Schüttelkopf, Balthasar

Schüttelkopf Balthasar, Volkskundler und Lehrer. Geb. Straßburg-Kreuzberg (Gurk, Kärnten), 5. 1. 1863; gest. Wolfsberg (Kärnten), 20. 9. 1908.

Der Bergbauernsohn S. absolv. die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt, wo er zweifellos von seinem Musiklehrer Neckheim (s. d.) beeinflußt worden ist, dessen „222 echte Kärntnerlieder“ (1892) S. aber sehr krit. rezensierte. S. war als Lehrer ab 1882 in Friesach und ab 1884 in Hüttenberg, als Schulleiter ab 1887 in Knappenberg tätig. 1891 Ablegung der Bürgerschulprüfung, 1901 Lehrbefähigung für kaufmänn. und gewerbl. und 1903 für landwirtschaftl. Fortbildungsschulen. Ab 1891 Bürgerschullehrer in Klagenfurt, 1898 Dir. der K.-Franz-Josef-Jubiläums-Knaben-Bürgerschule in Wolfsberg, die 1901 auch für Mädchen erweitert wurde. S. war Gründer der Hilfskassa des Kärntner Lehrerbundes und Schriftleiter des Kärntner Schulbl. Er sammelte und publ. mündl. Überlieferungen, insbes. Kleinformen der Volksdichtung; von ihm stammt u. a. die einzige umfangreiche Veröff. von Volksrätseln aus Kärnten. Wegen seiner musikal. Begabung in all seinen Schulorten auch als Chorleiter tätig, gab er selbst Kärntnerlieder in fünfstimmigen Sätzen heraus; deren bekanntestes widmete er 1902 dem Wolfsberger Männergesangsver. zum 50. Bestandsjubiläum „I håb di gern“, erschienen in der Smlg. „Aus’n Karntnerland“, 1905. Bemerkenswert ist sein Bemühen um exakte Angabe der Herkunft seiner Aufzeichnungen, wobei er, der selbst zahlreiche Lieder bearb., jede Harmonisierung der Singweise ablehnte und vehement für den Fünfgesang eintrat. Als 1905 das Unterrichtsmin. zum Sammeln von Volksliedern in den Bundesländern Volksliedausschüsse zu gründen empfahl, wurde in Kärnten S. unter Leitung von Lessiak (s. d.) zum Obmann-Stellv. gewählt. Neben dem Aufnehmen von mündl. tradierten Volksliedern war es auch die Aufgabe dieser Ausschüsse, Abschriften von handschriftl. Quellen und Nachweise gedruckter Belege anzufertigen sowie Interviews mit Liederdichtern durchzuführen. „Als vorzüglicher Kenner des Kärntnerliedes sammelte er in kurzer Zeit 2.000 Volkslieder, darunter viele Balladen, Hirtenspiele u. a.“ (Schulchronik), konnte aber seine eineinhalbjährige Freistellung ab Juni 1908 zu weiterer Forschung nur mehr wenige Wochen nützen. Als Schriftsteller widmete er sich auch den Themen Jagd, Touristik und Geographie.


Werke: Kinderreime und Kinderspiele, ges. im oberen Görtschitztale, am Krappfelde und um Osterwitz, in: Carinthia I, 80–83, 1890–93; Wettersprüche und Wettergebete, ges. am Hüttenberger Erzberge, ebenda, 81, 1891; Die Brechelstear, aufgezeichnet im oberen Görtschitztale, ebenda, 81, 1891; Sprüche und Gebete gegen Krankheiten, aufgezeichnet am Knappenberge, ebenda, 82, 1892; Altes und Neues aus Kärntens Schulhäusern, 1895, Tl.Ausg. in: Kärntner Almanach 1944, 1944; Hundert Spaziergänge und Ausflüge am Wörthersee, 1895; Dt. Volksrätsel aus Kärnten, in: Carinthia I, 85–86, 1895–96; Haltersegen, aufgezeichnet in Zweinitz bei Weitensfeld, Gurktal, ebenda, 86, 1896; Aus den Tagen des „Ersamben Handtwerchs“, ebenda, 86, 1896; 25 Kärntnerlieder für fünf Männerstimmen, 1898; Führer bei Wanderungen im Lavanttal, 1903; Heimatkundl. Lesestücke. Ergg. zu dem Lesebuche für allg. Volksschulen in Kärnten, 1906; Aus Berg und Tal. 16 Original Kärntner Lieder, 1907; Kärntner Hirtenlieder, hrsg. von A. Anderluh, 1931; usw.
Literatur: F. Jaeger, in: Carinthia I, 99, 1909, S. 250; A. Kollitsch, Geschichte des Kärntnerliedes (= Schriften zur Geistesgeschichte Kärntens 1/2), 1936, S. 57ff.; O. Moser, in: Carinthia I, 184, 1994, S. 314f.; Wånn du durchgehst durchs Tål, hrsg. vom Kärntner Volksliedwerk, 1996, S. 36f. (mit Bild); Schulchronik. 1. Okt. 1898 – 31. Jänner 1919, Manuskript, Hauptschule 1, Wolfsberg, Kärnten.
Autor: (M. Martischnig)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 298f.
geboren in Gurk
gestorben in Wolfsberg
wirkte in Friesach 1882
wirkte in Hüttenberg 1884
wirkte in Knappenberg 1887
wirkte in Klagenfurt 1891
ausgebildet in Klagenfurt
wirkte in Wolfsberg
war Schüler Kaiserlich-Königliche Lehrer-Bildungsanstalt (Klagenfurt)
war Direktor Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Knaben-Bürgerschule Wolfsberg 1898
war Mitarbeiter von Ministerium für Kultus und Unterricht 1905

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