Schey von Koromla, Friedrich Frh.

Schey von Koromla Friedrich Frh., Großhändler, Bankier und Mäzen. * Güns, Kom. Eisenburg (Köszeg, Ungarn), 5. 3. 1815; † Wien-Lainz, 15. 7. 1881.

Sohn eines wohlhabenden jüd. Handelsmanns, Vater des Folgenden, Neffe des Großhändlers und Philanthropen Philipp Frh. S. v. K. (s. d.); S. stud. zunächst am Lyzeum in Odenburg (Sopron) Jus, 1831/32 am Wr. Polytechnikum. 1835 fand er im Bankhaus Wertheimstein Beschäftigung und kehrte dann ins Geschäft der Eltern nach Güns zurück. 1839 wurde S. Teilhaber im Geschäft J. Landauers, mit dessen Töchtern Emilie, Charlotte und Hermine er nacheinander verheiratet war. Nach dem Tod Landauers (1855) gründete er in Wien die Fa. F. S., k. k. priv. Großhändler; diese war jedoch nur der Angelpunkt seines umfassenden Wirkens im Wirtschaftsleben der Monarchie, die ihm nicht zuletzt durch seine Rolle als Bankier von Erzh. Albrecht (s. d.) ermöglicht wurde, eine Verbindung, die ihn auch an die Spitze der Heereslieferanten stellte. 1854 wurde S. Dir. der Vöslauer Kammgarnfabrik, 1859-61 war er Verwaltungsrat der niederösterr. Escompte- Ges., 1861-69 (mit einer Unterbrechung) Dir. der Nationalbank, ab 1865 Verwaltungsrat der Rückversicherungsges. Securitas (ab 1869 Vizepräs.), mehrere Jahre hindurch auch Verwaltungsrat der ung. Kreditbank. Ab 1856 Verwaltungsrat der Theißbahn und der Kn. Elisabethbahn (ab 1861 Präs.), spielte S. eine wichtige Rolle im Eisenbahnbau, indem er Finanzgruppen angehörte, die sich zwecks Konzessionsausübung zu Syndikaten zusammenschlossen. Er nahm auch wesentlichen Anteil an den Verstaatlichungsverhh. der Kn. Elisabethbahn. Neben anderen Funktionen war S. Präs. der Wr. Handelskammer und gründete 1857 gern. mit anderen Financiers die Wr. Handelsakad. Als Mäzen förderte er u. a. den Bau des Wr. Musikver. und des Gebäudes der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) sowie mehrerer Wr. Denkmäler, aber auch die österr.-ung. Nordpolexpeditionen. Ein Freund H. Laubes (s. d.), war er Präs. und Förderer des Wr. Stadttheaters von dessen Gründung an. S. war auch ein ausgezeichneter Geiger und galt als verständiger Büchersammler. Sein 1863/64 errichtetes Palais ist eines der schönsten der Wr. Ringstr. S. zählte in den 60er und 70er Jahren des 19.Jh. zu den einflußreichsten Persönlichkeiten der österr. Wirtschaft. Neben seinen inländ. Auszeichnungen (1859 nob., 1869 Frh.) zeigen S.s zahlreiche ausländ. Orden (u. a. Mexiko, Frankreich, Rußland, Brasilien, Preußen) auch seine internationale Tätigkeit als Financier.


Literatur: 1881; Adler 3, 1873, S.99; M. Zsido Lex.; N. Österr. Biogr. 17, S.130ff.; Universal Jew. Enc.; Wininger; Wurzbach; Biograph. Lex. der Wr. Weltausst. 1873, red. von H. Frauberger, (1873), S.106/ (mit Bild); R. Tyrolt, Chronik des Wr. Stadttheaters 1872-84, 1889, s. Reg.; Beschreibender Kat. des k. k. bist, Mus. der österr. Eisenbahnen, 1902, S. 176/; H. Jäger-Sunstenau, Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien, phil. Diss. Wien, 1950, S.168/; H. Benedikt, Die wirtschaftliche Entwicklung in der Franz-Joseph-Zeit (= Wr. Hist. Stud. 4), (1958), s. Reg.; ders., in: 100 Jahre im Dienste der Wirtschaft 1, 1961, S. 87/; H. R. Schiferer, Die Geschichte des Wr. Stadttheaters 1872 bis 1884, phil. Diss. Wien, 1966, S.8, 10, 12, 23; R. Granichstaedten-Czeroa-J. Mentschl-G. Otruba, Altösterr. Unternehmer (= Österr.-R. 365/367), (1969); W. O. McCagg, Jewish Nobles and Geniuses in Modern Hungary (= East European Monographs 3), (1972), s. Reg.; F. Putz, Die österr. Wirtschaftsaristokratie, phil. Diss. Wien, 1975, S. 79, 250, 461, 463f; K. Eggert, Der Wohnbau der Wr. Ringstraße im Historismus 1855-96 (= Die Wr. Ringstraße 7), 1976, s. Reg.; Allg. Verw. A., Wiener Stadt- und Landesarchiv, beide Wien.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 100f.
geboren in Köszeg
gestorben in Wien

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