Seberini, Johann

Seberini (Seberiny[i], Severini, Szeberényi, Szeberínyi) Johann (Ján, János), Pfarrer, Superintendent, Pädagoge und Schriftsteller. Geb. Nagyfalu/Árvanagyfalu, Ungarn (Velicná, Slowakei), 1. 1. 1780; gest. Schemnitz/Selmeczbánya, Ungarn (Banská Štiavnica, Slowakei), 10. 2. 1857.

Sohn des Bauern Stefan, Vater von Gustav Adolf und von Johann Michael, Onkel von Ludwig (alle s. d.) und von Andreas (Ondrej) S. (s. u. Ludwig S.); evang. AB. Seine Kindheit und die seines Bruders Andreas S. (geb. Nagyfalu, Kom. Árva, Ungarn, 1. 9. 1794; gest. Maglód, Ungarn, 23. 10. 1832), der 1818–32 als evang. Pfarrer in Maglód wirkte, war überschattet durch den frühen Tod des Vaters. Nach Schulausbildung an verschiedenen Orten ihrer Heimat widmeten sich die Brüder dem Stud. der Theol. und Phil. S. absolv. diese in Preßburg und Jena (1804/05; 1839 Dr. theol. h. c.), nicht ohne auch Vorlesungen in an deren Disziplinen (er erwarb beachtl. Kenntnisse in der Mineral. und Botanik und galt als hervorragender Pädagoge) zu besuchen. Nach Hauslehrertätigkeit in Preßburg (bis 1807) wechselte S. in den prakt. Kirchendienst, zunächst als Pfarrer in Neutra-Zerdahelyi (Nitrianska Streda), 1811–19 in Kochanócz (Kochanovce), schließl. in Schemnitz (bis 1850); ab 1832 war er zugleich Senior des Honter Seniorates und Distriktsnotar, bis er 1834 zum Superintendenten der großen Bergdiözese gewählt wurde. Im Rahmen seiner Tätigkeit am Lyzeum von Schemnitz begründete S. eine homilet. Ges. zur Förderung der rhetor. Fähigkeiten der Schüler. Als Superintendent widersetzte er sich den Unions- und Magyarisierungsplänen des Generalkircheninsp. Gf. Károly Zay. Er befaßte sich mit Überlegungen zur Gründung der Matica slovenska, beteiligte sich an der Hrsg. des evang. Kirchengesangsbuches (für das er selbst elf Lieder beisteuerte), unterstützte die Initiative von Ludovít Štúr zur Gründung einer slowak. Ztg. sowie des Literaturkreises „Tatrín“. S. lehnte aber die Rechtschreibung der jungslowak. Gruppe um Štúr ab und bediente sich der überlieferten alttschech. Kirchen- und Bibelsprache (Biblictiná). 1848 begrüßte er den Freiheitskampf der Magyaren gegen Wien und widersetzte sich der slowak. Autonomiebewegung. Nach der Niederlage der Ungarn seines kirchl. Amtes enthoben (1850), wurde S. zunächst zum Tode, dann zu 20jähriger Kerkerhaft verurteilt, später begnadigt.


Werke: W. (auch s. u. bei Slovenský biografický slovník): De praecipuis capitibus primae educationis per paedagogos, eorumque munere ..., 1810; J. F. Gallii Doctrina de cerebro, cranio et organis animi ..., 1811; De praecipuis ideis theologiae pastoralis evangelicae ..., 1835; Agenda funebria slavica, 1838; Corpus maxime memorabilium synodorum evang. A. C. in Hungaria, 1848; Kritik der ung. Synodalbeschlüsse vom Jahre 1791, 1858; zahlreiche Predigten und geistl. Ansprachen in latein., ung., slowak. und dt. Sprache; usw.
Literatur: Szinnyei; Wurzbach; J. Cecetka, Pedagogické dielo J. S., 1957; L. v. Gogolák, Beitrr. zur Geschichte des slowak. Volkes 2, 1969, S. 38f.; J. Zoványi, Magyarországi Protestáns Egyháztörténeti Lex., red. von S. Ladányi, 1977; Slovenský biografický slovník ... 5, 1992; M. Kubica, Rod Seberiniovcov, 2. Aufl. 1993, S. 6ff.; Evanjelici v dejinách Slovenskej kultúry, (1997); V. Gál, Dr. J. S.Život a dielo, theol. Diss. Bratislava, o. J.
Autor: (K. Schwarz)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 73f.
geboren in Veličná
gestorben in Banská Štiavnica

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