Schwarzenberg, Friedrich Prinz zu

—enberg Friedrich Prinz zu Schwarzenberg (Sekundogenitur), Großgrundbesitzer und Politiker. Geb. Worlik, Böhmen (Orlík nad Vltavou, Tschechien), 30. 10. 1862; gest. Tochovice, Tschechoslowakei (Tschechien), 2. 10. 1936.

Sohn von Karl III., Bruder von Karl IV. (beide s. d.), ab 1890 verehel. mit Christiane Gfn. v. Schönborn (geb. Maleschitz, Böhmen / Malešice, Tschechien, 11. 6. 1872; gest. 14. 9. 1918). S.stud. nach Absolv. des Akadem. Gymn. in Prag (1880) an der Univ. Prag Jus (1887 Dr. jur.) und begann seine öff. Laufbahn im selben Jahr als Bez.Vorsteher in Mirowitz (Mirovice), ab 1889 bekleidete er dieselbe Funktion in Mühlhausen (Milevsko), 1904–1919 in Pisek (Písek). Ab 1887 war S. auch Kuratoriumsmitgl., später (bis 1920) Präs. der Forstschule in Pisek, wo er 1889, von seinem Vater unterstützt, die Errichtung einer Höheren Forstschule erreichte. 1893– 1901 und 1903–12 Abg. zum böhm. Landtag, ab 1895 als Nachfolger seines Bruders Karl für den Fideikommissar. Großgrundbesitz auch im Reichsrat, erregte seine im November 1896 dort gehaltene Rede über die innere tschech. Amtssprache beträchtl. Aufsehen; 1897 setzte er sich in Budweis (Ceské Budejovice) bei der Reichsratswahl als Kandidat aller tschech. Parteien gegen den dt. Kandidaten durch. 1907 ins Herrenhaus berufen, beschäftigte er sich u. a. auch mit der Lage der Südslawen in der Österr.ung. Monarchie. 1904 hatte er von seinem Vater die Herrschaft Tochovitz (Tochovice) geerbt, wo er sich intensiv der Land- und Forstwirtschaft widmete. 1905 Geh. Rat. 1909–28 Präs. des Böhm. Landeskulturrats. S. entwickelte nicht nur auf polit., sondern auch auf volkswirtschaftl. und kulturellem Gebiet eine rege Tätigkeit. 1906–36 war er Präs. der Ersten Böhm. Wechselseitigen Versicherungsanstalt, 1909–29 Vorsitzender der Ges. des Böhm. Landesmus., 1912– 1923 der Böhm. Forstunion. Nach dem Krieg hatte S. v. a. die Folgen der Bodenreform für seinen Besitz zu bewältigen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Tochovitz, eine 1935 nach der Abdankung Masaryks (s. d.) als Präs. von den Rechten angetragene Kandidatur gegen Beneš (s. d.) lehnte er ab.


Literatur: N. Fr. Pr., 7. 1. 1901, 29. 2. 1908 (beide Abendausg.); Bohemia, 16. 6. 1907, 3. 10. 1936 (mit Bild); Otto, Erg.Bd. V/2; G. Kolmer, Das neue Parlament (= Parlamentar. Jb. 5), 1897, S. 262; M. Navrátil, Almanach ceskoslovenských právníku, 1930; Fürst K. zu Schwarzenberg, Geschichte des reichsständ. Hauses S. (= Bibl. familiengeschichtl. Arbeiten 30), 1963, s. Reg.; M. Lišková, Slovník predstavitelu zemské samosprávy v Cechách 1861–1913, 1994; Biograph. Lex. zur Geschichte der böhm. Länder 3, hrsg. von F. Seibt u. a., 1999.
Autor: (E. Lebensaft – Ch. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 20f.
geboren in Staré Sedlo
gestorben in Tochovice

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