Schwarzinger, Josef

Schwarzinger —inger Josef, Buchdrucker, Journalist und Politiker. Geb. Pillersdorf (NÖ), 31. 10. 1848; gest. Wien, 16. 12. 1910.

Bruder von Johann S. (s. d.). S., der 1860–65 in Wien eine Buchdruckerlehre absolv. hatte, trat noch 1865 dem Buchdruckerver. bei und schloß sich in der Folge der radikalen Richtung in der Arbeiterbewegung um Andreas Scheu (s. d.) an. Insbes. an der Gründung der Ztg. „Gleichheit“ in Wr. Neustadt wesentl. beteiligt, leitete er diese zu Beginn der 70er Jahre gem. mit seinem Bruder. Ab 1874 war S. Ausschußmitgl. des Ver. der Buchdrucker und Schriftgießer NÖ und in der Folge Red.Mitgl. (und zeitweise Hrsg.) von dessen Organ „Vorwärts!“. Gem. mit seinem Bruder beteiligte er sich an der Vorbereitung des Delegiertentages zur Gründung der Sozialdemokrat. Partei Österr. in Neudörfl (1874) sowie der Parteitage in Marchegg (1875), Wr. Neustadt (1876) und Atzgersdorf (1877). 1874, 1876, 1880 und 1882 war S. auch Mitgl. der Gehilfen-Tarif-Komm. und wirkte bei der Streikbewegung 1882 in vorderster Front mit. 1883 wurde er zum Gehilfenobmann in der neu errichteten Buchdruckergenossenschaft gewählt, durfte diese Funktion jedoch nicht ausüben, da er bei der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ zwar als Metteur beschäftigt war, fakt. jedoch die Stellung eines Geschäftsleiters einnahm. Diese Position brachte ihn auch in Konflikt mit den Setzern, sodaß er schließl. die Ztg. verlassen mußte. Da der Versuch, 1889–91 eine eigene Druckerei zu führen, letztl. fehlschlug, übernahm S. 1894 Einrichtung und Leitung der Druckerei des neu gegründeten „Neuen Wiener Journals“, wo er jedoch nach Problemen mit der Belegschaft bald wieder ausschied. Auch Versuche, im Ausland berufl. Fuß zu fassen, scheiterten, sodaß er, 1897 nach Wien zurückgekehrt, 1898 erneut eine eigene Druckerei, jedoch wiederum ohne Erfolg, eröffnete. Polit. trat S., der eine führende Stellung in der frühen Arbeiterbewegung Österr. innegehabt hatte, in den letzten Jahren seines Lebens nicht mehr hervor.


Werke: Die neue Gewerbeordnungs-Novelle, o. J. – Hrsg., Red. und Verleger: Die Freiheit. Organ der demokrat. Partei Oesterr., 1889–91; usw.
Literatur: Wr. Allg. Ztg., 17., Vorwärts!, 30. 12. 1910; Bourdet; L. Brügel, Geschichte der österr. Sozialdemokratie 2–3, 1922, 5, 1925, s. Reg.; H. Steiner, Die Arbeiterbewegung Österr. 1867–89 (= Veröff. der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Arbeiterbewegung in Österr. 2), (1964), s. Reg.; Mus. und Archiv für Arbeit und Ind. im Viertel unter dem Wienerwald „Industrieviertelmuseum“, Stadtarchiv, beide Wr. Neustadt, NÖ; Ver. für Geschichte der Arbeiterbewegung, WStLA, beide Wien; Mitt. Karl Flanner, Wr. Neustadt, NÖ.
Autor: (E. Lebensaft)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 32
geboren in Pillersdorf
gestorben in Wien

Lifeline