Schumacher, Ignaz

Schumacher (Schuhmacher) Ignaz, Mediziner. Geb. Großschweinbarth (NÖ), 16. 6. 1810; gest. Salzburg (Sbg.), 19. 6. 1877.

Sohn eines bürgerl. Kaufmanns, Vater des Albert S. v. Tännengau (s. d.). Absolv. nach Besuch des Schottengymn. ab 1828 die phil. Jgg. an der Univ. Wien, stud. ab 1830 Med., 1836 Dr. med., 1837 Dr. chir. und nach weiteren Stud. am Thierarznei-Inst. 1841 Mag. der Tierheilkde. Schon 1837 Pensionär am Thierarznei-Inst., im März 1841 suppl. Korrepetitor, im Oktober desselben Jahres Korrepetitor der Zootomie, 1842 der Speziellen Pathol. und Therapie, suppl. er im selben Jahr einige Monate die Chirurg. Lehrkanzel, 1842–43 jene für Zootomie und Zoophysiol. 1845 kam er als Prof. der Seuchenlehre an die Med.-chirurg. Stud.-Anstalt Salzburg, wo er ab 1848 auch Tierheilkde. lehrte, 1848–50 die Lehrkanzel für Theoret. Med. suppl., ab 1849, anfangs als Supplent, auch jene für Gerichtl. Med. sowie Staatsarzneikde. innehatte und 1876 i. R. trat. S. hielt daneben, bis 1874 unentgeltl., ao. Vorträge über Methoden zur Rettung Scheintoter oder plötzl. in Lebensgefahr geratener Menschen, wirkte u. a. ab 1858 als Gerichtsarzt, bekam – schon vorher auf diesem Gebiet tätig – 1866 alle in Salzburg auftretenden veterinärpolizeil. Agenden übertragen und gehörte der Ständigen Medizinalkomm. sowie ab 1870 als o. Mitgl. dem Landessanitätsrat an. Ab 1850 nahm er zudem privat sämtl. im Garnisonsspital anfallenden Obduktionen vor und vermittelte seinen Studenten daher auch Obduktionsmethodik sowie die aus den patholog. Befunden gewonnenen Erkenntnisse. Er trug so wesentl. zur Vertiefung und Erweiterung der med. Lehre in Salzburg bei.


Werke: Der Prozess gegen die Anna S., angeklagt des Verbrechens der Brandlegung …, in: Wr. Med. Ws. 7, 1857; War der Angeklagte zur Zeit der Verübung der strafbaren Handlungen, ohne Absicht auf diese, voll berauscht …, ebenda, 11, 1861; Geisteskrankheit Bosheit, in: Z. für gerichtl. Med. … 3–4, 1867–68; Todtschlag-Nothwehr, in: Dt. Z. für die Staatsarzneikde., NF 29, 1872; Mordversuch, verübt von einem Geisteskranken, in: Wr. Med. Presse 14, 1873; usw.
Literatur: Sbg. Volksbl., 21., Sbg. Ztg., 23. 6. 1877; Hirsch; Pagel; Wr. Med. Ws. 27, 1877, Sp. 619; M. F. Röll, Das k. k. Militär-Thierarznei-Inst. in Wien …, 1878, S. 38, 40, 123; A. Schumacher v. Tännengau, Chronik der Familie S. 1810–1912, 1912; W. Goldinger, in: Jb. für Landeskde. von NÖ 36, 1964, S. 516f.; A. E. Maier, Die niederärztl. Ausbildung zu Salzburg im 19. Jh., (1972), S. 76f.; A. Kreuter, Deutschsprachige Neurologen und Psychiater 3, 1996; AVA Wien.
Autor: (O. Weber)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 360f.
geboren in Groß-Schweinbarth
gestorben in Salzburg

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