Schönberger, P. Andreas Corsinus

Schönberger P. Andreas Corsinus (Franz Xav.), SP, Schulmann. Geb. Preßburg/Pozsony, Oberungarn (Bratislava, Slowakei), 25. 11. 1754; gest. Wien, 20. 1. 1820.

S. trat 1769 in den Piaristenorden ein, Profeß 1771 in Wien. Ab 1778 unterrichtete er an den Ordensgymn. in Krems und Wien (ab 1790), 1797 (als Nachfolger des bedeutenden neulatein. Dichters Johann Bapt. Premlechner) – 1802 Poetik an den oberen Humanitätskl. am Gymn. St. Anna, 1802–08 am Akadem. Gymn. in Wien; 1808–18 dort Präfekt. 1802 wurde S. Präfekt am Stadtkonvikt, war 1807–17 dessen Vizedir. (in diese Zeit fällt auch die Zugehörigkeit F. Schuberts zum Konvikt), dann Dir. 1808 wurde S. über Vorschlag des Dir. der Gymn.Stud. in Österr. unter der Enns und Mitgl. der neu errichteten Stud.Hofkomm., Franz Innozenz Lang (1752–1835), zum Vizedir. der Gymn.Stud. für Österr. unter der Enns ernannt. Als solchem oblag ihm die Beaufsichtigung der Prof. in fachl. und moral. Hinsicht. S. sprach sich 1815 scharf gegen das 1806 mit dem Langschen „Gymnasial-Plan“ (dessen Grundsätze in den Kernbestimmungen von Franz Serafin Exners, s. d., Organisationsentwurf von 1849 wiederkehren sollten) eingeführte Fachlehrersystem aus. Dies führte 1819 trotz des Widerstandes der Stud.Hofkomm. zur Wiedereinführung des Klassenlehrersystems und zur erneuten Überbetonung des Latein als Hauptgegenstand. S., 1808 auch Dr. phil. (ohne Ablegung von Prüfungen), 1811 Prokurator der ung. Nation, 1812/13 Dekan der Univ. Wien, war neben seinen Schultätigkeiten ein eifriger, wenn auch nicht eigenständiger Hrsg. von Gebrauchstexten latein. Klassiker. Für die Grundausbildung der Schüler stellte er Gedächtnisverse zusammen, die unter dem (vom ersten dieser Verse hergeleiteten) Namen „Quaemaribus“ bekannt waren. Große Verdienste erwarb er sich um die Hrsg. einer Neubearb. von Scheller – Lünemanns Handlex., die, S.s Plan gemäß über die klass. Latinität weit hinausgehend, ein Lex. für die Schulen und Univ. in den österr. Staaten sowie für den Geschäftsgebrauch schaffen sollte. Dieses Werk wurde noch lange nach S.s Tod verwendet.


Werke: Beschreibungen aus Röm. Dichtern … als Hilfsmittel zur Bildung eines darstellenden Styls, 1814; Gedächtnisverse de generibus, de praeteritis et supinis, 1819; Das Jahr 1793 an Gallien. Ode …, o. J.; usw. Hrsg.: Ch. Regelsperger, Prosodia seu de Syllabarum Dimensione …, 1802; Ovidii Opera, 2 Bde., 1805, auch mit Übers., 5 Tle., 1805; S. Aurelii Victoris Historia Romana …, 1806, 2. Aufl. 1820, auch mit der Übers. von Hildebrand, 2 Tle., 1806; J. Ch. Adelung, Grammat.-krit. Wörterbuch der Hochdt. Mundart …, 4 Tle., 1808; M. T. Ciceronis Epistolae … temporis ordine dispositae, 9 Bde., 1813–14 (mit der Übers. von Ch. M. Wieland); C. Plinii Caecilii Secundi Opera, 1814, auch mit der Übers. von J. A. Schäfer, 5 Bde., 1814; C. Crispi Sallustii Opera, mit der Übers. von F. X. Weinzierl, 2 Tle., 1815; Cornelii Nepotis Vitae Excellentium Imperatorum, 1815, mit der Übers. von J. A. B. Bergsträßer, 1815; M. T. Ciceronis Tusculanarum Quaestionum … libri V, 1815, auch mit der Übers. von F. X. Weinzierl, 1815; Eutropii Breviarium, 1816, auch mit der Übers. von J. D. Büchling, 1816; Horatii carmina lyrica, 2 Bde., 1817–18, auch mit der Übers. von J. H. Voss, 1817; J. G. Scheller – G. H. Lünemann, (Neuestes) latein.-dt. und dt.-latein. Hand-Lex. …, 3 Bde., 1818–20, Neuaufl. 1842; usw.
Literatur: Wiener. Diarium, 1. 7. 1778; Wr. Ztg., 11. 12. 1811, 10. 12. 1812, 25. 1. 1820; Vaterländ. Bll. für den österr. K.Staat 1, 1808, S. 292, 2, 1809, S. 18, 455, 10, 1817, S. 224; Graeffer–Czikann; Wurzbach; Jubileums-Cat. des Bisthums St. Pölten, 1884, S. 288; K. Wotke, in: Ges. für dt. Erziehungs- und Schulgeschichte. 19. Jahresber. der österr. Gruppe, 1913, S. 15, 19f.; ders., Die Jahreshauptberr. Langs und Ruttenstocks über den Zustand der österr. Gymn. … 1814 bis 1834 (= Beitrr. zur Österr. Erziehungs- und Schulgeschichte 16), 1914, s. Reg.; O. E. Deutsch, in: Die Quelle, 1928, S. 482f., 487 (mit Bild); E. Formanek, Die Stellung der Pädagogik als Univ.Fach von 1800–1850, phil. Diss. Wien, 1933, S. 4, 79ff.; W. Kammerer, Die Wr. Gymn. von 1740 bis 1848, phil. Diss. Wien, 1951, S. 94ff., 100, 123ff., 131, 145ff., 152, 156; Schubert. Die Erinnerungen seiner Freunde, hrsg. von O. E. Deutsch, 1966, s. Reg.; H. Timp, Die Problematik „Klassenlehrer oder Fachlehrer“ in den Gymn.Reformen von 1792 bis 1849, 1968, s. Reg.; G. Pichler, Das Stud.Wesen des Erzherzogtums unter der Enns (Wien und NÖ) (1740–1870), phil. Diss. Innsbruck, 1976, S. 199, 397; S. Adamek, Der Lehrkörper der phil. Fak. von 1800 bis 1848, phil. Diss. Wien, 1984, S. 243f.; K. A. F. Fischer, Verzeichnis der dt. und böhm. Ordensprovinz. Cat. generalis provincae Germanicae et Bohemicae ordinis scholarum piarum (= Veröff. des Collegium Carolinum 47), 1985, S. 39; UA Wien.
Autor: (Ch. Harrauer – H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 49f.
geboren in Pressburg
gestorben in Wien

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