Schantl, Josef Hermann

Schantl Josef Hermann, Hornist und Komponist. * Graz, 8. 2. 1842; † Viehdorf (NÖ), 22. 3. 1902.

Stammte aus einer weitverzweigten Hornistenfamilie und erlernte das Instrument bei seinem Vater. 1869 war er Hornist in der Kapelle von J. Strauß, 1870–95 Solohornist der Wr. Hofoper und der Wr. Philharmoniker, ab 1878 Exspektant, 1891–95 w. Mitgl. der Wr. Hofmusikkapelle. 1883–99 unterrichtete er am Konservatorium der Ges. der Musikfreunde. 1870 gründete er das nach ihm benannte S. -Quartett. 1878 betreute er die Wr. Jagdhorngruppe bei der Jagdausst. in Berlin, 1879 stellte er für die Jagdgruppe des Festzuges anläßlich der Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares die Jagdmusik zusammen. Auf Anregung des Hauptinitiators der österr. Jagdmusik, H. Gf. Wilczek, wurde die k. Jagdmusik in Wien-Lainz, die 1881 erstmals öff., auftrat, unter S.s Leitung wiederbelebt. S. war auch als Hornlehrer am Oberstjägermeisteramt tätig und gründete verschiedene Jagdhorngruppen auf adeligen Jagdgütern. Er war ab 1880 artist. Leiter des 1. Wr. Hornistenklubs und ab 1895 des Wr. Waldhornklubs. Sein Hauptverdienst ist die Belebung der österr. Jagdmusik. Er spielte bei der Urauff., mehrerer Brucknersymphonien und errang auch als Solist im In- und Ausland große Erfolge. Sein Bruder Alois S. ( * Graz, 5. 4. 1844; † Graz, 10. 4. 1915), gleichfalls Hornist, war langjähriges Mitgl. des Grazer Opernorchesters. 1875 wurde er 1. Waldhornist im Wr. Hofopernorchester, dann ging er ans russ. Hoftheater in St. Petersburg (Leningrad) und nach Warschau. Infolge einer Erkrankung kehrte er 1890 nach Graz zurück. S. war Mitgl. des S. -Quartetts und hatte als Musiklehrer einen guten Ruf. Er galt als geschätzter Komponist vor allem von Stücken für Blechmusik, aber auch für Klavier und Zither.


Werke: ca. 170 Jagdhorn- und 40 Waldhornstücke; Fanfaren. – Publ.: Naturhornschule, 1879; Große theoret.-prakt. Horn-Schule, 4 Bde., 1883; Die österr. Jagdmusik, gem. mit C, Zellner, 1886.
Literatur: Neuigkeits-Welt-Bl vom 15. 10. 1891; Grazer Tagbl. vom 24., Fremden-Bl und N. Fr. Pr. vom 25. 3. 1902; Neue musikal. Presse vom 30. 3. 1902; Th. Antonicek, in: Stud. zur Musikwiss. 29, 1978. S. 193; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Suppan; E. Paul, in: Vor 100 Jahren. Wien 1879, Ausst. Hermesvilla (1979). S. 90 f. (Kal.); I. Schütz, Jagdhorn, Wr. Horn, Doppelhorn in der Geschichte des Wr. Waldhornver. 1883–1983, 1983, Diplomarbeit, Inst. für Musiksoziol. Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien, bes. S. 65 ff.; H. und K. Blaukopf, Die Wr. Philharmoniker, (1986), s. Reg. - Alois S.: N. Fr. Pr. vom 13. 4. 1915; Suppan.
Autor: (A. Harrandt)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 38f.
geboren in Graz
gestorben in Viehdorf

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