Schulpe de Törökkanizsa, Georg

Schulpe de Törökkanizsa Georg, Schriftsteller, Sozialreformer und Philanthrop. Geb. Törökkanizsa, Ungarn (Kanjiža, Kroatien), 7. 10. 1867; gest. Bratislava, Tschechoslowakei (Slowakei), 26. (27.) 3. 1936.

S. entstammte einer reichen Adelsfamilie. Nach Beendigung seiner rechtswiss. Stud. in Preßburg (1885–89) ließ er sich 1894 ebendort nieder. Schon früh begann er mit schriftsteller. Versuchen. Gefördert von Hermann Allmers, brachte er bereits 1886 seine zweibändigen „Gedichte. Eigenes und Fremdes“ heraus. Daneben versuchte er sich auch in der dramat. Gattung, etwa mit den Einaktern „Aug um Auge“ oder „Der Prinz“ (beide 1890) und widmete sich ebenso Übers., u. a. von Werken Petofis oder Branko Radicevic’ (beide s. d.). S. machte sich jedoch v. a. als Sozialreformer einen Namen. Er gründete eine Bewegung zur Errichtung von gesunden, billigen Arbeiterwohnhäusern und ließ selbst sieben Gebäude mit je 36 Einzimmerwohnungen sowie ein kleines Mus. und einen Kindergarten errichten. Die so entstandene Kolonie trug seit 1904 seinen Namen und diente Preßburger Fabrikanten als Vorbild für den Bau ähnl. Arbeitersiedlungen. Zu S.s Verdiensten zählte ferner die Gründung einer Schule (1908) und eines Arbeitsamtes (1909), das jährl. 400–500 Stellen vermitteln konnte. Außerdem spendete er bedeutende Summen zur Unterstützung von Arbeitern, etwa für Lebensmittel und Bücher, und gründete den Arbeiterbildungsver. „Urania“. Ferner nahm er an den internationalen Arbeiterkongressen in Bordeaux (1895), wo er zum Vizepräs., und in Brüssel, wo er zum Generalsekretär gewählt wurde, teil. S., der für seine Verdienste zum HR ernannt wurde und auch Mitgl. zahlreicher Akad. und wiss. Ges. war, hinterließ fast sein gesamtes Vermögen der Stadt Preßburg und einen ansehnl. Geldbetrag für eine zukünftige slowak. Akad. der Wiss.


Werke: W. (s. auch bei Kosch und V. Glosíková): Fremdländ.Blumen, 1888 (Übers.); Harfe und Harnisch, 1888; Nordische Klänge, 1888; Sehnen und Suchen, 1894 (Ged.); Die Socialreformbewegung in Ungarn, 1901; A munkástörvényhozásról (Über die Arbeitergesetzgebung), 1902; Sozialeth. Stud., 1909; Városi szociálpolitika (Städt. Sozialpolitik), 1909; Védekezés a ferozo betegségek ellen (Schutz gegen ansteckende Krankheiten), 1913; Altare der Menschheit (Ged.), 1922; Weltfriedensprogramm, 1924; usw.; zahlreiche Beitrr. in: Híradó usw. Hrsg.: German. Göttersagen, 1887.
Literatur: Híradó, 10. 6. 1894 und 27. 4. 1895; Pravda, 16. 5. 1967; Brümmer; Das geistige Ungarn; Giebisch–Gugitz; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg.; Pallas; Révaí; Szinnyei; J. Weidlein, Dt. Kulturleistungen in Ungarn seit dem 18. Jh. (= Donauschwäb. Schrifttum 9), (1963), S. 112; R. Rudolf – E. Ulreich, Karpatendt. Biograph. Lex., 1988; Slovenský biografický slovník 5, 1992; V. Glosíková, Hdb. der dt.sprachigen Schriftsteller aus dem Gebiet der Slowakei (17.–20. Jh.) (= Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 625), 1995.
Autor: (N. Duka-Zólyomi)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 336f.
geboren in Novi Kneževac
gestorben in Pressburg

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