Schumann, Carl

Schumann Carl, Architekt. Geb. Esslingen a. Neckar, Württemberg (Dtld.), 5. 12. 1827; gest. Wien, 29. 4. 1898.

Evang. AB. S. stud. ab 1844 an der Polytechn. Schule in Stuttgart und kam 1850 nach Wien, wo er im Atelier L. Försters (s. d.) arbeitete. Hier war er u. a. mit der Ausarbeitung der von Förster verf. Pläne für den israelit. Tempel in Wien II betraut, an selbständigen Arbeiten sind die Pläne für einen Tempel in Pest (Budapest) und Temesvar (Timisoara) sowie für das Administrationsgebäude der Donau-Dampfschiffahrts-Ges. in Pest zu nennen. 1857–69 wirkte er als Vorstand der Architektur-Abt. der österr.-ung. Staatseisenbahn-Ges. Als Baudir. der Wr. Bauges. (ab 1869), der bedeutendsten Fa. ihrer Art in Wien, war er mit der Errichtung von zahlreichen Staats- und Wohnbauten, insbes. im Bereich der Ringstraßenzone, befaßt. S. schuf viele Nobelwohnhäuser in Zusammenarbeit mit den Chefarchitekten der Bauges., Theodor Bach und Ludwig Tischler, wobei sein Planungsanteil bislang nicht abzugrenzen ist. In seinen Arbeiten scheint er Anregungen von Carl Tietz verarbeitet zu haben, auch benutzte er virtuos Elemente des spätromant. Repertoires, gehörte aber v. a. zu den führenden Exponenten des Strengen Historismus, der sich in seinen Werken lange Zeit klass. verkörperte. Die Spätwerke zeigen eine reichere Strukturierung, ohne dem Renaissancemäßigen völlig zu entsagen. Mit seinem Œuvre bewegt er sich meist im Bereich gehobener Repräsentationsansprüche und verbindet den Wohnbau wiederholt mit Eigenschaften des Monumentalbaues. 1852 Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., 1866 Ehrenmitgl. der Wr. Akad. der bildenden Künste, 1873 Verleihung des Bauratstitels, im selben Jahr Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1889–98 Mitgl. der Prüfungskomm. der Techn. Hochschule Wien, 1895 Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens.


Werke: Zahlreiche Wohnhäuser in Wien, u. a. Kärntner Ring 8, 1860 (gem. mit W. Flattich), Opernring 17, 1863, Babenbergerstraße 5, 1864, Museumstraße 1–5/Volksgartenstraße 1–5, 1870, Gonzagagasse 18, um 1870, Hansenstraße 1–5 und 2–6, 1871, Löwelstraße 22, 1873 (gem. mit L. Tischler), 14–16 und 18, beide 1880, Ferstelgasse 3, 1882, Graben 8 (gem. mit Th. Bach), 1887, Casa piccola, Wien VI (gem. mit Th. Bach), 1896, usw.; Staatsbahnhof, 1870, Hotel Metropole (gem. mit L. Tischler), 1873, beide Wien; usw.
Literatur: Wr. Ztg. und Fremden-Bl., 30. 4. 1898; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Th. Reuter, in: Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. 50, 1898, S. 304f. (mit Bild); R. Schmidt, Das Wr. Künstlerhaus …, 1951, S. 60, 139; A. Kieslinger, Die Steine der Wr. Ringstrasse (= Die Wr. Ringstrasse 4), 1972, s. Reg.; K. Eggert, Der Wohnbau der Wr. Ringstrasse im Historismus 1855–96 (= ebenda, 7), 1976, s. Reg.; Die Kunstdenkmäler Wiens. Die Profanbauten des III., IV. und V. Bez., bearb. von G. Hajós, E. Vancsa und U. Steiner (= Österr. Kunsttopographie 44), (1980), S. 345; UA Stuttgart, Dtld.; HHStA, Wien.
Autor: (W. Krause – E. Springer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 366f.
geboren in Esslingen am Neckar
gestorben in Wien
wirkte in Budapest
wirkte in Temeswar
war Student Königliche Polytechnische Schule (Stuttgart) 1844
war Mitarbeiter von Atelier Ludwig Förster & Theophil Hansen 1850
war leitender Mitarbeiter Architekturabteilung Österreichische Staatsbahn-Gesellschaft 1857-1869
war Direktor Wiener Bau-Gesellschaft 1869
war Mitglied Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein 1852
war Ehrenmitglied Akademie der bildenden Künste Wien 1866
war Mitglied Genossenschaft der Bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) 1873
war Mitglied Franz-Joseph-Orden 1895

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