Schönfeld, Anton Frh. von

Schönfeld Anton (Maria Emmerich Wilhelm) Frh. von, General. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 3. 7. 1827; gest. Wien, 7. 1. 1898.

Enkel des Johann Ferdinand v. S., Neffe des Ignaz v. S. (beide s. d.), Bruder des Wenzel v. S. (s. u.). Trat 1838 in die Theresian. Militärakad. in Wr. Neustadt ein, wurde 1845 als Lt. 2. Kl. assentiert, nach Absolv. des Höheren Kurses 1846 als Lt. 1. Kl. zum IR 42 ausgemustert, 1848 Oblt., 1850 Hptm. 2., 1854 1. Kl., 1859 Mjr., 1862 Obstlt., 1865 Obst., 1870 GM, 1875 FML, 1886 FZM. 1848 erstmals bei der Verteidigung des Stilfserjochs im Einsatz, kam er zu Beginn des Feldzuges 1849, nach kurzfristiger Zuteilung als Gen.Stabsoff. zur Operationskanzlei FZM Hess’ (s. d.), in gleicher Eigenschaft zur Brig. Kolowrat. Mit dieser nahm er an den Schlachten von Mortara sowie Novara teil, wo er eine schwere Verwundung erlitt. Schon damals lenkte er die Aufmerksamkeit Erzhg. Albrechts (s. d.) auf sich. Anschließend tat er bis 1856 weiterhin in Oberitalien, dann in der Walachei bei Mappierungsarbeiten Dienst, kehrte aber 1857 nach Italien zurück, wo er ab 1859 beim IR 33 diente und bei der Niederwerfung eines Aufstands in Bologna Verwendung fand. 1861 zum Gen.Stabschef des 7. Korps in Padua ernannt, wurde er wiederholt verschiedenen Vorschriftenkomm. beigezogen und 1863 zum interimist. Leiter der Zentralkanzlei des Reichskriegsmin. bestellt. 1864 fungierte er als Militärbevollmächtigter beim preuß. Oberkmdo. und war an der Vorbereitung des Feldzuges gegen Dänemark beteiligt, an dem er teilnahm. 1865 Kmdt. des IR 63, war er 1866 wieder mit militärdiplomat. Aufgaben betraut und hatte die Versmlg. des 8. Bundeskorps in Mitteldeutschland zu betreiben, mit dem er im selben Jahr im Gefecht stand. 1867–69 gehörte er neuerl. einer Reglementkomm. an, worauf er als Brigadier gegen die Aufständ. in Süddalmatien kämpfte. 1870 Brigadier beim Gen.Kmdo. Budapest, war er in der Folgezeit mehrmals zu Sonderverwendungen abkommandiert. Ab 1875 befehligte er die 5. Inf.Truppendiv., erhielt aber schon im Folgejahr die Ernennung zum Chef des Gen.Stabs. In seine Amtszeit fallen erste konkrete Aufmarschpläne gegen Rußland sowie Italien und auch den Okkupationsfeldzug von 1878 bereitete er z. Tl. vor. Anhaltender Differenzen mit Erzhg. Albrecht wegen wurde er 1881 seines Postens enthoben und als Militärkmdt. nach Triest versetzt, 1882 nach Hermannstadt/Nagyszeben (Sibiu), wo er das ursprüngl. selbständige Militärkdmo. in das 12. Korps umzuwandeln hatte. 1888 Kmdt. des 3. Korps in Graz, 1889 des 2. Wr. Korps., fungierte er 1894/95 als Adlatus des schon gebrechl. Erzhg. Albrecht, zu dem sich sein Verhältnis inzwischen gebessert hatte, und erhielt nach dessen Tod 1895 die Bestellung zum ersten Gen.Truppeninsp. der k. u. k. Armee. S. heiratete 1851 Georgina Ledica v. Neville (geb. London, 9. 4. 1826; gest. Garmisch/Garmisch-Partenkirchen, Deutschland, 7. 6. 1890), 1896 Heloise Celine Marion (geb. Paris, 25. 7. 1854). Seine drei Kinder aus erster Ehe starben vor ihm, so Richard Friedrich Frh. v. S. (geb. Mailand, Lombardei/Italien, 13. 11. 1856; gest. München/Deutschland, 7. 2. 1883), seit 1876 in der Armee dienend, als Oblt. Seiner militär. wie organisator. Verdienste wegen fand S. vielfach Anerkennung und erhielt zahlreiche in- und ausländ. Orden, wurde 1870 Geh. Rat, 1883 Inhaber des IR 82, Ehrenbürger von Budua (Budva) sowie 1870 Frh. Mit seinem Namen ist der bekannte Schönfeldmarsch von Carl Michael Ziehrer verbunden. S. zeichneten ungewöhnliche Begabung, profunde Bildung, persönliche Tapferkeit sowie Bemühen um Reformen innerhalb der Armee aus. Er hatte u. a. wesentl. Anteil an der Erstellung des Inf.sowie Manöverreglements und brachte als erster den Präventivkriegsgedanken gegen Italien in theoret. und planmäßige Form. Sein Bruder, Wenzel v. S. (geb. Prag, 29. 5. 1831; gest. Wien, 15. 6. 1902), besuchte ebenfalls die Theresian. Militärakad. in Wr. Neustadt, aus der er kriegsbedingt verfrüht als Lt. 2. Kl. 1849 zum IR 19 ausgemustert wurde. Nach Absolv. der Kriegsschule in Wien 1853–55 in den Gen.Stab übernommen, avancierte er im Dienst verschiedener Einheiten bis zum Obstlt. (1878) und trat 1882 i. R. Er machte sich u. a. bei der Mappierung sowie in den Feldzügen von 1849 und 1859 in Italien, 1864 gegen Dänemark sowie 1866 in Dalmatien verdient.


Literatur: N. Fr. Pr. und Wr. Ztg. (Abendausg.), 7. 1., Dt. Volksbl., NWT und RP, 8. 1. 1898; ADB 54; Biograph. Jb. 3, 1900, S. 214ff.; Svoboda 2, S. 118ff., 3, S. 10f.; Die Generalität der k. k. Armee 1, hrsg. von V. Silberer, 1877, S. 248ff. (mit Bild); Armee-Album, hrsg. von G. Amon Ritter v. Treuenfest, 1889, Bilds. 19, Texts. 27f.; Streffleur, 1895, Bd. 1, S. 103ff. (mit Bild); Armeebl., 30. 6. 1897 und 12. 1. 1898; Vedette, 9. 1. 1898; Neue Armee-Ztg., 1898, S. 822f.; W. Wagner, Geschichte des k. k. Kriegsmin. 2 (= Stud. zur Geschichte der österr.-ung. Monarchie 5), 1971, s. Reg.; E. Brixel – G. Martin – G. Pils, Das ist Österr. Militärmusik, 1982, S. 238f.; W. R. Rosner, FML A. Frh. v. S. als Chef des Gen.Stabes, Staatsprüfungsarbeit, Inst. für österr. Geschichtsforschung, Wien, 1986 (mit Bild); ders., Die konkreten Kriegsplanungen des österr. Gen.Stabes … Die Ära des Gen.Stabschefs A. Frh. v. S., phil. DA Wien, 1987 (mit Bild); ders., in: MIÖG 96, 1988, S. 383ff.; R. F. Schmidt, Die gescheiterte Allianz (= Europ. Hochschulschriften, R. 3, 517), 1992, s. Reg.; Gäste – Große Welt in Bad Vöslau, hrsg. von O. Rychlik, 1994, S. 370f.; AVA, KA, beide Wien. – Wenzel v. S.: Svoboda 2, S. 172; Vedette, 25. 6. 1902; W. R. Rosner, FML A. Frh. v. S. …, Staatsprüfungsarbeit, Inst. für österr. Geschichtsforschung, Wien, 1986, S. 51f.; KA Wien.
Autor: (W. R. Rosner)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 70f.
geboren in Prag
gestorben in Wien

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