. Daneben bekleidete er leitende Positionen bei der Anglo-Hungarian Bank in Pest (Budapest) und der Österr.-dt. Bank in Frankfurt am Main und war Verwaltungsrat der türk. Eisenbahnen sowie der Lemberg-Czernowitz-Jassy Eisenbahn-Ges. 1873 legte S. seine Dir.stelle bei der Anglo-Oesterr. Bank nieder, blieb jedoch noch für einige Jahre Vorstandsmitgl. dieses Inst. Ende der 80er Jahre wurde er in den Verwaltungsrat der Union-Bank berufen und war daneben u. a. auch im Verwaltungsrat der Ersten Oesterr. Allg. Unfall-Versicherungs-Ges. und als Mitgl. des Direktoriums der Wechselseitigen Brandschaden-Versicherungs-Anstalt tätig. Ab den 80er Jahren wandte er sich zunehmend einem neuen Aufgabengebiet zu und baute sein Gut Würmla bei Neulengbach (NÖ) zu einer Musterwirtschaft aus. S., auch Besitzer des Nibelungenhofes in Wien 1, den er Mitte der 90er Jahre an die Regierung verkaufte, wurde für seine dominierende Rolle in der Finanzwelt 1871 durch Erhebung in den Ritterstand gewürdigt; 1882 Frh. Sein Sohn, Friedrich Johann (Felix) Frh. v. S. (geb. Wien, 22. 5. 1875; gest. ebd., 1. 8. 1936), schlug nach dreijähriger Tätigkeit als Konzeptspraktikant bei der Statthalterei in Innsbruck ab 1903 die diplomat. Laufbahn ein und wurde nach mehreren Verwendungen in Südeuropa und Südamerika 1912 als Erster Legationssekr. an die österr.-ung. Gesandtschaft in Stuttgart versetzt, wo er – 1914 kurz nach London dienstzugeteilt – bis zu deren Liquidierung 1919 blieb. Danach inoffizieller, nach der Anerkennung der Republik Österr. durch die Schweiz im Jänner 1920 erster offizieller Geschäftsträger Österr. in Bern, war er zuletzt 1922–24 Generalkonsul in Hamburg.


Literatur: FB, NFP, 27., 28. 12. 1905; AVA, Wien. – Friedrich J. v. S.: NFP, 4. 8. 1936; Jb. des k. u. k. auswärtigen Dienstes 21, 1917, S. 415f.; A. Aerni – R. Agstner, Von k. k. Gesandtschaft zur Österr. Botschaft (= Occasional Paper, Sonderbd.), (2000), S. 87ff.; AdR, Wien; Mitt. Rudolf Agstner, Wien.
Autor: (E. Lebensaft – M. Martischnig)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 129f.
geboren in Deutschkreutz
gestorben in Wien
war ao. Mitglied Genossenschaft der Bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) 1880

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