Schindler, Josef

Schindler Josef, Theologe und Seelsorger. * Motzdorf (Mackov, Böhmen), 25. 2. 1854; † Bad Wörishofen, Bayern (Deutschland), 19. 5. 1900.

Bauernsohn, Bruder des Theologen und Sozialpolitikers Franz M. S. (s. d.); absolv. das Gymn. in Graupen-Mariaschein (Krupka-Bohosudov). Stud. 1873–77 Theol. am bischöflichen Seminar in Leitmeritz (Litomerice) und an der Univ. Prag, Dr. theol. Nach seiner Priesterweihe (1877) war er als Kaplan in Kulm (Culm) tätig, wo er den kath. Volksver. begründete. Nach zwei weiteren Jahren als Kaplan in Tetschen (Decín) wurde S. 1886 Prof. am Seminar in Leitmeritz und lehrte dortzunächst Moraltheol., hierauf Bibelwiss. und Phil. Daneben unterrichtete er auch amLeitmeritzer Staatsgymn. Im Gefolge von A. Opitz (s. d.) und seines Bruders Franz M. S. war S. am Aufbau des kath. Ver.- und Pressewesens in Nordböhmen sehr engagiert, so bei der Gründung der St. Vincenz-Konferenz in Leitmeritz, als Präses des Studenten-Unterstützungsver. Mariaschein, war Mitarbeiter des Canisius-Preßver. und wurde Vizekommissar der nordböhm. Katholikentage sowie Diözesanpräses der Kolpingver. Mit der Fortsetzung des von seinem Bruder begonnenen Ausbaus der Kleruskonferenzen in Nordböhmen und mit der Begründung der ab 1895 jährlich zusammentretenden Vollversmlg. des Klerus der Diözese Leitmeritz und ihres Zentralorgans „Conferenzblatt“ legte er den Grundstein zum späteren Zusammenschluß aller freien dt. Klerusver. der CSR (Reichsverband 1920). Zur Vorbereitung eines Werkes über das Leben Jesu bereiste S. 1899/1900 Palästina und Ägypten. Stets darauf bedacht, den Klerus auf das Stud. der Sozialen Frage hinzuweisen, profilierte er sich als vehementer Gegner des Liberalismus, als dessen Frucht er die Sozialdemokratie ansah. Trotz dieser Einstellung erfreute er sich auch bei dt.nationalen Kreisen einer gewissen Beliebtheit.


Werke: St. Joseph dargestellt nach der Hl. Schrift, 1893; Das kath. Ver. Wesen, in: Der Verlauf des Ver. -Tages kath. Ver. in Aussig am Sonntag, den 27. 8. 1893, und die auf demselben gehaltenen Vorträge, 1893; Über die Stellungnahme des Seelsorgers zur Arbeiterfrage in und außer der Kirche, 1895; usw. Red.: Conferenzbl., Organ der Clerus-Conferenz und Pastoralbl. der Leitmeritzer Diöcese 1ff., 1895ff.
Literatur: RP und Das Vaterland vom 20., Oesterr. Volksztg. (Warnsdorf) vom 22. 5. 1900; Leitmeritzer Ztg. und Leitmeritzer Wochenbl. vom 23. 5. 1900; Das Volk. Polit. Organ für Dt. Böhmen vom 26. 5. 1900; F. Vater, in: Conferenzbl. 6, 1900, S. 65ff.; ebenda, 7, 1903, S. 7; Biograph. Jb. 5, 1903, S. 310; R. Henke, in: Die dt. Katholiken in der Tschechoslowak. Republik, hrsg. von H. Donat, 1934, S. 281; B. Schmid-Egger, Klerus und Politik in Böhmen um 1900 ( = Wiss. Materialien und Beitrr. zur Geschichte und Landeskde. der böhm. Länder 21), 1974, S. 165, 188.
Autor: (A. K. Huber)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 153f.
geboren in Mackov
gestorben in Bad Wörishofen

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