Schirmer, Adolf

Schirmer Adolf, Schriftsteller und Komponist. * Hamburg (Deutschland), 7. 5. 1821; † Wien, 12. 2. 1886.

Sohn eines Hamburger Kaufmanns evang. Religion; war zunächst imGeschäft seines Vaters tätig, löste sich aber von der vorgeschriebenen Berufslaufbahn 1838 durch den Beginn eines akadem. Bildungsweges und stud. an den Univ. Berlin, Göttingen und Leipzig Med. und Literaturwiss. 1842 ergriff er die Schauspielerlaufbahn, wurde 1843 für Intriganten- und Charakterrollen an das Hoftheater in Schwerin engagiert, mußte jedoch aus Gesundheitsgründen diesen Beruf wieder aufgeben. Finanziell begütert, begab sich S. auf Reisen. Er nahm in Paris Aufenthalt und lebte anschließend in verschiedenen Städten Deutschlands, Italiens, der Schweiz sowie in Nord- und Mittelamerika. Nach Europa zurückgekehrt, wurde ihm Wien ab 1854 Wahlheimat. Aus vielfach gesammelten Erfahrungen verfaßte der handwerklich begabte Erzähler hier sein Roman- und Novellenwerk, das über 40 Buchveröff. umfaßt und dessen Erfolg sich in Massenverbreitung im Ztg.Nachdruck und in Billigbuchausg. dokumentiert. Ansprechend waren bes. die anschaulichen Schilderungen fremder Länder sowie die phantasiereiche und spannende Darstellung menschlichen Schicksals, wobei sich realist. Beobachtungsgabe mit oftmals satir, geprägter Ges.- und Sozialkritik verband. S.s kompositor. Tätigkeit umfaßte Lieder und kleinere Klavierwerke; seine Operette „Die Jagd des Regenten“ wurde 1860 im Harmonietheater in Wien aufgef.


Werke: W. (Erstausg.): Ged., 1846; Polit. Maibüchlein. Ein Tendenzroman in Versen, 1848; Dichtungen, 1856; Düt und Dat. Riemels, 1861; Konsequenzen, 1867 (Schauspiel). Prosa: Das Handelshaus Wilford oder Die Falschen und die Echten, 4 Tle., 1861; Fabrikanten und Arbeiter oder: Der Weg zum Irrenhaus, 3 Bde. ( = Album. Bibl. dt. Originalromane, Jg. 17/20–22), 1862; Der Familiendämon, 2 Bde. ( = ebenda, Jg. 18/22–23), 1863; Die Debardeur-Tini, 1864; Schleswig–Holstein oder Mit blutiger Schrift, 3 Bde., 1864; Lütt Hannes, 3 Bde., 1865; Aus aller Herren Länder, 3 Bde., 1866; Altkath., 3 Bde., 1872; Die Sklavenbarone oder Weiß und Schwarz, 3 Bde., 1873; 1870 oder Die Heldin von Wörth ( = 5 kr.-Bibl., II. Jg./5), o. J.; Der räthselhafte Gf., o. J.; usw. – Libretti zu: C. M. Ziehrer, Kg. Jerôme, 1879 (Operette); I. Brüll, Bianca, o. J. (Oper); M. Wolf, Rafaela, o. J. (gem. mit I. Schnitzer, kom. Oper); usw.
Literatur: Wr. Ztg., Neues Wr. Tagbl. (beide Abendausg.), N. Fr. Pr. vom 13. 2. 1886; ADB; Brümmer; Giebisch-Gugitz; Kosch; Nagl-Zeidler-Castle 3, S. 765f., 783; Wurzbach; H. Schröder – C. R. W. Klose, Lex. der hamburg. Schriftsteller bis zur Gegenwart 6, 1873; F. Bornmüller, Biograph. Schriftsteller-Lex. der Gegenwart, 1882; K. Adel, Geist und Wirklichkeit, (1967), S. 196; M. Schönherr, C. M. Ziehrer, (1974), s. Reg.; F. Stieger, Opernlex. 2/3, 1978, 3/3, 1981.
Autor: (V. Hanus)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 161f.
geboren in Hamburg
gestorben in Wien

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