Schoosleitner, Franz

Schoosleitner Franz, Politiker, Gastwirt und Bauer. Geb. Thalgau (Sbg.), 4. 10. 1856; gest. ebenda, 7. 9. 1917.

Sohn eines Bauern. S. absolv. sechs Jahre Volksschule und verdingte sich darauf als Knecht, ehe er sich 1883 als Gastwirt mit angeschlossener Landwirtschaft selbständig machte. Ab 1886 Mitgl. des Thalgauer Gmd.Rates, war er 1889–91 und ab 1906 Gmd.Vorsteher von Thalgau. In den 90er Jahren machte er sich als kompetenter und schlagfertiger Wortführer in kath.-konservativen Versmlgg. einen Namen, lehnte jedoch damals wie später eine Kandidatur für den Reichsrat ab. Die Skandalisierung des Kunstdüngermonopols eines polit. Kontrahenten verschaffte ihm große Popularität; im selben Jahr zog er als Abg. der Flachgauer Landgmd. in den Sbg. Landtag ein. Aus Unmut über die unzureichende polit. Organisation agrar. bzw. kath.-konservativer Interessen durch den Kath.-polit. Volksver. wurde er zur dominierenden Persönlichkeit bei der Gründung des Kath. Bauernbundes in Sbg. (1906), der in der Folge zum tonangebenden Kern der in Entstehung begriffenen Christlichsozialen Partei Sbg. wurde. Bis zu seinem Tod blieb S. als Präs. des Bauernbundes die unbestrittene Leitfigur der Sbg. Christlichsozialen („Lueger fürs Land“) und war für Erfolge bei den Reichsratswahlen 1907 und 1911 sowie bei den Wahlen in der Landwirtschaftsges. 1909 verantwortl. S. genoß dabei die bes. Unterstützung des Sbg. Erzbischofs Katschthaler (s. d.). Ab dem deutl. Sieg der Christlichsozialen bei den Landtagswahlen 1909, der ebenfalls nicht zuletzt sein Verdienst war, hatte S. hohe polit. Positionen in Sbg. inne. So avancierte er trotz fehlender höherer Schulbildung nicht nur zum LHptm.Stellv., sondern wurde auch in den Landesausschuß, wo er u. a. das landwirtschaftl. Referat innehatte, und in zahlreiche öff. Gremien, etwa in den Landesschulrat, entsandt. Vom Landtagsklub der Christlichsozialen Partei Sbg. wurde S. 1909 zu dessen Obmannstellv. gewählt.


Werke: Beitrr. in Z. und Ztg., z. B. in Sbg. Volksbote, Sbg. Chronik und Sbg. Bauernkal.; usw..
Literatur: RP (Nachmittagsausg.), Sbg. Volksbl., 7., Sbg. Chronik, 8. 9. 1917; Fünfzig Jahre Landtag, (1911), bes. S. 50f. (mit Bild); K. Haas, Thalgauer Heimatbuch, 1976, S. 184f.; H. Haas, in: Geschichte Sbg. 2/2, hrsg. von H. Dopsch und H. Spatzenegger, (1988), S. 931; R. Klieber, Polit. Katholizismus in der Provinz. Salzburgs Christlichsoziale in der Parteienlandschaft Alt-Österr. (= Publ. des Inst. für Kirchl. Zeitgeschichte, Ser. II/28), 1994, s. Reg. (mit Bild); Mitt. Othmar Weber, Salzburg, Sbg.
Autor: (R. Klieber)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 138f.
geboren in Thalgau
gestorben in Thalgau

Lifeline