Schultz von Straßnitzki, Leopold Karl

Schulz v. S., — von Straßnitzki, Leopold Karl, Mathematiker. Geb. Krakau, Galizien (Kraków, Polen), 31. 3. 1803; gest. Vöslau (Bad Vöslau, NÖ), 9. 6. 1852.

Sohn eines Kreiskoär. S. kam nach dem Tod der Mutter 1811 nach Wien zu seinem Großvater, der den hochtalentierten Enkel in jeder Weise förderte. Ab 1819 stud. S. Phil. an der Univ. Wien, v. a. Mathematik und Physik, aber auch fast alle anderen Fächer der Fak., hörte Vernunftrecht sowie Statistik an der jurid. Fak., Mechanik und Baukunst am Polytechn. Inst. in Wien, wurde aber erst 1834 an der Univ. in Lemberg (L’viv) zum Dr. phil. prom. Schon 1823 Adjunkt für Mathematik und Physik am Polytechn. Inst., bald danach dort Supplent, wurde er 1824 Adjunkt an der Univ., 1827 Prof. für Mathematik am Lyzeum in Laibach, 1834 Prof. der Mathematik und prakt. Geometrie an der Univ. Lemberg, wo er 1835/36 als Dekan fungierte, kam 1838 als Prof. der Elementarmathematik an das Polytechn. Inst. nach Wien zurück, wo er ab 1843 auch Höhere Mathematik lesen und prüfen durfte, und suppl. 1839 den Lehrstuhl für Elementarmathematik an der Univ. In allen seinen Stellungen entfaltete S. eine überaus erfolgreiche Lehrtätigkeit. Neben seinen normalen Aufgaben hielt er in Laibach ab 1829 unentgeltl. öff. Vorlesungen über Höhere Mathematik und populäre Astronomie, die stets einen großen Zuhörerkreis aus verschiedensten Ges.Schichten anzogen. Dies führte er in Lemberg weiter. In Wien veranstaltete er ebenfalls astronom. Vorlesungen, ab 1843 an Sonn- und Feiertagen unentgeltl. populäre Vorlesungen über Geometrie für Künstler sowie Handwerker und trug 1848 als erster am Polytechn. Inst. Universalgeschichte vor. Erstmals im dt. Sprachraum setzte er sich für die Verwendung des engl. Rechenschiebers ein und entwickelte gem. mit Altmütter (s. d.) ein einfacheres bzw. weniger kostspieliges Instrument. Aber auch anderweitig führte er Fortschritte herbei, u. a. durch Entwicklung der einfachen Methode zur Auffindung der reellen Wurzeln höherer numer. Gleichungen. Zudem im öff. Leben engagiert, wurde er u. a. 1848 von der Vorstadt Wieden in den Gmd.Ausschuß entsandt und zum Präs. des von ihm mitbegründeten Pädagog. Ver. gewählt. Er setzte sich v. a. erfolgreich für bessere Bildung, Entlohnung sowie Anhebung der sozialen Stellung der Volksschullehrer, bes. der Lehrgehilfen und Unterlehrer, durch Besoldung seitens der Gmd. ein. Obwohl von schwacher Gesundheit, konnte er aber noch 1851 im Auftrag des Min. für Kultus und Unterricht zur Allg. Ind.Ausst. nach London reisen, um techn. Instrumente sowie das engl. Schulwesen zu stud., mußte jedoch dann seine Tätigkeit aufgeben. S., der auch grundlegende Monographien bzw. Lehrbücher veröff., prägte wesentl. das in der ersten Hälfte des 19. Jh. in Aufbruchstimmung befindl. wiss. Leben an seinen Wirkungsorten mit und trug durch seine Vorlesungen entscheidend zum Aufschwung des Polytechn. Inst. sowie zur Popularisierung seiner Disziplin bei.


Werke: Das geradlinige Dreieck und die dreiseitige Pyramide …, 1827; Elemente der reinen Mathematik …, 2 Tle., 1831–35; Neue Methode zur Auffindung der reellen Wurzeln numer. Gleichungen …, 1842; Anweisung zum Gebrauche des engl. Rechenschiebers …, 1843; Hdb. der bes. und allg. Arithmetik …, 1844, 2. Aufl. 1848; Gemeinverständl. Anleitung zur Rechnung in Decimalbruechen, 1848; Hdb. der Geometrie …, 1850; Grundlehren der höhern Analysis …, 1851; Anfangsgründe der Geometrie …, 1851; usw.
Literatur: ADB; Poggendorff 2; PSB; SBL; Wurzbach; Prof. S. v. S. als Gelehrter und Mensch, 1862; E. Kessler, in: Beamten-Ztg. 8, 1877, S. 185ff.; K. Huber, S. v. S., 1879 (mit Bild); Dr. L. K. S. v. S., 1903; E. Czuber, in: Mitt. des Musealver. für Krain 16, 1903, S. 66ff.; ders., in: Z. für das Realschulwesen 28, 1903, S. 129ff.; Die k. k. Techn. Hochschule in Wien 1815–1915, red. von J. Neuwirth, 1915, s. Reg., bes. S. 351f.; A. Lechner, Geschichte der Techn. Hochschule in Wien (1815–1940), 1942, s. Reg.; 150 Jahre Techn. Hochschule in Wien 1815–1965, 2, hrsg. von H. Sequenz, 1965, S. 122; G. Will, Personalbibliographien von Prof. der phil. Fak. zu Wien … 1820 bis 1848 …, (1972), S. 82ff.; N. Ottowitz, Der Mathematikunterricht an der Techn. Hochschule in Wien 1815–1918, 1 (= Diss. der Techn. Univ. Wien 52/1), 1992, S. 116ff. (mit Bild und Werksverzeichnis); F. Czeike, Hist. Lex. Wien 5, (1997); Archiv der Techn. Univ. Wien, Wien.
Autor: (Ch. Binder)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 353f.
geboren in Krakau
gestorben in Bad Vöslau

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