Schönn, Alois

Schönn Alois, Maler. Geb. Wien, 11. 3. 1826; gest. Krumpendorf (Kärnten), 16. 9. 1897.

Sohn des Kontrollors bei der Cameral-Verwaltung Johann S., Vater von Ricka S. (s. u.). Nach dem Besuch der Unterrealschule und einem Jahr Handelsschule war S. zunächst als Diurnist im Finanzmin. tätig, wo er sich mit kalligraph. Arbeiten beschäftigte. Er nahm Privatunterricht bei L. Russ (s. d.) und stud. 1841–42 Graveur, 1845–48 Historienmalerei an der Wr. Akad. der bildenden Künste u. a. bei J. v. Führich und van der Nüll (beide s. d.). 1848 meldete er sich als Landesverteidiger zu den Tiroler Schützen und nahm am italien. Feldzug teil, wobei seine ersten Schlachtenbilder entstanden. Im folgenden Jahr unternahm er eine Stud.Reise nach Ungarn, 1850–51 hielt er sich in Paris auf, wo er von Horace Vernet beeinflußt wurde. Für seine Studien führte ihn 1852 eine Orientreise in die Türkei, nach Ägypten und Tunis. In den folgenden Jahren bereiste S. wiederholt Italien, 1867 Galizien, wo er in Krakau (Kraków) und Tarnów Studien zu seinen Bildern betrieb, Siebenbürgen und die Balkanländer, 1878 und 1880 Sizilien, 1890 unternahm er eine Stud.Reise nach Holland. 1861 wurde S. Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1866 der Wr. Akad. der bildenden Künste, 1877 ehrenhalber deren ao. Prof. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so u. a. 1873 anläßl. seiner Verdienste bei der Wr. Weltausst. den K.-Franz-Joseph-Orden, 1874 in Berlin die goldene Medaille vom Dt. Reich für sein Werk „Das Theater in Chioggia“, 1878 anläßl. der Weltausst. in Paris das Ritterkreuz der Ehrenlegion und 1882 die Erzhg. Carl-Ludwig-Medaille. S. verband die aus spätbiedermeierl. Erbe erwachsene Neigung zu Detailgenauigkeit, starker Lokalfarbigkeit und anekdot. Schilderung mit einem realist. Blick auf das Charakterist. von Land und Leuten. Damit erweist er sich, zusammen mit Malern wie K. Karger oder F. L. Ruben (beide s. d.), als Vertreter einer traditionsgebundenen, „gemäßigten“ Richtung der Wirklichkeitsdarstellung, die sich in der zweiten Jh.Hälfte hoher offizieller Wertschätzung erfreute. Aus der 1860 geschlossenen Ehe mit Sofie Dratschmiedt v. Mährentheim (geb. Dornbach, NÖ/Wien, 28. 7. 1832; gest. Bleiburg, Kärnten, 24. 9. 1910) entstammten sieben Kinder. Seine Tochter Ricka S., verehel. Bratusch (geb. Wien, 8. 12. 1867), war fünf Jahre lang seine Schülerin (Aquarell) und war mit einem Porträt der Tochter H. Ferstels (s. d.) und einem Interieur aus dessen Wohnung 1891 im Wr. Künstlerhaus vertreten (beide Aquarelle, Graph. Smlg. Albertina, Wien).


Werke: Erstürmung des Lagers von Lodrone, 1851 (Österr. Galerie, Wien); Geschmückte Mohrin, 1852/53, Ansicht des Ramesseums bei Theben, 1853 (beide Stmk. Landesmus. Joanneum, Graz); Verabschiedung der 1. Tiroler Studentenkomp. am Wr. Südbahnhof (Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck); Markt in Konstantinopel, 1868 (Österr. Galerie, Wien); Gänsemarkt in Krakau, 1869 (Gemäldegalerie der Akad. der bildenden Künste, Wien); Fischmarkt beim Portikus der Octavia in Rom, 1871 (Stmk. Landesmus. Joanneum, Graz); An der genues. Küste, 1872, Röm. Winzer, 1882, An der latein.Brücke in Sarajewo, 1882/83 (alle Österr. Galerie, Wien); 6 Wandbilder für die Hochparterresäle des Naturhist. Mus., Wien, 1883–89; Die Freyung in Wien, 1889, Obstmarkt am Schanzl in Wien, 1895 (beide Hist. Mus. der Stadt Wien); usw. – Ricka S.: Kopf des Vaters, 1891 (Aquarell); Stilleben; Arbeitszimmer H. v. Ferstls; Stud.Kopf, 1893; Interieur aus dem Atelier A. Schönn, 1895; usw.
Literatur: Wr. Ztg., 17. (Abendausg.), N. Fr. Pr., 18. 9. 1897; RP, 3. 3. 1898; ADB 54; Bénézit; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Fuchs, 19. Jh.; Fuchs, Erg.Bd.; Thieme–Becker; Wurzbach; C. v. Vincenti, Wr. Kunst-Renaissance, 1876, S. 340ff.; Kunst und Kunsthandwerk 1, 1898, S. 116f.; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/2, 1898; Kat. des künstler. Nachlasses A. S. …, Versteigerung … 8. 3. 1898 …, Vorwort von A. Schaeffer, 1898, S. VIIff. (mit Bild); L. Hevesi, Oesterr. Kunst im 19. Jh., 1903, S. 212; A. v. Schaeffer, in: Berr. und Mitt. des Altertums-Ver. zu Wien 44, 1911, S. 85ff. (mit tw. Werksverzeichnis); B. Grimschitz, Österr. Maler vom Biedermeier zur Moderne, (1963), S. 26, Abbildungstl. S. 2; M. Migacz, Die Landschaftsbilder im Naturhist. Mus. in Wien …, phil. Diss. Wien, 1972, S. 5, 47f., 138, 159; H. Schöny, Wr. Künstler-Ahnen 2, 1975, S. 307; R. List, Kunst und Künstler in der Stmk. 3, 1977; Mitt. der Österr. Galerie 30, 1986, n. 74, S. 88. – Ricka S.: Bénézit; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Fuchs, 19. Jh.; Kosel 1; Thieme–Becker; K. Murau, Wr. Malerinnen, 1895, S. 99ff.; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/2, 1898; A. v. Schaeffer, in: Berr. und Mitt. des Altertums-Ver. zu Wien 44, 1911, S. 92ff.; WStLA-Künstlerhausarchiv, Wien.
Autor: (M. Haja)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 90f.
geboren in Wien
gestorben in Krumpendorf
reiste nach Ungarn
wirkte in Paris 1850-1851
reiste nach Türkei 1852
reiste nach Ägypten
reiste nach Tunis
reiste nach Italien
reiste nach Galizien 1867
wirkte in Tarnów
wirkte in Krakau
reiste nach Siebenbürgen 1867
reiste nach Sizilien 1878-1880
reiste nach Niederlande 1890
stellte aus Berlin 1874
war Mitarbeiter von Österreich. Finanzministerium
war Student Akademie der bildenden Künste Wien 1841-1848
war Mitglied Tiroler Schützen
war Mitglied Genossenschaft der Bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) 1861
war Mitglied Akademie der bildenden Künste Wien 1866
war Mitglied Franz-Joseph-Orden 1873
war Mitglied Légion d'Honneur (Ehrenlegion) 1878
war ao. Professor Akademie der bildenden Künste Wien 1877

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