Schmid, Georg Fidelis

Georg Fidelis, Uhrmacher und Erfinder. Geb. Bregenz (Vorarlberg), 24. 4. 1741; gest. Graz (Stmk.), 20. 3. 1824.

Sohn eines Gastwirts; erlernte das Uhrmacherhandwerk. Seine Gesellenwanderschaft führte ihn u. a. nach Klagenfurt und von dort nach Graz, wo er sich am 30. 8. 1761 ins Zunftbuch einschreiben ließ. Am 28. 5. 1770 wurde er in Graz als Großuhrmachermeister aufgenommen und übernahm zugleich das Großuhrmacher-Recht von Martin Weinhard, dessen Tochter Margarethe Katharina er im Juli 1770 heiratete. In der Folgezeit war S. in seinem erlernten Gewerbe tätig; 1785/86 verfertigte er als Hofuhrmachermeister eine neue Uhr für den Turm des Grazer Landhauses. 1793 gab er sein Uhrmacher-Jus an seinen Sohn Franz Xaver (eigentlich Johannes Nep. Franz X., geb. Graz, 28. 5. 1771) weiter (von diesem ging es 1814 auf dessen Sohn Johannes Bapt. über), bildete aber offenbar weiterhin Lehrlinge aus und ließ sich 1816 nochmals als „Personalmeister“ in die Grazer Handwerksrolle eintragen. Neben der Uhrmacherei befaßte er sich, offenbar v. a. in der zweiten Lebenshälfte, mit der Erfindung von Werkzeugmaschinen. Um 1790 hatte er bereits mit der Konstruktion einer Feilenhau-Maschine eine gewisse Berühmtheit erlangt, die Feilen „nach englischer Art“ schlagen konnte und die er nach 1800 noch verbessert zu haben scheint. Proben seiner Maschinfeilen hatte er dem k. k. Fabriksproduktenkabinett übergeben, von wo sie 1816 in die Fabriksprodukten-Smlg. des k. k. Polytechn. Inst. in Wien übergingen. Ebenfalls kurz nach 1800 baute er für den Grazer Ringel- und Kettenschmied F. X. Schafzahl (s. d.) eine Schnallendruckmaschine, um 1808 (möglicherweise nach Schafzahls Angaben) eine „Nagel-Schneid- und Preßmaschine“, für deren verbesserte Version Schafzahl 1815 ein Erfindungsprivileg erhielt. S. selbst erweist sich somit als typ. Vertreter jener „technischen Elite“ der Vor- und Frühindustrialisierung, ohne die der Fortschritt des Maschinenbaus undenkbar gewesen wäre und in der die Uhrmacher als Berufsgruppe bes. stark repräsentiert waren.


Literatur: Skizze von Grätz, 1792, Nachdruck 1922, S. 204f.; S. Beneditsch, Topograph. Kde. von der Hauptstadt Grätz, 1808, S. 173; Darstellung des Fabriks- und Gewerbswesens im österr. Kaiserstaate, hrsg. von S. v. Keeß, 2/2, 1823, S. 691; J. Abeler, Meister der Uhrmacherkunst, 1977, S. 556ff.; L. Stolberg, Die Steir. Uhrmacher, (1979), S. 393ff. (mit Verzeichnis und Abb. von S. gefertigter Uhren), 415ff. (für Franz X. S.), 445f. (für Johann Bapt. S.); Archiv der Techn. Univ. Wien; Pfarramt St. Gallus, Bregenz, Vorarlberg; Diözesanarchiv Graz, Stmk.
Autor: (J. Mikoletzky)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 265f.
geboren in Bregenz
gestorben in Graz

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