Scheichl, Franz

Scheichl Franz, Historiker und Schulmann. * Vöcklabruck (OÖ), 13. 2. 1858; † Altmünster (OÖ), 25. 7. 1944.

Stud. 1877–1881 an der Univ. Wien moderne Philol. (Engl. und Französ.), legte 1882 die Lehramtsprüfung ab und wurde 1887 an der Univ. Leipzig zum Dr. phil. prom. (Geschichte, Französ. und Engl., 1901 Nostrifizierung Univ. Wien). Ab 1881 Suppl. an der Oberrealschule in Salzburg, kam er 1883 an die Handelsakad. in Linz, wo er bis zu seiner Pensionierung (1908) als Lehrer für moderne Sprachen wirkte. Schon früh wandte er sich hist. Arbeiten zu und begann seine umfangreiche Publ.Tätigkeit 1885 mit einer auf bis dahin ungenützten Archivalien basierenden Darstellung des Protestantenaufstandes im Salzkammergut von 1601/02 und setzte diese u. a. mit Untersuchungen über Glaubensflüchtlinge fort. Diese Thematik veranlaßte ihn dann, das Problem der religiösen Toleranz, in welcher er eine der größten Errungenschaften sah, im geschichtlichen Ablauf zu verfolgen und in mehreren, allerdings weitgehend auf vorangegangener Literatur beruhenden Arbeiten chronolog. zu dokumentieren. Kränklichkeit und ein aus nicht geklärten Motiven veranlaßter monatelanger Irrenhausaufenthalt 1907/08 führten nicht nur zu verfrühtem Ausscheiden aus dem Berufsleben, sondern auch zum Abbruch seiner hist. Aktivitäten. Er veröff. in der Folge lediglich eine auf seiner Diss. basierende größere Arbeit und konzentrierte sein Interesse auf seine Rehabilitierung sowie darauf, ähnliche Fälle in Zukunft unmöglich zu machen. Es gelang ihm jedoch nicht, eine von ihm angestrebte Interpellation im Abg.Haus herbeizuführen. Tragischerweise weist er sich gerade durch jene Schrift, die sein Geschick schildert, als Sonderling aus.


Werke: Der Aufstand der protestant. Salzarbeiter und Bauern im Salzkammergute 1601 und 1602, 1885; Ein Beitr. zur Geschichte des gemeinen Arbeitslohnes . . ., in: 3. Jahresber. der öff. Handels-Akad. in Linz a. d. Donau 1885, 1885, auch selbständig; Leopold I. und die österr. Politik während des Devolutionskrieges 1667/68, 1888 (Diss.); Bilder aus der Zeit der Gegenreformation in Österr. 1564–1618, 1890; Glaubensflüchtlinge aus Spanien mit den Niederlanden, Italien und Frankreich seit dem Jahre 1500, 1894; Heldenbauern, 1906 (hist. Roman); Ein rätselhafter Irrenhausfall in Oesterr. In eigener Sache, 1909 (mit biograph. Angaben); Der Malteserritter und Gen.Lt. J. Bretel v. Grémonville, der Gesandte Ludwigs XIV. am Wr. Hofe von 1664–73 . . . ( = Hist. Stud. 117), 1914; Abhh. über die Duldung im 16. Jh., im Islam,Buddhismus, alten Ägypten, in Babylonien, Assyrien, Persien und China sowie im Griechentum, 1897, 1898, 1899, 1900, 1902, 1903; Abhh. in Fachz., u. a. in Jb. der Ges. für die Geschichte des Protestantismus; etc.
Literatur: (Vöcklabrucker) Gebirgsbote vom 21. 11., Welser Anzeiger vom 12. 12. 1908; Rieder Sonntags-Bl. vom 4. 3. 1909; Welser Ztg. vom 8. 2. 1973; Brümmer; Giebisch-Gugitz; Krackowizer.
Autor: (F. Hillbrand-Grill)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 62
geboren in Vöcklabruck
gestorben in Altmünster
wirkte in Salzburg 1881-1883
wirkte in Linz 1883-1908
ausgebildet in Wien
ausgebildet in Leipzig
war Student Universität Wien 1877-1881
war Student Universität Leipzig 1887

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