Seidl, Karl

Seidl (Seidel) Karl, Architekt. Geb. Mähr. Schönberg, Mähren (Šumperk, Tschechien), 13. 3. 1858; gest. Wien, 10. 6. 1936.

1896 offizielle Namensänderung auf Seidel Dubina, 1904 offizielle Schreibweise Seidl. Sohn von Ignaz (II.), Bruder von Ignaz (III.) und Max S. sowie von Eduard S. v. Hohenveldern (alle s. d.). S., einer angesehenen Industriellenfamilie entstammend, ergriff entgegen der Familientradition die Laufbahn eines Architekten. Nach Absolv. der Realschule in Wien und Olmütz (Olomouc) stud. er am Polytechnikum in Zürich und 1876–77 bzw. 1879–81 an der Akad. der bildenden Künste in Wien bei Hansen (s. d.), 1877–79 als ao. Hörer an der Techn. Hochschule Wien. S. war ein weithin angesehener und gesuchter Architekt, der in verschiedenen Gebieten der Österr.-ung. Monarchie, aber auch in Rußland und Dtld. tätig war. Er beteiligte sich an den Konkurrenzen um den Bau des Pester Reichstagsgebäudes (1882) und – mit einer ehrenden Erwähnung – des Parlamentsgebäudes in Bukarest (1891) und wurde für öff. Profanbauten und Anlagen, u. a. den Neubau des städt. Bades und der Weberschule sowie die Anlage eines neuen Stadtfriedhofs in Mähr. Schönberg in den 80er Jahren, die Gartenanlage zwischen Justizpalast und Reichsratsgebäude in Wien, 1884, das Rathaus sowie das Amtsgebäude der Bez.hauptmannschaft in Volosca (Volosko), ebenso herangezogen wie für Sakralbauten, etwa die Evang.-luther. Christuskirche und die Kirche St. Maria Annunciata in Abbazia (Opatija). Der Schwerpunkt seines Schaffens aber lag zweifellos auf dem privaten Bausektor; so wurde insbes. die Adriaküste rund um Abbazia durch seine eleganten, sich perfekt an Landschaft und Umgebung anpassenden Villen, wie etwa die Villa Schmidt-Zabiérow in Volosca oder die Anlage der Villla Frappart in Lovrana (Lovran), mitgeprägt. Baurat S., ab 1883 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), engagierte sich auch in anderen berufsständ. Vereinigungen, u. a. ab 1912 als Obmann des Architektenklubs.


Werke: Palais Eisenstein (Šumperk), Villa Emmy (Sodkov), Villa Rupprecht (Liebau), alle Tschechien; Villa Scharmitz und Villa Baron Cherpon (Lovran), Villa Friedmann und Villa Rasonnet (Opatija), alle Kroatien; etc.
Literatur: NFP, NWT, 11. 6. 1936; Eisenberg 1; Kosel 1; Thieme–Becker; Toman; M. Kammerer, in: Der Architekt 18, 1912, S. 33ff. (mit zahlreichen Abbildungen seiner W.); P. Zatloukal, in: Severní Morava 50, 1985, S. 14ff.; Enc. Hrvatske Umjetnosti 2, 1996; H. Patzelt, Evang. Leben am Golf in Triest, 1999, S. 220; B. Mader, Sfinga z Belvederja/Die Sphinx vom Belvedere, 2000, S. 51ff.; W. Aichelburg, Das Wr. Künstlerhaus 1861–2001, 1 (= Monographien zur Kunst Österr. im 20. Jh. 1/1), (2002), s. Reg.; Archiv der Akad. der bildenden Künste, Archiv der Techn. Univ., WStLA-Künstlerhausarchiv, alle Wien; Mitt. Wladimir Aichelburg, Wien, František Spurný, Šumperk, Tschechien, Collegium Carolinum, München, Dtld.
Autor: (Ch. Gruber – E. Lebensaft)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 125
geboren in Mährisch-Schönberg
gestorben in Wien
ausgebildet in Wien
ausgebildet in Olmütz
wirkte in Russland
wirkte in Deutschland
wirkte in Budapest 1882
wirkte in Bukarest
wirkte in Mährisch-Schönberg
wirkte in Wien
wirkte in Volosko
wirkte in Lovran
war Student Eidgenössisches Polytechnicum
war Student Akademie der bildenden Künste Wien 1876-1877
war Gasthörer Technische Hochschule Wien 1877-1879
war o. Mitglied Genossenschaft der Bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) 15.12.1883
war Präsident Architektenclub (Künstlerhaus) 1912
war Mitglied Radfahrclub (Künstlerhaus)

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