Sohn des 1780 wegen seiner Verdienste um das fürstlich Schwarzenberg. Bergwerk Ratiboritz nob. Johann Wenzel S.; stud. 1789/90 an der Bergakad. Schemnitz (Bánská Štiavnica) und nach Reisen zu den Bergwerken in Böhmen sowie Sachsen Phil. und Physik an der Univ. Prag. 1793 trat er beim Hammerwerk Murau in den Dienst der fürstlich Schwarzenberg. Eisen- und Stahlwerke in der Stmk., arbeitete ab 1794 im Werk Turrach, avancierte 1795 zum Verweser eines Murauer Hammerwerkes, ging aber 1798 als Oberbergverwalter zur k. k. Innerberger Hauptgewerkschaft, in deren Auftrag er in Kärnten, NÖ und im ung. Brennberg (Brennbergbánya) wirkte. 1802 kam er als Adjunkt für das Berg- und Hüttenwesen zur Westgaliz. Staatsgüteradministration, wirkte nach dem Verlust von Westgalizien in Lemberg (L’viv) und übernahm 1829 als Dir. und Thesauriatsrat die Leitung der neugeschaffenen siebenbürg. Salinendion. 1839 provisor., 1843 definitiv i. R., lebte er in Preßburg. In der Stmk. beschäftigte sich S. experimentell und wiss. mit dem Problem der Stahlerzeugung und legte eine diesbezügliche Schrift als Beantwortung einer Preisfrage vor, in der er „Frischen“, d. h. die Zufuhr von Luft in flüssiges Roheisen bei der Stahlerzeugung, empfahl, eine Methode, die unabhängig von ihm Wilhelm August Lampadius vorschlug. Er konnte seinem Prinzip des sog. Windfrischens, das als grundlegendste Veränderung in der Stahlmetallurgie bis zur Einführung des LD-Verfahrens 1952 angesehen wird, jedoch damals nicht zum Durchbruch verhelfen, erst der Engländer Henry Bessemer führte es 1856 in die Praxis ein (Bessemerverfahren). In Westgalizien machte sich S. um die Einrichtung neuer Berg- und Schmelzwerke verdient, sorgte dann von Lemberg aus für Erneuerungen bzw. Neueinrichtungen im Rahmen des galiz. Berg- und Hüttenwesens und konnte schließlich den schon vorher bedeutenden Ertrag der siebenbürg. Salinen um weitere 50% steigern.
Werke: Drei Abhh. ueber die Preisfrage: worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen aus Hohenoefen und geschmeidigem Eisen aus Frischheerden und nach welcher Methode laeßt sich das letztere am besten und vortheilhaftesten aus dem ersteren bereiten?, gem. mit W. A. Lampadius und B. F. J. Hermann, 1799; Geognost. Bemerkungen über die Karpath. Gebirge in dem Kg. Reiche Galizien und Lodomerien . . ., 1815; usw.
Literatur: I. Krulis-Randa, in: Bll. für Technikgeschichte 25, 1963, S. 34ff.; H. J. Köstler, in: Berg- und Hüttenmänn. Monatshe. 122, 1977, S. 204; ders., in: Erz und Eisen in der Grünen Mark, hrsg. von P. W. Roth, 1984, S. 130; Finanz- und Hofkammerarchiv, Wien.
Autor: (H. J. Köstler – Ch. Sapper)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 154