Schreiner, Gustav Frh. von

Schreiner Gustav Frh. von, Diplomat. Geb. Olmütz, Mähren (Olomouc, Tschechien), 2. 6. 1821; gest. Friesach (Kärnten), 12. 8. 1886.

Sohn von Gustav Franz Xav. v., Bruder von Adolf und Moriz v., Onkel von Emerich v. S. (alle s. d.) und Friedrich Karl Gustav v. S. (s. u. Emerich v. S.). Nach Absolv. des Gymn. und der phil. Stud. an der Univ. Graz (1836–38) besuchte er die Oriental. Akad. in Wien und wurde 1844 zum Dolmetschgehilfen an der Internuntiatur in Konstantinopel (Istanbul) ernannt. 1849 als Erster Dolmetsch dem Konsulat in Smyrna (Izmir) zugeteilt, wurde er 1850 Kanzler im Generalkonsulat für Ägypten in Alexandrien (Iskanderija), stieg 1851 zum 2. und 1854 zum 1. Dolmetsch in Konstantinopel auf. Da er dort bei der Besetzung des obersten Beamtenpostens übergangen wurde, ersuchte er um Versetzung und erhielt 1858 das Amt des Generalkonsuls für Ägypten in Alexandrien. 1869 wurde S. der erste Diplomat. Agent in Kairo; sein Dienst wurde aber durch die Tatsache, daß er dort residierte, seine Kanzlei jedoch in Alexandrien amtierte, erschwert. Bes. verdienstvoll wirkte er für die Anliegen der am Bau des Suezkanals beteiligten ca. 6.000 Österreicher meist dalmatin. Herkunft, für die er sich beim ägypt. Khediven mit Erfolg einsetzte; ebenso förderte er die seit 1854 unter österr. Schutz stehende jüd. Gmd. in Alexandrien. Seine genaue Kenntnis Ägyptens erwies sich insbes. bei der Reform des Konsularwesens am Isthmus von Suez, in deren Zuge die Konsulate in Port Said, 1866, und Ismailia (Ismailija), 1867, errichtet wurden, von großem Nutzen. Nachdrückl. trat S. für die Einbeziehung von Port Said und die Errichtung einer Schiffahrtslinie nach Indien durch den Österr. Lloyd ein. 1872 auf eigenen Wunsch in Disponibilität versetzt, fungierte er 1874 als Kommerz-Kanzleidir. und Generalkonsul-Stellv. am Generalkonsulat in London. Als Gesandter in Rio de Janeiro (1875–81) unterhielt er beste Beziehungen zu K. Dom Pedro II., den er von dessen Ägyptenreise her kannte. Überraschend wurde er 1881 von seinem Posten abberufen, kehrte 1882 nach Österr. zurück und verblieb wieder in Disponibilität, ehe er 1884 i. R. trat. 1864 wurde S. nob. und 1869 in den Frh.Stand erhoben.


Literatur: Wr. Ztg., 12. 8. 1886; Wurzbach; L. Ritter v. Przibram, Erinnerungen eines alten Österreichers, 1910, s. Reg.; J. Prantner, Kn. Leopoldine von Brasilien, (1974), s. Reg.; D. McEwan, Habsburg als Schutzmacht der Katholiken in Ägypten (= Schriften des Österr. Kulturinst. Kairo 3), 1982, s. Reg.; R. Agstner, in: Österr.und Ägypten. (= ebenda, 4), 1993, S. 10; ders., Das k. k. (k. u. k.) Konsulat für Central-Afrika in Khartoum 1850–85 (= ebenda, 5), 1993, S. 71ff., 76f., 79, 83, 92, 95, 97ff.; ders., Von k. k. Konsularagentie zum Österr.Generalkonsulat – Österr. (-Ung.) und Alexandrien 1763–1993 (= ebenda, 7), 1993, S. 41, 44ff., 48ff., 264; ders., 125 Jahre Suezkanal. Österr.(-Ung.) und seine Präsenz am Isthmus von Suez (= ebenda, 10), 1995, S. 47, 50, 53ff., 72, 74f., 87f., 94, 101, 106ff.; AVA, HH-StA, beide Wien; UA Graz, Stmk.
Autor: (R. Agstner)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 207
geboren in Olmütz
gestorben in Friesach

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