Schweizer, Carl

Schweizer Carl, Industrieller. Geb. Weil im Dorf, Württemberg (Stuttgart, Dtld.), 27. 11. 1861; gest. Merano/Meran (Italien), 26. 3. 1923.

Sohn eines Baumeisters, Vater von Albert S. (s. u.); evang. AB. Nach Besuch der Realschule war S. drei Jahre als Lehrling in einem renommierten Papierhandelsgeschäft in Heilbronn tätig. 1883 kam er in die Stmk. und trat in die Papierfabrik Rathausky in Deutschlandsberg ein. 1884 heiratete er Ruperta, die Tochter des Miteigentümers der Fabrik, F. Pojatzi (s. d.), machte sich selbständig und pachtete die Strohpapierfabrik Hörbing bei Deutschlandsberg, deren Umsatz er binnen kurzem steigern konnte. Da diese Anlage jedoch nicht ausbaufähig war, erwarb er 1886 die „Maschinenpapier- und Carton Fabrik“ Johann Valentin Stengers in der Frohnleitner Kühau und gestaltete den konkursreifen Betrieb innerhalb von 15 Jahren zu einer modernen Papierfabrik aus. Erzeugt wurden Kartons und verschiedene Packpapiersorten für den Inlandsmarkt, aber auch für den Export, vornehml. nach Bulgarien, Ägypten und in die Türkei. Als auch dieser Betrieb den Anforderungen nicht mehr genügte, ließ S. zwischen 1900 und 1902 am jenseitigen Murufer ein Werk zur Herstellung von Rotationsdruckpapier errichten und konnte dadurch die Nachfrage nützen, die sich aus dem steigenden Bedarf an Ztg. ergab. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beeinträchtigte zwar den Export, jedoch besserte sich die Lage, als 1915 das Rotationspapier als kriegswichtig eingestuft wurde. S., ein innovativer und weitblickender Unternehmer, genoß dank seiner Leistungen für die österr. Papierind. einen ausgez. Ruf. So wurde er als Mitbegründer des österr. Papierfabriksverbands 1908 dessen Geschäftsführer und war erster Präs. der 1917 begründeten Mürztaler Holzstoff- und Papierfabrik AG sowie Verwaltungsrat der Stmk. Escompte-Bank. Nach dem Ableben S.s folgte ihm sein ältester Sohn, DI Albert S. (geb. Hörbing, Stmk., 25. 10. 1884; gest. Graz, Stmk., 26. 5. 1937), evang. AB, in der Firmenleitung nach. Dieser war nach Absolv. der Techn. Hochschule in Graz und längerer Auslandspraxis 1910 in das väterl. Unternehmen eingetreten; 1914 wurde er Gesellschafter und Prokurist. 1924 gestaltete er die Fa. in eine Familien AG, die „Papierfabrik Frohnleiten Carl Schweizer AG“, um, an deren Spitze er selbst blieb. Auf Grund der sofort einsetzenden Modernisierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen (1926–30) konnte die Produktion stark gesteigert und die Weltwirtschaftskrise relativ unbeschadet überstanden werden. Auch Albert S. nahm eine bedeutende Stellung in der österr. Papierind. ein und war u. a. maßgebl. an der Gründung der „Österreichischen Papierverkaufs GmbH“ (ÖPA), 1935, beteiligt. Nach seinem frühen Tod trat sein Sohn, DI Karl S. (geb. 1912), and ie Spitze des Unternehmens.


Literatur: N. Fr. Pr., 27. 3. 1923; N. Fr. Pr., 27. 5., Die Ind., 4. und 18. 6. 1937 (Albert S.); O. Pickl, Geschichte des Marktes Frohnleiten, 1956, S. 228ff.; ders., 75 Jahre Papierfabrik C. S. in Frohnleiten, (1963) (mit Bildern von Carl, Albert und Karl S.); ders., in: Steir. Unternehmer des 19. und 20. Jh., hrsg. von F. Tremel (= Z. des Hist. Ver. für Stmk., Sonderbd. 9), 1965, S. 70ff. (mit Bild).
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 45f.
geboren in Stuttgart
gestorben in Meran

Lifeline