Schönthan von Pernwaldt, Paul

Schönthan von Pernwaldt Paul, Künstlername Paul von Schönthan, Schriftsteller und Journalist. Geb. Wien, 19. 3. 1853; gest. ebenda, 4. 8. 1905.

Bruder des Franz S. v. P. (s. d.), Neffe des Vorigen, Cousin des Kunsthistorikers Franz Wickhoff. S. gab die für ihn vorgesehene Militärlaufbahn aus gesundheitl. Gründen früh zugunsten seiner literar. Bestrebungen auf und war zuerst in Wien, dann in Berlin journalist. tätig, u. a. 1887–90 gem. mit Alexander Moszkowski als Red. der Berliner „Lustigen Blätter“. Wieder nach Wien zurückgekehrt, war er ab 1892 in der Red. des „Wiener Tagblatts“ – zuerst als Kunst- und Burgtheaterreferent, danach als Leiter der Feuilletonred. –, von 1902 bis zu seinem Tod bei der „Wiener Zeitung“ tätig. S.s eigenes literar. Œuvre ist umfangreich und liegt schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der Kurzprosa, in der er sich häufig über die Literaturszene mokierte. Mit seinen sog. Wiener Skizzen (z. B. „Ringstraßenzauber“, 1894) versuchte er, an die Tradition F. Schlögls – den er sogar in der Titelgebung kopierte („Wiener Luft“, 1897) – und E. Pötzls (beide s. d.) anzuknüpfen, gelangte jedoch über allg.-städt. amouröse Geschichten nicht hinaus. Bleibenden Erfolg erlangte S. nur als Bühnenschriftsteller mit dem gem. mit seinem Bruder verf. zeitlos-populären Schwank „Der Raub der Sabinerinnen“ (1884 uraufgef.). Seine weitere dramat. Produktion, in Allein- (z. B. „Zimmer Nr. 18“, 1886) oder auch in Gemeinschaftsarbeit mit seinem Bruder (etwa „Das gelobte Land“, 1892) entstanden, konnte an diesen frühen Erfolg jedoch ebensowenig anknüpfen wie seine gem. mit Leo Stein geschaffenen Operettenlibretti.


Werke: W. (Erstaufl.): Kindermund (= Universal-Bibl. 2188), (1886); Der Kuß. Gereimtes und Ungereimtes … (= ebenda, 2311), (1887); Welt- und Kleinstadt-Geschichten, 1889; Geberden der Liebe, 1895; Jahreszeiten der Feder, 1896; Die zwei Grazien und andere Geschichten, 1896; Gfn. Kuni, gem. mit L. Stein, 1899 aufgef. (Operette, vertont von F. Baumgarten); Das junge Paar. Ein Leitfaden der Ehe, 1900; Ernst bei Seite. Humorist. und Iron., 1900; Der Klavierlehrer, 1902; Humoresken und Skizzen (= Bibl. der Gesamtliteratur 1263), o. J.; Kleine Humoresken, 4 Bde., gem. mit Franz v. S. (= Universal-Bibl. 1680, 1790, 1939, 2279), o. J.; Kinder von heute (= ebenda, 4197), o. J.; Wie ein Schwank entsteht (gem. mit Franz v. S.), in: Wr. Künstler-Dekamerone, hrsg. von R. Wittmann, red. von M. Brand, o. J. (mit Bild), auch in: Der Krystall (Beilage zu: Die österr. Furche), 23. 5. 1953 (mit Bild); Feuilletons in Ztg., usw. Hrsg.: Die Elegante Welt. Hdb. der vornehmen Lebensart …, 1891; usw.
Literatur: Wr. Ztg., N. Fr. Pr., NWT, 5. (alle Abendausg.), Wr. Mittags-Ztg., 5. 8. 1905; Wr. Ztg., 19. 3. 1953; Alth, Burgtheater, Reg.Bd., S. 30; Brümmer; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Giebisch–Gugitz; Hall–Renner; Kosch; Kosch, Theaterlex.; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg.; Neuer Theater-Almanach 17, 1906, S. 178; A. Hinrichsen, Das literar. Deutschland, 2. Aufl. 1891; J. Stern – S. Ehrlich, Journalisten- und Schriftstellerver. „Concordia“. 1859–1909, 1909, S. 127, 179, 254; A. Bauer, Opern und Operetten in Wien, 1955, s. Reg.; B. Wilms, Der Schwank, phil. Diss. Berlin, 1969, bes. S. 228f.; Lex. der Weltliteratur, hrsg. von G. v. Wilpert, 1, 2. Aufl. (1975); F. Stieger, Opernlex. 3/3, 1981; A. Schnitzler, Tagebuch 1893–1902ff., 1989ff., s. Reg.
Autor: (S. Leskowa)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 97f.
geboren in Wien
gestorben in Wien

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