Sedlaczek, Walter

Sedlaczek Walter, Forstwissenschaftler. Geb. Wien, 10. 11. 1872; gest. ebenda, 1. 5. 1944.

Sohn des Juristen Wilhelm S., Ratssekr. am Bezirksgericht Leopoldstadt. Absolv. nach dem Besuch mehrerer Gymn. in Wien und zwischenzeitl. Berufspraxis bei der Forst- und Domänenverwaltung Neuwaldegg (NÖ/Wien) 1893–96 die Hochschule für Bodenkultur (Ing.) und legte 1898 die Prüfung für den forsttechn. Staatsdienst ab. 1894–98 stud. S. Zool. und Botanik an den Univ. Wien und Innsbruck, 1902 Dr. phil. in Wien. Zwischenzeitl. 1897–99 bei den Forst- und Domänenverwaltungen Innsbruck, Zell am See (Sbg.) und Achenkirch (Tirol) beschäftigt, ließ er sich anschließend an die Forstl. Versuchsanstalt Mariabrunn als Ass. des Botanikers Adolf Cieslar versetzen und übernahm 1903 das Referat für Forstschutz und Forstentomol., das er bis zur Pensionierung behielt; diese Spezialgebiete lehrte er extern 1922–25 an der Forstschule in Königstetten (NÖ) und suppl. darüber 1937–39 Vorlesungen an der Hochschule für Bodenkultur. 1906 rückte S. zum Forst- und Domänenverwalter auf, 1913 Forstmeister, 1919 Forstrat, 1920 Oberforstrat, 1923 Ernennung zum Dir. der nunmehrigen Forstl. Bundesversuchsanstalt, die damals wegen finanzieller Probleme von der Auflösung bedroht war. 1924 HR, 1933 trotz persönl. Protestes i. R., 1934 Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österr. Neben Moritz Seitner war S. einer der bedeutendsten österr. Experten in Fragen der Schädlingsbekämpfung und des Forstschutzes, begann mit Stud. über Entstehungsumstände der Schädigungen verschiedener Baumarten durch Borken- und Rüsselkäfer und den Befraß von Tannensamen durch Rindenläuse, widmete sich aber auch den Obstbauminsekten. Neben den aktuellen Vorfallsforschungen über die Nonne (Lymantria monacha L.) und die Forleule (Panolis griseovariegata Goeze) beschäftigte er sichmit den durch Jagdtiere verursachten Verbißschäden. Sein umfassendes Ms. zur Ethol. der gesamten Tierwelt verschiedener Biotope ist unpubl. S. trat bereits für eine naturwiss. Umweltverträglichkeitsprüfung bei Wasserbauten ein. In der Lehre betonte er den ständigen Kontakt zu den Praktikern, beteiligte sich persönl. an Schädlingsbekämpfungskampagnen und war bestrebt, neueste Erkenntnisse durch Vorträge und „Schaustellungen“ zu verbreiten. Er war Obmann zahlreicher wirtschaftl., christl., volkstüml. Ver. sowie Gruppenleiter der Vaterländ. Front.


Werke: s. u. bei N. Braun.
Literatur: Wer ist’s?, 1935; N. Braun, in: Centralbl. für das gesamte Forstwesen 76/70, 1944, H. 7/9, S. 166ff. (mit W.); H. Killian, Mariabrunner Trilogie 2/1–2 (= Mitt. der Forstl. Bundes-Versuchsanstalt Wien 79–80), 1968, s. Reg.; Geschichte der Forstl. Bundesversuchsanstalt und ihrer Inst. (= ebenda, 106), 1974, s. Reg.; H. Killian, Bibliographie zur Geschichte von Kloster ... Mariabrunn-Schönbrunn (= FBVA-Berr. 41), 1990, s. Reg.; AdR, UA Wien, beide Wien.
Autor: (G. Heindl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 87
geboren in Wien
gestorben in Wien

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