Schöll, August

Schöll (Wilhelm Jacob) August, Fabrikant. Geb. Ludwigsburg, Württemberg (Deutschland), 1. 5. 1787; gest. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 24. 4. 1847.

Sohn eines Anstaltsgeistlichen, Neffe des Folgenden, Cousin des Vorigen, Onkel von Rudolf und Fritz S. (s. u. Adolf S.); evang. AB. S., der zuvor in der Offermannschen Feintuchfabrik in Brünn angestellt war, machte sich in der Textilbranche selbständig und schloß 1811 mit dem gleichfalls aus Deutschland stammenden (Christian) Friedrich Me(m)mert (geb. 1781) einen Ges.Vertrag zur Ausübung des den beiden erteilten „einfachen Fabriksbefugnisses“. 1815 war das Unternehmen bereits soweit konsolidiert, daß die beiden Teilhaber das Landesfabriksbefugnis für Tuch- und Kaschmirerzeugung erhielten, wobei die Fabrikation in diesem Jahr bereits auf 26 großen Stühlen (1819 waren es 20 große und 19 kleine) erfolgte. Die unter der Bezeichnung „k. k. privilegierte Feintuch- und Kasimirfabrik Schöll und Memert“ geführte Fa. hatte nicht nur ihrer maschinellen Ausstattung wegen – sie war eines der ersten Brünner Unternehmen, das eine Dampfmaschine verwendete –, sondern auch aufgrund der Qualität ihrer Fabrikate bald einen ausgez. Ruf. Daneben erhielt S. 1816 gem. mit Mem(m)ert, Jakob Friedrich Schöll sowie Johann Reiff auch das Privileg zur „Wollschrobblerei und -spinnerei“ in Schlapanitz (Šlapanice) bei Brünn für deren Fabrik Reiff & Comp., aus der sich später die Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Ges. entwickelte. 1822 traten S. und Mem(m)ert jedoch aus der Ges., an der sie mit einem Drittel des Grundkapitals beteiligt waren, aus. Im folgenden Jahr wurde ihre gem. Fabrik in Brünn von der allg. Krise der Brünner Tuchmacher erfaßt und fallierte. Die beiden Gesellschafter trennten sich, um im darauffolgenden Jahr – jeder für sich – ein einfaches Fabriksbefugnis zur Erzeugnis von Wollstoffen zu erwerben. S., eine angesehene Unternehmerpersönlichkeit, gehörte durch seine Fabriks(mit)begründungen in Brünn, dem „österreichischen Manchester“, zu den Pionieren der frühen industriellen Phase in Mähren.


Literatur: Slokar, S. 330, 335; Rückblick auf die Schafwollwaren-Ind. Brünns von 1765–1864 … (= Statist. Arbeiten der Handels- und Gewerbe-Kammer in Brünn 2), 1866, bes. S. 11; G. Trautenberger, Die Chronik der Landeshauptstadt Brünn 5, (1897), S. 30, 38, 41, 44, 53, 83; Die hundertjährige Geschichte der Ersten Brünner Maschinen-Fabriks-Ges. in Brünn von 1821 bis 1921, 1921, bes. S. 8ff., 20, 22, 27, 32; G. Haas, Zur Geschichte der Brünner Ind. …, 1943; Eine Stadt als Vermächtnis. Das Buch vom dt. Brünn, 2. Aufl. 1959, bes. S. 305, 307; H. Kellenbenz, in: Bohemia 3, 1962, S. 249f.; Dejiny mesta Brna 1, (1968), s. Reg.; B. Steiner, První brnenská – dejiny strojírny, 2. Aufl. 1969, S. 11ff.; WStLA, Wien; Evang. Oberkirchenrat, Stuttgart, Deutschland.
Autor: (E. Lebensaft – Ch. Mentschl – F. Spurný)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 16f.
geboren in Ludwigsburg
gestorben in Brünn

Lifeline