Schornstein, Max

Schornstein Max(imilian), Rabbiner und Zoodirektor. Geb. Tachau, Böhmen (Tachov, Tschechien), 6. 2. 1870; gest. Tel Aviv (Israel), vor 28. 10. 1949.

Sohn eines Posamentierers; mos. Nach Besuch der Gymn. in Eger (Cheb) und Pilsen (Plzen) stud. S. 1889–98 an der Talmudschule in Breslau (Wroclaw) sowie Phil. an den Univ. Breslau (1889–93) und Erlangen (1893), wo er im selben Jahr zum Dr. phil. prom. wurde. Bereits ab 1894 war er als Rabb. in Wagstadt (Bílovec), ab 1899 in Leitmeritz (Litomerice) tätig. Ab 1906 wirkte er als Ass.Rabb., ab 1910 als Rabb. in Kopenhagen. Nach dem Ersten Weltkrieg ging S. nach Deutschland und lebte als Antiquitätenhändler ab 1919 in Dresden, beschäftigte sich aber dort auch intensiv mit der jüd. Gmd.Politik und trat im Rahmen der Jüd. Volkspartei für die Gewährung des Gmd.Wahlrechts an die Ostjuden ein. 1935 wanderte er als überzeugter Zionist nach Palästina aus, wo er ein Rabbinat anstrebte. Da sich seine Hoffnungen jedoch nicht erfüllten, eröffnete er in Tel Aviv zunächst eine Tierhandlung, die jedoch nur einen kleinen Kundenkreis belieferte. Deshalb begann S., seine Tiere auszustellen, und legte damit den Grundstein für den ersten zoolog. Garten im heutigen Israel. Durch Reisen in benachbarte Länder und Verbindungen zu ausländ. Tiergärten erweiterte er den Tierbestand sukzessive. So erwarb er Löwenbabys in Ägypten – die ersten seit dem Mittelalter in Palästina – womit er die Attraktivität seiner Tiersmlg. beträchtl. steigern konnte. Nach Protesten von Anrainern, die um ihre Sicherheit fürchteten, beschloß die Stadtverwaltung Tel Avivs, S. ein Areal zu überlassen, wo die Tiere in Gehegen untergebracht werden konnten. S., der sich auch bes. bemühte, Kindern die Tierwelt näher zu bringen, konnte seinen Plan, auch in Nathanya auf der Grundlage seines „Doktor Dolittle’s Vogelparadies“ genannten Vogelgartens einen weiteren Tierpark aufzubauen, allerdings nur noch in Ansätzen verwirklichen. Kurz nachdem seine Tiere in den neuen Tel Aviver Zoo überführt worden waren und S. zu dessen Dir. ernannt worden war, verstarb er.


Werke: E. Dillmanns „Neue Darstellung der Leibnizischen Monadenlehre“ krit. beleuchtet, 1893 (Diss.).
Literatur: Jahresber. des jüd.-theolog. Seminars Fraenckel’scher Stiftung, 1890, S. I, 1899, S. 1, 1906, S. 4; Mitt.Bl. der Hitachduth Olej Germania we Olej Austria, 9. 2. 1940, S. 4; Der Aufbau, 15. 3. 1940; F. Berger, in: Mitt.Bl. des Irgun Olej Merkas Europa, 28. 10. 1949, S. 8; G. Krisch, The Breslau Seminary – Das Breslauer Seminar, 1963, S. 433; J. Walk, Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–45, 1988; UA Erlangen, Deutschland; Mitt. Heinrich Mendelssohn und Helga Nissenbaum, beide Tel Aviv, Israel.
Autor: (E. Lebensaft – Ch. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 144f.
geboren in Tachov
gestorben in Tel Aviv

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