Schuster, Richard

Schuster Richard, Ps. Schörgarn, Archivar, Historiker und Mundartschriftsteller. Geb. Wien, 5. 8. 1867; gest. Salzburg (Sbg.) 5. 1. 1905.

Sohn eines Advokaten. Nach Absolv. des Gymn. in Wien stud. S. ab 1886 Geschichte, Geographie und Germanistik an der Univ. Wien. 1890 wurde er mit der Diss. „Die Regierung Leopolds III. Markgrafen von Österreich“ zum Dr. phil. prom. 1889–91 Ausbildung am Inst. für österr. Geschichtsforschung. S. trat 1892 als Volontär in das Archiv des Min. des Inneren ein, wo er 1896 zum Archivar bestellt wurde. In den Jahren nach seinem Stud.Abschluß publ. er mehrere Arbeiten zur Wr. Stadtgeschichte und beschäftigte sich, darin ein typ. Schüler E. Mühlbachers (s. d.), mit mittelalterl. Fälschungen. 1899 übersiedelte S. nach Salzburg, wo er in das Regierungsarchiv (Landesarchiv) eintrat und 1901 F. Pirckmayer (s. d.) als Archivdir. ablöste. In seinem neuen Wirkungsbereich befaßte sich S. vornehml. mit Fragen der Siedlungsgeschichte und der Volkskde. Sbg. Der Sbg. Landeskde. waren die von S. im Rahmen der von ihm organisierten Sbg. Hochschul-Ferialkurse in den Jahren 1903 und 1904 abgehaltenen Exkursionen gewidmet. Zum Gedenken an sein Wirken für diese wiss. Institution wurde S. zu Ehren im Vestibül des Schlosses Mirabell 1905 eine Gedenktafel errichtet. Neben seiner berufl. Arbeit als Archivar und Historiker war S. auch schriftsteller. tätig. Väterlicherseits aus einer Innviertler Bauernfamilie stammend, widmete er sich der Pflege der oö. Mundartdichtung. Ein Bewunderer der Dichtungen Franz Stelzhamers und als solcher an der Gründung des Stelzhamerbundes beteiligt, verf. S. unter dem Ps. „Schörgarn“, dem Namen des Familiengutes im Innviertel, auch selbst Ged. in Innviertler Mundart, von denen einige in Ztg. veröff. wurden. Daneben war S. auch für das „Salzburger Tagblatt“ journalist. tätig. Seit seinen Studententagen war S. ein begeisterter Alpinist und Mitgl. des Dt. und Österr. Alpenver., dessen Akadem. Sektion Wien er 1887 mitbegründete. Polit. der deutschnationalen Bewegung nahestehend, war S. in Wien einige Zeit Mitgl. der Dt. Volkspartei und des Dt. Ver. und gehörte in OÖ der antiklerikalen oö. Bauernbewegung an. S., der auf hist., literar. und organisator. Gebiet eine reichhaltige Tätigkeit entfaltete, fiel einem trag. Unglück (Kohlenoxidvergiftung) zum Opfer.


Werke: Zappert’s „ältester Plan von Wien“, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 127, 1892 (Sonderdruck, 1893); Über wiss. Fälschungen und ihre Kritik, in: Akadem. Ver. dt. Historiker in Wien 4, 1892/93; Regesten aus dem Archive des k. k. Min. des Inneren, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, I. Abt., Bd. 2, 1896; Polit. Geschichte bis zur Zeit der Landesfürsten aus habsburg. Hause, in: Geschichte der Stadt Wien 1, 1897; Zum heutigen Stande unserer landeskundl. Kenntnisse, in: Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde., 41, 1901; usw. Ged. in: Sammelbd. heimatl. Dichtungen und Weisen (= Aus dá Hoamát 9), 1899.
Literatur: N. Fr. Pr., 5. und 6. 1., 27. 8. und 7. 10. 1905; Sbg. Chronik, 7. 1., Sbg. Volksbl., 7. 2. 1905; Lhotsky, Inst., S. 199f.; Österr. Rundschau 1, 1904/05, S. 652; Hist. Vjs. 8, 1905, S. 152; Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde. 45, 1905, S. 14f.; MIÖG 26, 1905, S. 199f.; W. Leesch, Die dt. Archivare 1500–1945, 1, 1985, S. 169, 2, 1992, S. 559; F. Koller, Das Sbg. LA (= Schriftenr. des Sbg. LA 4), 1987, S. 15 (mit Bild), 19, 25; AVA, UA, beide Wien; Mitt. Oskar Dohle, Salzburg, Sbg.
Autor: (J. Seidl – O. Weber)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 396f.
geboren in Wien
gestorben in Salzburg

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