Scheidtenberger, Karl

Scheidtenberger Karl, Techniker. * Graz, 25. 12. 1827; † Graz, 25. 3. 1910.

Stud. 1843–48 am Polytechn. Inst. in Wien u. a. Landbau- sowie Wasser- und Straßenbaukunst und arbeitete ab 1848 bei der Triester Steinkohlengewerkschaft (Kohlenbahn in Hrastnigg/Hrastnik, Slowenien), wechselte 1850 in den Staatsdienst über und war bis zur Liquidierung der Staatsbahnen bei verschiedenen Eisenbahnbauten eingesetzt. 1860–66 bei der Südbahnges. tätig, wurde er 1866 o. Prof. für Wasser-, Straßen- und Eisenbahnbau an der Techn. Hochschule Graz, war dort 1869–71 Vorstand der Ing.-Schule, 1872/73 und 1878/79 Rektor, ab 1879 Mitgl., ab 1887 Präses der 2. Staatsprüfungskomm. für das Ing.Fach; 1884 aus Gesundheitsrücksichten i. R. Verdient machte sich S. vorerst im prakt. Eisenbahndienst, so bes. 1853 durch Trassenstud. für die damals von den Staatsbahnen geplante Strecke Linz–Passau, 1857 bei Tunnelarbeiten an der Karststrecke der Südbahn und 1864 beim Bau des Abschnittes Bruck a. d. Mur – Leoben (Stmk.). Als erster Grazer, auf bes. Wunsch der Studenten, an die Hochschule berufen, mußte er dort den Lehrbetrieb erst aufbauen. Vor allem auf Grund seines eminenten prakt. Wissens gelang es ihm bald, eine auch im Ausland angesehene Schule zu bilden, aus der zahlreiche Techniker für das aufstrebende Eisenbahnwesen hervorgingen; S. legte allerdings nur wenige Publ. vor. Obwohl er 1868 einen Ruf an das Polytechn. Inst. in Wien und 1869 einen in die Generalinspektion der österr. Eisenbahnen erhalten hatte, blieb er in Graz; dabei dürften die ihm dort gebotenen finanziellen Bedingungen mitentscheidend gewesen sein. Er bestimmte testamentar. 5000 fl als Basis für eine Stiftung zur Unterstützung jeweils eines Studenten dt. Nationalität an der Grazer Ing.Schule. Sein Wirken fand vielfach Anerkennung: 1875 Reg.Rat, 1907 Dr. h.c. der techn. Wiss. der Techn. Hochschule Graz. S. hatte wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Techn. Hochschule Graz, bes. an deren Ausbau zu einer international anerkannten Lehrstätte des Eisenbahnbaues.


Werke: Fels oder nicht Fels? Eine Frage aus der Praxis, in: Z. des Oesterr. Ing.- und Architekten-Ver. 29, 1877, auch selbständig; Der Bau des Arlberg-Tunnels . . ., in: Mitth. des polytechn. Clubs in Graz, 1884; etc.
Literatur: Grazer Volksbl., Grazer Tagbl. und Tagespost (Graz) vom 26.3. (alle Abendausg.), Wr. Ztg. vom 29. 3. und N. Fr. Pr. vom 5. 4. 1910; Z des Österr. Ing.und Architekten-Ver. 62, 1910, S. 339; Österr. Ws. für den öff. Baudienst 16, 1910, S. 252; Verband ehemaliger Grazer Techniker. FS zur Jh.Feier des Joanneums, 1911, bes. S. 23, 135; Stmk. Landesarchiv, Graz; Allg. Verw.A., Wien.
Autor: (R. Mauterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 64
geboren in Graz
gestorben in Graz

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