Schlechta von Wschehrd, Franz X. Frh.

Schlechta von Wschehrd (Wssehrd) (Šlechta ze Všehrd) Franz X. Frh., Schriftsteller und Beamter. * Pisek (Písek, Böhmen), 20. 10. 1796; † Wien, 23. 8. 1875.

Aus alter Familie stammend, Sohn des Folgenden, Vater des Schriftstellers Kamill Franz Karl Adam und des Orientalisten und Diplomaten Ottokar Maria S. v. W. (beide s.d.); besuchte als Zögling des Konvikts Kremsmünster (OÖ) dort ab 1811 die philosoph. Jgg., setzte sie 1813/14 an der Univ. Wien fort, wo er 1814–18 auch Jus stud. Nach dem Absolutorium begann S. seine Amtstätigkeit 1818 als Konzeptspraktikant der Stadthauptmannschaft Wien, wurde im folgenden Jahr zur allg. Hofkammer überstellt, 1824 Hofkonzipist, 1834 Hofsekretär, 1843 HR, 1856 Sektionschef, 1859 Geh. Rat; 1862 wurden S. die Funktionen eines Unterstaatssekretärs übertragen, 1864 i. R. Schon seit jungen Jahren dichter. tätig, publ. S. ab 1817 – zuerst Theaterrezensionen und Ged. – in Bäuerles (s. d.) „Wiener allgemeiner Theater-Zeitung“ sowie in einer Reihe anderer Z., Almanache, Taschenbücher usw. des In- und Auslandes. Die Mehrzahl seiner Ged. wurde in den ersten (und einzigen) Bd. der „Dichtungen“ bzw. in die „Ephemeren“ aufgenommen. S. ist nach Form und Motiven einer der Erben des klass.-romant. Zeitalters, aber auch noch des Rokoko. Dichtung ist ihm Erhöhung des Daseins, Botschaft im Gewand des Schönen. Edelmut, Treue zum Vaterland und Kindesliebe sind die Themen seiner meist in Versen verfaßten Spiele, von denen das „Minnespiel“ „Cimburga von Masovien“ 1825 am Hofburgtheater aufgef. wurde. S., der (nicht nur als Mitgl. der Ludlamshöhle) mit vielen geistigen Größen seiner Zeit in freundschaftlichem Verkehr stand, gehörte auch dem Kreis um Schubert – dieser vertonte sieben seiner Ged. – anund trat als erster mit einem Ged. auf Schubert 1817 an die Öffentlichkeit.


Werke: Dichtungen, Bd. 1, 1824; Der Grünmantel von Venedig, 1825 (Schauspiel); Ephemeren. Mit einem Vorwort von H. Laube, 2. Aufl. 1876; Beitrr. in Z., Ztg. usw. Briefe, Hss.Smlg. der Wr. Stadt- und Landesbibl., Wien.
Literatur: Abend-Ztg . . . . vom 1. und 2. 2. 1826; O. Zausmer, in: Jb. der Grillparzer Ges. 33, (1935), S. 104, 106f., 110; K. Scheit – E. W. Partsch, in: Schubert durch die Brille. Mitt. 2, 1989, S. 15ff.; Brümmer, 18. Jh.; Giebisch-Gugitz; Goedeke, s. Reg.; Graeffer-Czikann; Kosch; Kosch, Theaterlex.; Nagl-Zeidler-Castle 2, s. Reg.; Wurzbach; J. Seidlitz, Die Poesie und die Poeten in Oesterr. im Jahre 1836, 1, 1837, S. 162ff.; I. F. Castelli, Memoiren meines Lebens, hrsg. von J. Bindtner, 1–2 ( = Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 9 – 10), (1914), s. Reg.; G. Enzl, F. X. S. ¿. W., phil. Diss. Wien, 1949 (mit Bibliographie); Schubert. Die Dokumente seines Leben, hrsg. von O. E. Deutsch ( = F. Schubert. Neue Ausg. sämtlicher Werke, Ser. VIII, Suppl. 5), 1964, s. Reg.; Schubert. Die Erinnerungen seiner Freunde, hrsg. von O. E. Deutsch, 1966, s. Reg.; K. Adel, Geist und Wirklichkeit, (1967), s. Reg.; D. Fischer-Dieskau. Auf den Spuren der Schubert-Lieder, 1971, s. Reg.; Finanz- und Hofkammerarchiv, Wien.
Autor: (K. Adel)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 173f.
geboren in Písek
gestorben in Wien

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