Schramek, Josef

Schramek Josef, Schriftsteller, Volkskundler und Lehrer. Geb. Chrudim, Böhmen (Tschechien), 30. 3. 1856; gest. Winterberg (Vimperk, Tschechien), 16. 10. 1940.

Sohn eines k. k. Grundschätzungskoärs. S., der seine Kindheit in der Bukowina und in Galizien verbrachte, besuchte ab 1868 die Realschulen in Iglau (Jihlava) und Prag und – nach Praxis am Vermessungsamt in Königgrätz (Hradec Kralové) – das Technikum in Mittweida (Sachsen). Er arbeitete danach als Volontär in Böhm.-Aicha (Ceský Dub), dann als techn. Beamter bei der Fa. Ringhoffer in Prag. 1875 aufgrund einer wirtschaftl. Krise entlassen, wandte er sich dem Lehrberuf zu, wurde Aushilfslehrer und – nach Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Budweis (Ceske Budejovice) – Lehrer bzw. Oberlehrer und Schulleiter in verschiedenen Orten Böhmens, zuletzt in Freiung (Lipka) bei Winterberg. Seinen Ruhestand verbrachte er in Winterberg. Neben dem Lehrberuf war S. auch schriftsteller. tätig. Er verfaßte Ged. sowie zahlreiche Erz. ernsten und heiteren Inhalts, häufig in der Mundart des Böhmerwaldes, die in Z., wie „Waldheimat“ und „Der Böhmerwald“, und Kal., 1928 z. Tl. ges. in Buchform erschienen. Die Anregung zu S.s heimat- und volkskundl. Stud. ging von dem bedeutenden Fragebogen-Unternehmen aus, mit dem Adolf Hauffen im Auftrag der Prager „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“ die volkstüml. Überlieferung in Dt.Böhmen systemat. aufzusammeln begonnen hatte und wovon S. die Rückläufe verwerten konnte: Seine Bauernhausaufzeichnungen mit Aufmaßplänen und Originalphotographien – zeitgleich mit den Forschungen Dachlers (s. d.) über das „Bauernhaus in Österreich-Ungarn und seinen Grenzgebieten“ – kann man als Pionierleistung für Kleinregionen beurteilen; auch seine Monographie über die Volkskultur des Böhmerwaldbauern gehört, ebenso wie die gleichzeitigen Forschungen des mit S. bekannten Lehrers Josef Blau, noch heute zu den Standardwerken sozioökonom. Landschaftsdokumentation.


Werke: Das typ. Bauernhaus im Böhmerwald, in: Z. für Österr. Volkskde. 10–11, 1904–05; Die Einschichtenbewohner des Böhmerwaldes, in: Dt. Arbeit 4, 1904/05; Die Volks-Nahrung im Böhmerwald, in: Z. für Österr. Volkskde. 11, 1905; Das Böhmerwaldbauernhaus (= Beitrr. zur dt.-böhm. Volkskde. 9/1), 1908; Der Böhmerwaldbauer. Eigenart, Tracht und Nahrung, Haus- und Wirtschaftsgeräte, Sitten, Gebräuche und Volksglaube. Nebst einem Anhange: Der Böhmerwaldholzbauer (= ebenda, 12), 1915; 40 Wochen Heimatkde. (= Smlg. method. Hdbb. … 16), 1916, 2. Aufl. 1921; Vom Arber bis zum Plöckenstein, 1928; Die Verlobung in der Losnacht, in: Der Böhmerwald erzählt, hrsg. von E. Hans, (1983); usw.
Literatur: Sudentendt. Ztg., 25. 3. 1966; Egerländer Biograf. Lex.; Giebisch–Gugitz; Kosch; Lebens- und Arbeitsbilder sudetendt. Lehrer 2 (1933), S. 238f. (mit Bild); Der Böhmerwald erzählt, hrsg. von E. Hans, (1983), S. 83f.
Autor: (E. Lebensaft – M. Martischnig)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 165
geboren in Chrudim
gestorben in Vimperk

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