Schönholz, Friedrich Anton von

Schönholz Friedrich Anton von, Ps. Dün(n)emann, Bellegno, Schriftsteller. Geb. Wien, 23. 1. 1801; gest. Leipzig, Sachsen (Deutschland), 26. 11. 1845.

Unehel. Sohn des Hofkriegsrates Johann Friedrich v. Saar (gest. Wien, 22. 9. 1810) und der Susanna v. Schönholz, einer Tochter des GM Leopold v. Bracht und Witwe des Sekretärs der ung. Hofkammer, Johann v. Schönholz. Das Lebens S.’ ist sehr unzureichend dokumentiert, die seine „Traditionen …“ durchziehende autobiograph. Leitlinie zielt auf literar. Effekt, nicht auf hist. Exaktheit ab. Er erhielt eine sorgfältige Erziehung im Hause seines Vaters, die den Grundstein für seine später durch Reisen – u. a. hielt sich S. insgesamt zehn Jahre in Ungarn auf – ergänzte umfassende Bildung legte; 1809–12 absolv. er drei Grammatikalkl. am Wr. Piaristengymn. S. wurde Kanzleipraktikant am Wr., dann Fourier am Prager Militärinvalidenhaus. Als unbesoldeter Praktikant bei der Stadthauptmannschaft in Prag ohne Aussicht auf Anstellung, bewarb er sich vergebl. bei der Baudion. in Pest (Budapest), ebenso 1828 um eine Stelle als Hoffourier. Nach frühen literar. Versuchen (eine Schauernovelle wurde von Johann V. Schickh, s. d., mit dem er auch später noch in Verbindung stand, zurückgewiesen) reichte S., inzwischen mit der Schauspielerin Wilhelmine Dün(n)emann (geb. Berlin, 1805) verehel. und völlig verarmt, bei der Wr. Hoftheaterdion. zwei Lustspiele („Die Wunderpillen“, „Die Einquartierung“) ein, die zwar gnadenhalber honoriert, aber nicht aufgef. wurden. In einem diesbezügl. Gutachten werden S. Bildung, aber nur wenig Fähigkeit für dramat. Arbeiten zugesprochen. 1830 verließ S. mit seiner Frau Österr. und ging nach Deutschland. 1832–34 in Berlin Hrsg. einer „Universalzeitschrift“, schrieb er Beitrr. in „Der Gesellschafter …“ (Berlin) – antholog. Zusammenstellungen dieser Beitrr. sind noch lange nach seinem Tod in Sammelbde. erschienen –, im „Morgenblatt für gebildete Leser“ (Stuttgart, Tübingen), „Sundine“ (Stralsund), in den „(Neuen) Schlesischen Blättern …“ (Breslau/Wroclaw), in „Der Freihafen“ und „Der Pilot“ (beide Hamburg-Altona). 1837 wird S. als Mitgl. der Red. des „Berliner Modenspiegels“ genannt, für 1842/43 ist ein Leipziger Aufenthalt in offensichtl. bedrängter finanzieller Lage bezeugt. Sein Hauptwerk, die „Traditionen zur Charakteristik Oesterreichs …“ sind eine kulturhist. Quelle ersten Ranges. In ihm führt S. – jedoch vom Standpunkt des österr. Patrioten aus – „das Ungeheuerliche, das vielfach Unheimliche“ (Hofmannsthal) der franziszeischen Zeit in eindringl., geistvoller Weise (oft in Form der Anekdote) vor Augen.


Werke: Ueber das mit 33 Miniaturen gezierte Brevier Philipp’s II. von Spanien …, 1837; Traditionen zur Charakteristik Oesterr., seines Staats- und Volkslebens, unter Franz dem Ersten, 2 Bde., 1844 (anonym), hrsg. von G. Gugitz, 2 Bde. (= Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 3–4), 1914; Zehn Jahre in Ungarn, 2 Bde., 1845 (anonym); Ein Concert von F. Liszt, in: Geistige Feldzüge, 1857; Geschichtliches, Novellistisches und Humoristisches. Lebensbilder und Erfahrungen …, 1859; Streitende Gegensätze. Satyr. Zeitblicke in Reimen, (1860); Lustspiele; Gelegenheitsschriften; Beitrr. in Ztg. und Z.; usw. Hrsg.: Hdb. aller Wiss. … als Leitfaden zur wiss. Selbstbildung, 1839.
Literatur: N. Fr. Pr., 30. 4. 1896; H. v. Hofmannsthal, ebenda, 25. 9. 1902; Neues Österr., 11. 5. 1958; Giebisch–Gugitz; K. Glossy, in: Jb. der Grillparzer-Ges. 23, 1912, S. 61f.; G. Gugitz, in: F. A. v. S., Traditionen zur Charakteristik Österr., seines Staats- und Volkslebens unter Franz I., 1 (= Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 3), 1914, S. IXf.; K. Adel, Geist und Wirklichkeit, (1967), S. 157f.; A. Estermann, Die dt. Literatur-Z. 1815–50, 1991, s. Reg.Bd.; HHStA, UA, WStLA, alle Wien; Mitt. Herbert Jacob, Berlin, Deutschland.
Autor: (H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 87f.
geboren in Wien
gestorben in Leipzig

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