Schránil, Josef

Schránil Josef, Vor- und Frühgeschichtler, Numismatiker. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 5. 4. 1893; gest. ebenda, 20. 3. 1940.

Sohn eines Privatbeamten. S. beschäftigte sich schon als Gymnasiast mit vorgeschichtl. Archäol. und trat sofort nach der Matura (1914) in den Dienst der Abt. für Vorgeschichte des Prager Nationalmus., die das Zentrum seiner wiss. Tätigkeit bleiben sollte; 1918 Adjunkt, 1929–35 Vorstand. Daneben stud. er 1914–18 an der Tschech. Univ. Prag Geschichte, Archäol. (Schüler von L. Niederle, s. d.) und Anthropol. Nach der Prom. zum Dr. phil. (1918) stud. S. 1919 in Paris an der École du Louvre und an der École d’anthropologie. 1922 wurde er Priv.Doz., 1928 ao., 1935 o. Prof. für vorgeschichtl. Archäol. an der Prager Karls-Univ. Sein wiss. Interesse galt zunächst der Bronzezeit: Schon in seiner Habil.Schrift (1921) über den Ursprung der Bronzezeit in Böhmen lieferte er eine sorgfältige Kulturanalyse, die er mit dem Versuch einer Datierung der Aunjetitzer Kultur in Böhmen verband. Dieses Arbeitsfeld wird in S.s zweitem Hauptwerk, „Die Vorgeschichte Böhmens und Mährens“, 1928, das von der Jüngeren Steinzeit bis zum Ausgang der sog. böhm. Burgwallzeit reicht, zeitl. bedeutend erweitert. Darin hat S. die Fülle des von ihm zusammengetragenen Materials mustergültig ausgewertet und ist darüber hinaus auch zu scharfsinnigen eigenen Schlüssen gelangt; die voll entfaltete Burgwallzeit („Böhmische Fürstenzeit“) hat er, anknüpfend an die Arbeiten Niederles, noch in weiteren Publ. behandelt. Aufgrund seiner wiss. Verdienste wurde S. 1932 Mitgl. der Královská ceská spolecnost nauk (Kgl. böhm. Ges. der Wiss.), 1935 der Ceská akad. ved a umení (Tschech. Akad. der Wiss. und Künste) sowie zahlreicher ausländ. gel. Ges.


Werke: W. (s. auch Schriftenverzeichnis von J. Filip bei J. Eisner, s. u., S. 105ff.): Chronol. hromadných nálezu bronzu z Cech (Chronol. der Bronzehortfunde in Böhmen), phil. Diss. Praha, 1918; Studie o vzniku kultury bronzové v Cechách (Stud. über den Ursprung der Bronzezeit in Böhmen), 1921; Nálezy antických mincí v Cechách a význam jejich pro datování (Funde antiker Münzen in Böhmen und ihre Bedeutung für Datierungsfragen), in: Numismatický casopis ceskoslovenský 1, 1925; Die Vorgeschichte Böhmens und Mährens, 1928, tschech.: Ceskoslovensko v praveku (Auszug, mit Einbeziehung der Slowakei und Karpatorußlands), in: Ceskoslovenská vlastiveda 2, 1933; Nékolik poznámek o puvodu a stárí mece svatováclavského a svatoštepánského (Einige Bemerkungen über Ursprung und Alter der Schwerter des Hl. Wenzel und des Hl. Stefan), in: Pekaruv sborník, 1930; Zeme ceské za doby knížecí (Die böhm. Länder in der Fürstenzeit), 1932; usw. Red.: Obzor prehistorický, 1923ff.; Památky archaelogické, gem. mit J. Filip, 40f., 1934f.
Literatur: Masaryk; Otto, Erg.Bd. V/2; J. Filip, in: Ceský casopis historický 46, 1940, S. 57ff.; ders., in: Casopis spolecnosti prátel starožitností 48, 1940, S. 107f.; R. Turek, in: Casopis Národního musea 114, 1940, S. 202ff.; J. Eisner, in: Wr. Prähist. Z. 27, 1940, S. 103ff. (mit Bild); J. Filip, in: Památky archaeologické, R. A, 42, 1946, S. 174f. (mit Bild); Kdy zemrely …? 1937–62, bearb. von J. Kunc, 1962; J. Filip, Enzyklopäd. Hdb. zur Ur- und Frühgeschichte Europas 2, 1969; A. Šlechtová – J. Levora, Clenové ceské akad. ved a umení 1890–1952 (= Práce z dejin Ceskoslovenské akad. ved 3/B), 1989, S. 361f.; UA Praha, Tschechien; Mitt. Milada Vilímková (†), Praha, Tschechien.
Autor: (V. Benetková)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 173f.
geboren in Prag
gestorben in Prag

Lifeline