Schoeller, Philipp Wilhelm d. J. von

Schoeller Philipp Wilhelm von d. J., Großindustrieller und Photograph. Geb. Wien, 18. 4. 1845; gest. Gries, Tirol (Bolzano/Bozen, Italien), 20. 2. 1916.

Sohn von (Johann) Paul, Neffe von (Wilhelm) Alexander, Bruder von Paul Eduard, Cousin von Gustav Adolph v. S. (alle s. d.); evang. HB. Gem. mit seinem Bruder Paul Eduard wurde S. als Universalerbe 1889 Nachfolger seines Onkels Alexander und seines Vetters Gustav Adolph v. S. in den Unternehmungen des Großhandelshauses „Schoeller & Co.“ (u. a. 1892–98 Präs. der „Hütteldorfer Bierbrauerei AG.“), zog sich jedoch schon bald immer mehr aus der Geschäftsleitung zurück und trat auch öff. kaum in Erscheinung. Aktiver beteiligte er sich am Umbau der Oesterr.-ung. Bank, deren Dion. (und später deren Generalrat) er seit 1884 angehörte; davor war er auch im Verwaltungsrat anderer Bankinst. und durch viele Jahre in der Verwaltung der K. Ferdinands-Nordbahn. 1895 lebenslängl. Mitgl. des Herrenhauses (Verfassungspartei), nahm er jedoch selten Anteil an den Debatten. Neben seinen berufl. Funktionen betätigte er sich auch als Amateurphotograph. Bereits 1891 hatte er sich der Photographie zugewandt und Unterricht bei Wilhelm J. Burger und Lenhard (s. d.) genommen. 1893 trat er dem Wr. Kameraklub bei und wurde zwei Jahre später dessen Präs. Außerdem war er ab 1893 Mitgl., ab 1907 Ehrenmitgl. der k. k. Photograph. Ges. in Wien. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit hielt er sich viel im Süden auf (Taormina, Palermo, Dalmatien, Nordafrika) und benützte diese Reisen zum Photographieren; seine Photos präsentierte er dann im Rahmen von Projektionsvorträgen. S. verfügte über ein gut eingerichtetes Atelier und gehörte zu den ersten, die sich erfolgreich mit Gummidruck und Dreifarbenphotographie befaßten. Um talentierten, aber mittellosen Schülern der Graph. Lehr- und Versuchsanstalt ihre Ausbildung zu ermöglichen, stiftete er 1900 ein Stipendium. S. galt als bedeutender Kunstphotograph und als Förderer der amateurphotograph. Bewegung. Er war auch ein Gönner des Wr. Volksbildungsver. Überdies Presbyter der Evang. Gmd. HB in Wien, ermöglichte er durch großzügige Spenden die Gründung der Evang. Pfarrgmd. HB Wien-West in Ottakring (1901) und den Bau ihrer Pfarrkirche (1911).


Literatur: RP, 22., N. Fr. Pr., 22.–24., Die Ind., 28. 2. 1916; Wr. Ztg., 10. 6. 1958; G. Kolmer, Das Herrenhaus des österr. Reichsrats, 1906; Photograph. Korrespondenz 53, 1916, S. 124, 140f. (mit Bild); Photograph. Notizen 52, 1916, S. 8; Geschichte der Fotografie in Österr. 1–2, hrsg. von O. Hochreiter und T. Starl, 1983, s. Reg. (Kat.); Die evang. Gmd. H.B. in Wien, hrsg von P. Karner, 1986, s. Reg. (mit Bild).
Autor: (Ch. Gruber – Ch. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 26f.
geboren in Wien
gestorben in Bozen

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