Schnür-Pepłowski, Stanisław

Schnür-Peplowski Stanislaw, Historiker und Publizist. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, Ukraine), 21. 10. 1859; gest. ebenda, 14. 11. 1900 (Selbstmord).

Sohn eines Kaufmanns, wurde er im Kindesalter durch seinen Onkel mütterlicherseits, HR Ludwik Peplowski, adoptiert. S. stud. nach Absolv. des Gymn. in Lemberg 1877–82 an der dortigen Univ. Jus sowie Geschichte (Absolutorium), u. a. bei K. Liske (s. d.). Trat dann vorerst in den Gerichtsdienst, wechselte aber 1885 als Bibliothekar an die Univ.Bibl. Lemberg, wo er sich in bes. Maße der Erforschung des poln. Pressewesens, des Theaters, aber auch allg. der Landesgeschichte Galiziens widmete. Daneben wandte er sich prakt. journalist. Tätigkeit zu und veröff. 1881–97 Essays und Feuilletons über polit. und kulturelle Fragen der galiz. Vergangenheit, bes. des Theaters, im „Dziennik Polski“ und 1894–1900 in der „Gazeta Lwowska“, deren Red. er 1887–97 angehörte, sowie Beitrr. über ähnl. Themen 1894–96 im Posener „Dziennik Poznanski“, 1894–1900 in der Krakauer Ztg. „Czas“ und im St. Petersburger „Kraj“, 1895–99 in der Warschauer Ztg. „Tygodnik Ilustrowany“ und in ca. 20 weiteren poln. Journalen. Auch begründete er die dann von ihm mitred. Z. „Iris“, das anfangs monatl., dann 14tägig erscheinende Organ des „Kolo Literacko-Artystyczne we Lwowie“ (Literar.-künstler. Kreis in Lemberg), dessen Sekretär er ab 1891 war. Hervorzuheben sind seine Veröff. über die österr. Regierung in Galizien, das galiz. Theaterwesen sowie die Analysen der Schilderungen dieses Landes durch dt. Reisende. Schon während seiner Stud.Zeit für die „Czytelnia Akademicka“ (Student. Lese- und Leihbibl.) tätig, fungierte er ab 1882 als deren Präs. Auch später galt sein Interesse kulturellen Vereinigungen. S. machte sich um das Lemberger Kulturleben durch zahlreiche Veranstaltungen verdient. 1893 zählte er zu den Mitbegründern der „Towarzystwo Wzajemnej Pomocy Dziennikarzy Polskich we Lwowie“ (Ges. für wechselseitige Hilfe poln. Journalisten in Lemberg), ab 1893 „Towarzystwo Dziennikarzy Polskich“ (Ges. poln. Journalisten), und wurde 1895 Sekretär in deren Vorstand. Als solcher bahnte er die Kontaktnahme zu Vertretern des Pressewesens in den übrigen Kronländern an und initiierte den 1896 erfolgten Beitritt der genannten Ges. zur Allg. österr. Pressevereinigung. Die große Anzahl seiner Veröff. trug ihm in wiss.-literar. Kreisen den Ruf eines Kompilators und Schöpfers der „literarischen Maschinenproduktion“ ein. Durch seinen Stil und den Umfang seines Wissens erwarb er sich jedoch allg. Anerkennung. Ihm ist der erste Überblick über die galiz. Geschichte nach der Ersten Teilung Polens zu danken.


Werke: Teatr polski we Lwowie . . . (Das poln. Theater in Lemberg . . . ) (1781–1881, 1881–90), 1889–91; Z przeszlosci Galicji (Aus der Vergangenheit Galiziens) 1772– 1862, 2 Bde., 1894, 2. Ausg. 1895; Raclawice. Pierwsza panorama polska (Raclawice. Das erste poln. Panorama), 1895; Galiciana 1778–1812, in: Przewodnik Naukowy i Literacki, 1895–96, selbständig 1896; Polacy i Wegrzy (Die Polen und die Ungarn) 1848–49, 1896, 2. Aufl. 1898; Obrazy z przeszlosci Galicji i Krakowa (Bilder aus der Vergangenheit Galiziens und Krakaus) 1772–1858, 2 Bde., 1896; „Jeszcze Polska nie zginela!“ Dzieje Legionów polskich . . . („Noch ist Polen nicht verloren!“ Geschichte der poln. Legionen . . . ) 1796–1806, 1897; Wódz Legionów. Opowiescdziejowa z lat 1790–1818 (Führer der Legionen. Eine geschichtl. Erz. aus den Jahren 1790–1818), (1897), 2. Ausg. 1900; Cudzoziemcy w Galicyi (Ausländer in Galizien) 1787–1841, 1898, 2. Ausg. 1902; A. Mickiewicz 1798–1855, 1898; Z papierów po Fredrze (Aus Fredros Papieren), 1899, 2. Ausg. 1900; Szkice historyczne (Hist. Skizzen), 1900; usw. Red.: Nafta 4 ff., 1899 ff.; Iris, gem. mit M. Rolle, 1899 f.
Literatur: Czas vom 15. 11. (auch Nachmittagsausg.), Gazeta Lwowska und Dziennik Polski vom 15.–18. 11., Tygodnik Ilustrowany vom 24. 11. 1900; Kwartalnik Historyczny 14, 1900, S. 742; Cz. Lechicki, in: Zeszyty Prasoznawcze, 1967, S. 87f.; Nowy Korbut 16; W. Enc. Powsz. PWN; A. Choloniewski, Niesmiertelni. Fotografie literatów lwowskich, 1898, S. 50f.; W. Bruchnalski, Stulecie „Gazety Lwowskiej“, 1911, s. Reg.; L. Charewiczowa, Historiografia i milosnictwo Lwowa, 1938, s. Reg.
Autor: (M. Tyrowicz)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 416f.
geboren in Lemberg
gestorben in Lemberg

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