Schustler, Moritz

Schustler Moritz, Urologe. Geb. Neutitschein, Mähren (Nový Jicín, Tschechien), 5. 12. 1855; gest. ebenda, 1. 6. 1920.

Sohn eines Notars. Nach der Reifeprüfung am Gymn. in Olmütz (Olomouc) 1874 begann S. seine med. Stud. zunächst an der Univ. Graz und wechselte 1877 an die Univ. Wien, wo er 1880 zum Dr. med. prom. wurde. Danach arbeitete er an der Prosektur der Rudolfstiftung in Wien unter H. Chiari (s. d.), war von 1881–84 Operationszögling bei Billroth (s. d.) und wurde vom Urologen L. v. Dittel (s. d.) 1884–86 als Ass. an dessen Abt. im Allg. Krankenhaus angestellt. 1892 Doz. für Chirurgie. Unter Dittel arbeitete S. an der Entwicklung der modernen Urol. mit, zumal gerade zu dieser Zeit Max Nitze ein gebrauchsfähiges Zystoskop gebaut und weiterentwickelt hatte. Zudem war er an der Lösung des techn. Problems der operativen Entfernung der hypertroph. Prostata beteiligt. Daß ihn Billroth nach Robert Ultzmanns unerwartetem Tod mit der Hrsg. von dessen nachgelassenem Beitr. über „Die Krankheiten der Harnblase“ beauftragte, ist als Beweis für S.s hohe wiss. Reputation zu werten. Nach dem Tod Dittels 1898 erwartete man die Berufung S.s zum Nachfolger, was jedoch durch die Fakultätspolitik, hauptsächl. vertreten durch den Chirurgen Eduard Albert (s. d.), der die Urol. der klin. Chirurgie erhalten wollte, verhindert wurde. Nachdem S. unter diesen Umständen abgelehnt wurde, glaubte er – nunmehr ohne Spitalsabt. – seiner Lehrverpflichtung nicht mehr nachkommen zu können und legte im Wintersemester 1896/97 die Dozentur nieder. Nach Aufgabe seiner ärztl. Praxis kehrte er Wien den Rücken und zog sich in seine Heimatstadt Neutitschein zurück, wo er sich der Landwirtschaft widmete und hist. sowie sprachl. Stud. betrieb.


Werke: Ueber einen Fall von Epithelialcarcinom in der Continuitaet der männl. Harnröhre, in: Wr. Med. Ws. 31, 1881; Carcinom beider Ovarien. Doppelseitige Ovariotomie. Darm- und Blasenresektion. Heilung, ebenda, 33, 1883; Perinealschnitt und Sectio alta in Beziehung zur Thompson’schen Digitaluntersuchung der Harnblase, ebenda, 35, 1885; Beitrr. zur cystoskop. Diagnostik, ebenda, 36, 1886; Diagnostik der Harnblasengeschwülste, ebenda, 36, 1886; Ueber einen durch Laparatomie geheilten Fall von Schwangerschaft ausserhalb der Gebärmutter, ebenda, 37, 1887; Chirurg. Erfahrungen über Cocainanästhesie, ebenda, 37, 1887; Zur operativen Behandlung der Prostatahypertrophie, in: Wr. klin. Ws. 1, 1888; usw. – Hrsg.: R. Ultzmann, Die Krankheiten der Harnblase (= Dt. Chirurgie 52), 1890; usw.
Literatur: Fischer; Lesky, s. Reg.; A. Fraenkel, in: Wr. klin. Ws. 33, 1920, S. 547f.; V. Blum, in: Wr. Med. Ws. 79, 1929, S. 805ff.; ders., in: Z. für urolog. Chirurgie 29, 1930, S. 137ff.; E. Lesky, in: Klin. Med. 18, 1963, S. 221ff.; AVA, UA, beide Wien.
Autor: (K. Sablik)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 401
geboren in Neutitschein
gestorben in Neutitschein

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