Scholz, Benjamin

Scholz (Albert) Benjamin, Naturwissenschaftler. Geb. Rosswald, österr. Schlesien (Slezské Rudoltice, Tschechien), 10. 2. 1786; gest. Heiligenstadt, NÖ (Wien), 2. 7. 1833.

Sohn eines Gastwirts und Bgm. Stud. ab 1804 Med. an der Univ. Wien, 1810 Dr. med., und war dann mehrere Jahre Ass. bei J. F. v. Jacquin (s. d.) sowie 1811–17 Stipendist am Vereinigten Naturalienkabinett. 1818 wurde er als Nachfolger Prechtls (s. d.) o. Prof. für Allg. techn. Chemie am Polytechn. Inst. in Wien, 1825 mit dem Titel eines k. k. Rats Dion.Adjunkt, 1827 Dir. der ärar. Porzellanfabrik in Wien (Rossau) sowie der Spiegelfabrik zu Neuhaus (NÖ). Am Polytechn. Inst. richtete S. das für dieses Fach vorgesehene Laboratorium ein und gestaltete seine Vorlesungen entsprechend seiner Instruktion mit einem möglichst experimentellen Vortrag, der in steter Beziehung der Anwendung der chem. Lehren auf die Gegenstände der Technik zu stehen hatte. Schon früh widmete er sich nach Veröff. eines später oft aufgelegten Lehrbuchs der Physik Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Porzellan- und Glaserzeugung, die nicht zuletzt maßgebend für seine Funktion an der Porzellan- und Spiegelfabrik waren, bei deren Übernahme er die Stellung am Polytechn. Inst. aufgab. In für das Unternehmen durch die Konkurrenz böhm. Porzellans schwieriger Zeit zum Nachfolger M. Niedermayers (s. d.) bestellt, nahm er v. a. auf techn. Gebiet Neuerungen vor: u. a. Aufstellung der ersten Dampfmaschine, Einführung eines fälschungssicheren Prägestempels für das Markenzeichen, den Bindenschild, anstelle der Unterglasurmalerei. S., mit K. F. Frh. Kübeck v. Kübau (s. d.) befreundet, vermachte der Univ. Wien aus seiner Büchersmlg. die Werke phil., hist., med. sowie belletrist., dem Polytechn. Inst. jene mathemat., physikal., chem. sowie techn. Inhalts.


Werke: Anfangsgründe der Physik …, 1816, 5. Aufl., bearb.von A. Schrötter, 1837; Über Porzellan und Porzellanerden, vorzügl. in den österr. Staaten, in: Jbb. des k. k. polytechn. Inst. in Wien 1, 1819, Auszug in J. v. Falke, s. u.; Über das Glaswesen in seiner Vervollkommnung in den neuesten Zeiten, vorzügl. in der österr. Monarchie, ebenda, 2, 1820; Chem. Rechenstab oder stachiometr. Tafel für ausübende … Chemisten, 1822; Lehrbuch der Chemie, 2 Bde., 1824–25, 2. Aufl. 1829–31; usw. Übers.: A. A. Parmentier, Abh. über die Bereitungsart der Syrupe und Salsen aus Weintrauben als Ersatz des Rohrzuckers … (Traité sur l’art de fabriquer les sirops et les conserves des raisins, destinés à suppléer le sucre des colonies …), 1811.
Literatur: Graeffer–Czikann; Poggendorff 2; Wurzbach; J. J. Prechtl, in: Jbb. des k. k. polytechn. Inst. in Wien 1, 1819, S. 60; J. v. Falke, Die k. k. Wr. Porzellanfabrik, 1887, S. 38f.; J. Folnesics – J. und E. W. Braun, Geschichte der k. k. Wr. Porzellan-Manufaktur, 1907, s. Reg., bes. S. 136ff.; A. Bauer, Ein Blick auf die Entwicklung des chem. Unterrichtes am Wr. Polytechnikum …, 1910, S. 13ff.; ders., in: Österr. Chemiker-Ztg. 16, 1913, S. 174; ders., in: Archiv für die Geschichte der Naturwiss. und der Technik 5, 1915, S. 93ff. (mit Bild); Die k. k. Techn. Hochschule in Wien 1815–1915, red. von J. Neuwirth, 1915, s. Reg., bes. S. 401f.; A. Bauer, in: Alt-Wr. Kal. … 1918, (1918), S. 91ff. (mit Bild); R. H. Kastner, Die Entwicklung von Technik und Ind. in Österr. und die Techn. Hochschule in Wien, in: Bll. für Technikgeschichte 27, 1965, S. 53 (mit Bild), auch selbständig; 150 Jahre Techn. Hochschule in Wien 1815–1965, 2, hrsg. von H. Sequenz, 1965, s. Reg., bes. S. 13 (mit Bild); W. Neuwirth, Porzellan aus Wien, (1974), S. 76f.; W. Mrazek, in: Bürgersinn und Aufbegehren – Biedermeier und Vormärz in Wien 1815–1848 (= 109. Sonderausst. des Hist. Mus. der Stadt Wien), Wien 1987, S. 219 (Kat.); Archiv der Techn. Univ. Wien.
Autor: (A. Lechner)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 125f.
geboren in Slezské Rudoltice
gestorben in Wien

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