Schwarzinger, Johann

—inger Johann Schwarzinger, Buchdrucker, Journalist und Politiker. Geb. Wien, 17. 11. 1846; gest. ebenda, 26. 11. 1928.

Bruder von Josef S. (s. d.). S. war seit seinem 17. Lebensjahr bei verschiedenen Buchdruckereien beschäftigt, u. a. in jener der „Deutschen Zeitung“ und der „Presse“, bei der er 1863 seine Lehre beendet hatte. S. beteiligte sich früh in führender Position in der Wr. Buchdruckerbewegung sowie in der österr. Arbeiterbewegung. So war er Ausschußmitgl. des 1867 gegründeten Wr. Arbeiterbildungsver. und jenes Festkomitees, das 1868 ein großes Arbeiterverbrüderungsfest zwecks späterer Bildung einer Arbeiterpartei organisierte. 1870 wirkte S. im Komitee zur Unterstützung der 1869 wegen der Massendemonstration zur Erwirkung des Koalitionsrechts inhaftierten Arbeiterführer. In der Folge wandten sich S. und sein Bruder Josef gem. mit A. Scheu (s. d.) u. a. gegen die Politik Heinrich Oberwinders und waren an der Vorbereitung des Gründungsparteitages der Sozialdemokrat. Partei Österr. 1874 in Neudörfl beteiligt, bei dem S. ein 14 Punkte umfassendes Programm zur Lösung organisator. Fragen unterbreitete. In Durchführung der Beschlüsse des „Neudörfler Parteitages“ betrieb er die Bildung eines Zentralkomitees, welches die 1870 in Wr. Neustadt gegründete „Gleichheit“, die maßgeblichste Arbeiterztg. Österr., weiterhin hrsg. und für polit. Fragen zuständig sein sollte. Auch die nächsten Parteitage (1875 Marchegg, 1876 Wr. Neustadt und 1877 Atzgersdorf) wurden im wesentl. von S. und seinem Bruder vorbereitet. 1875 war S. Red.Mitgl. der „Gleichheit“, ab Jänner 1876 übernahmen die Brüder S. deren Herausgeberschaft und damit die Leitung der Sozialdemokrat. Partei. S. war auch Red. des „Sozialist“, der Nachfolgeztg. der „Gleichheit“, und wurde als solcher 1878 in einem Preßprozeß, in dem er übrigens von Lueger (s. d.) vertreten wurde, verurteilt. Bald darauf zog sich S., der seit 1889 bei der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ und 1903–25 dort als erster Metteur tätig war, aus aktiver Politik und Interessensvertretung zurück. Er gehörte zwar dann vorübergehend der Partei Kronawetters (s. d.) an, blieb jedoch bis zuletzt Mitgl. der sozialdemokrat. Bez.Organisation Josefstadt.


Werke: Hrsg.: Oesterr. Arbeiter-Kal. ..., 1877ff.; Der Sozialist, 1877; usw.
Literatur: Der Sozialist, 13. 7. 1878; Arbeiter-Ztg., 25. 11., Wr. Allg. Ztg., 29. 11., Vorwärts!, 7. 12. 1928; Bourdet; L. Brügel, Geschichte der österr. Sozialdemokratie 1–3, 1922, 5, 1925, s. Reg.; H. Steiner, Die Arbeiterbewegung Österr. 1867–89 (= Veröff. der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Arbeiterbewegung in Österr. 2), (1964), s. Reg.; Mus. und Archiv für Arbeit und Ind. im Viertel unter dem Wienerwald „Industrieviertelmuseum“, Stadtarchiv, beide Wr. Neustadt, NÖ; Ver. für Geschichte der Arbeiterbewegung, WStLA, beide Wien.
Autor: (K. Flanner)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 31f.
geboren in Wien
gestorben in Wien

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