Selle, Friedrich

Selle Friedrich, Theologe und Botaniker. Geb. Promoisel (auf Rügen), Preußen (Sargard-Promoisel, Dtld.), 11. 6. 1860; gest. Bad Ischl (OÖ), 27. 4. 1931; evang.

AB. Nach Absolv. des Gymn. in Beuthen (Bytom, Polen) stud. S. in Breslau (Wroclaw)Theol. und wurde 1885 ordiniert. Nach einem Vikariat in Kreba (Oberlausitz) wurde er dort 1886 Pfarrer und Kreisschulinsp. Währenddessen begann er phil. Stud. und wurde mit einer sprachtheol. Arbeit in Halle (Halle an der Saale) 1889 zum Dr. phil. prom. 1895 als Pfarrer nach Meran (Merano/Meran) berufen, erweiterte er dort die Schule, sorgte für Friedhofsanlagen, Kirchen- und Pfarrhausbau und errichtete ein Diakonissenhaus. 1902–05 war er Pfarrer in Steyr, danach wirkte er pastoral in Aussee (Bad Aussee) und war ab 1907 Pfarrer in Bad Ischl. 1909 übersiedelte er als Pfarrer nach Graz, kehrte zwei Jahre später aber wieder nach Aussee zurück. Ab 1912 war er Pfarrer von Gröbming mit Amtssitz in Bad Aussee, ab 1922 Pfarrer der neugegründeten Pfarre Bad Aussee, ab 1929 i. R. 1911 wurde S. in Wien zum Dr. theol. prom. Trotz eines derart unsteten Amtslebens als Pfarrer, wobei er jeweils ao. Aufbauarbeit vollbrachte, leistete S. eine vielfältige wiss. und prakt.-theol. Arbeit. Die phil. Diss. befaßt sich mit den unterschiedl. priesterl. Redeformen beim Propheten Ezechiel (Hesekiel) aus der Zeit des babylon. Exils. Seine theol. Diss. versucht das Naturhafte, Schöpfungsmäßige zu bedenken und für die Predigt fruchtbar zu machen. S.s kirchenkundl. Arbeiten thematisieren ebenso prakt.-theol. wie kirchenrechtl. Fragen, auf gottesdienstl. Gebiet ist er eher hochkirchl. orientiert. Wichtig ist seine Editions- und Kommentararbeit der reformator. Bekenntnisschrift von Steyr. Seine zahlreichen hist. Vorarbeiten prädestinierten ihn auch zur Hrsg. der Schrift „Schicksalsbuch der evangelischen Kirche in Österreich“, 1928, in dem wesentl. Dokumente zum Protestantismus in Auswahl mit Angabe des Fundortes abgedruckt sind. Darüber hinaus galt S. als ausgez. Botaniker, war Mitgl. und Vorstand naturwiss. Ver. und Gründer des Alpengartens Bad Aussee.


Werke: W. (auch s. u. bei H. Rampler): De Aramaismis apud prophetam Ezechielem, phil. Diss. Halle, 1889; Eine Bekenntnisschrift der Stadt Steyr vom Jahre 1587, in: Jb. der Ges. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. 25, 1904, 26, 1905, 28, 1907, 30, 1909, 37, 1916; Botan. Teleol. als Propädeutik der Theol., evang.-theol. Diss. Wien, 1911; Pflanze und Weltanschauung, 1927; Merkbüchlein für botan. Betrachtungen im Alpengarten, 1929; zahlreiche Aufsätze in Z., bes. in Jb. der Ges. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. und Der Säemann; Predigten; etc.
Literatur: DBA; Kürschner, Gel.Kal., 1925–31; K. Völker, in: Jb. der Ges. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. 53, 1932, S. 152f.; H. Rampler, Evang. Pfarrer und Pfarrerinnen der Stmk. seit dem Toleranzpatent ... (= Forschungen zur geschichtl. Landeskde. der Stmk.40), 1998, s. Reg., bes. S. 259ff., 407ff. (mit W. und L.).
Autor: (E. Hofhansl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 157f.
geboren in Promoisel
gestorben in Bad Ischl

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