Schramek, Emilie von

Schramek (Šrámková) Emilie von, geb. Bubenícková, Sängerin. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 1. 12. 1844; gest. ebenda, 10. 12. 1920.

Tochter des Holzgroßhändlers, Sägewerks- und Parkettfabriksbesitzers Vinzenz Bubenícek, der zu den sich in der Mitte des vorigen Jh. in Prag bildenden patriot. Kreisen gehörte, in denen bes. auch das private Musikleben gepflegt wurde, Gattin des Karl v. S. (s. u.). S. erhielt Gesangsunterricht in Prag u. a. bei František Pivoda (s. d.) und Jan Ludevít Procházka, 1865 trat sie in Liszts Oratorium „Die Legende von der heiligen Elisabeth“ erstmals öff. auf. 1866–68 stud. sie in Paris bei Pierre François Wartel, einem Sänger und Pädagogen, der in Frankreich bes. Schuberts Liedschaffen bekannt machte. Mit ihm erarbeitete sie ihr Grundrepertoire (lyr. Sopran). Ein Angebot nach Berlin lehnte S. ab und trat 1869 wieder in Prag bei einem Wohltätigkeitskonzert auf. Im selben Jahr sang sie unter Leitung von Smetana die Marenka in dessen Werk „Die verkaufte Braut“ und war so die erste Interpretin dieser Rolle in der dritten Fassung dieser Oper. 1870 trat sie in Prag als Violetta bzw. Gilda in Verdis „La Traviata“ bzw. „Rigoletto“, Julia bzw. Margarethe in Gounods „Romeo und Julia“ bzw. „Faust“ und als Margarethe v. Valois in Meyerbeers „Die Hugenotten“ auf. Ferner gastierte S. in Berlin und war 1872–78 in Moskau und St. Petersburg engagiert. Nach ihrer Heirat, 1879, verzichtete sie auf eine weitere künstler. Karriere. S. wird als Sängerin mit vollkommener Technik und perfekter Koloratur, aber auch als eifrige Interpretin der Lieder Robert Schumanns charakterisiert. Ihr Gatte, Karl v. S. (geb. Prag, 15. 12. 1851; gest. ebenda, 20. 4. 1913), Sohn des Prager Stadtrats Anton S., besuchte das akadem. Gymn. in Prag, stud. an der Univ. Prag Jus, 1874 Dr. jur., und trat 1875 beim Prager Landesgericht in den staatl. Justizdienst. 1878 Gerichtsadjunkt, 1889 Oberlandesgerichtssekretär, wurde er 1894 LGR, 1900 OLGR, 1907 Präs. des Prager Landesgerichts; 1912 krankheitshalber i. R. und nob. Er war ein hervorragender Jurist, großer Musikliebhaber und ausgez. Cellist. Von seinen drei Söhnen war Karl v. S. (1882–1943) OLGR, daneben auch ein bekannter Pianist und oftmaliger Begleiter der Sopranistin Maria Müller. Sein Enkel, Sir Eric v. S. (geb. Prag, 4. 4. 1921), Absolvent der Prager Techn. Hochschule, später Architekt in Australien, wurde 1982 für seine Verdienste in der Architektur in den engl. Ritterstand erhoben.


Literatur: Národní politika, 1. 12. 1944; Dalibor, 10., 20. 4., 10. 6. 1869, 10. 2. 1879; Svetozor, 4. 6. 1869 (mit Bild); Cernušák–Štedron–Novácek (s. Bubenícková); B. Benoni, Moje vzpomínky a dojmy 1, 1917, passim; J. Bartoš, Prozatímní divadlo a jeho opera, 1938, s. Reg.; Vestník pevecký a hudební 48, 1944, S. 145; P. Pražák, Smetanovy zpevohry 1, 1948, S. 161f. – Karl v. S.: Bohemia, 21., 22. 4. 1913; M. Navrátil, Almanach ceskoslovenských právníku, 1930; AVA Wien; Mitt. Sir Eric v. Schramek, Yankalilla, South Australia, Australien.
Autor: (V. Benetková – H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 164
geboren in Prag
gestorben in Prag

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