Scharf, Alexander

Scharf Alexander, Journalist und Industrieller. * Budapest, 24. 5. 1834; † Wien, 4. 11. 1904.

Ursprünglich Kaufmann in Ungarn, war er ab dem Ende der 50er Jahre in Wien Journalist, tätig. Er gab die Verlosungsztg. „Fortuna“ und eine Börsenkorrespondenz heraus, bevor er, angeregt durch den engl. „Observer“, mit der „Wiener Sonn- und Montags-Zeitung“ 1863 die erste Montagspresse in Österr. gründete, als deren Eigentümer, Hrsg. und zeitweiliger Chefred, er fungierte. Die „Wiener Sonn- und Montags-Zeitung“, deren Schwerpunkt auf der Wirtschaftsber. Erstattung lag, galt als gemäßigt liberal, vertrat eine antiklerikale Gesinnung, wandte sich gegen die christlichsoziale Bewegung und insbes. gegen Lueger (s. d.) und den Antisemitismus. Gegen Lueger führte S. auch einen seiner aufsehenerregenden Presseprozesse, der mit seiner Verurteilung endete. 1865–73 gab S., der auch ein bedeutender Kunstsammler war, die „Wiener Börsen-Zeitung“ heraus. S., Generalrepräsentant der North British and Mercantile Insurance Company, war auch an der Gründung des ersten großen Versicherungssyndikates in Österr. beteiligt. 1891 gründete er gem. mit seinem Sohn Paul S. und seinem Schwiegersohn R. Latzko die Glühlampenfabrik Watt (1917 wurde der Markenname Tungsram eingeführt), die zu einem der bedeutendsten Unternehmen dieses Ind. Zweiges in der Österr.-ung. Monarchie wurde (seit 1971 Tungsram Austria AG). S. genoß wegen seiner Spekulationsgeschäfte an der Börse, die ihm zu Reichtum verhalfen, einen zwiespältigen Ruf.


Literatur: Wr. Sonn- und Montags-Ztg. vom 25. 7. 1869 und 8. 12. 1890; Wr. Ztg. und Neues Wr. Tagbl. (beide Ahendausg.) vom 4., Illustrirtes Wr. Extrabl., Neues Wr. Journal und Das Vaterland vom 5., Wr. Sonn- und Montags-Ztg. vom 7. 11. 1904; Österr.-Ung. Buchdrucker-Ztg. 32, 1904, S. 582; Bll. für Gemäldekde. 1,1904/05, s. Reg; Eisenberg, 1893, Bd. 1: Die Fackel, s. Reg.; Großind. Österr. 3, S. 225; Kosel 1; Nagl-Zeidler-Castle 3–4, s. Reg.; A. Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482–1882, 2, 1887, s. Reg.; A. E. F. Schäffle, Aus meinem Leben 1, 1905, S. 248;. J. Stern - S. Ehrlieh, Journalisten- und Schriftsteller-Ver. „Concordia”. 1859–1909. 1909, S. 178; R. Charmatz, A. Fischhof, 1910, s. Reg.; G. Gerstbauer, Die Wr. Montagspresse 1863–1938, phil. Diss. Wien, 1949; K. Paupié, Hdb. der Österr. Pressegeschichte 1, (1960), S. 199 f.; 90 Jahre Tungsram Austria 1891–1981 – 10 Jahre Werk Strebersdorf 1971–1981, (1981); W. Filek-Wittinghausen, Gut gewerkt in Döbling, (1984), s. Reg.; A. Durstmüller d. J.-N. Frank, 500 Jahre Druck in Österr. 2, (1986), s. Reg.; A. Schnitzler, Tagebuch 1879–92, 1987, s. Reg.; F. Mathis, Big Business in Österr., 1987, s. Reg.; Wr. Stadt- und Landesarchiv, Wien.
Autor: (G. Wichart)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 40f.
geboren in Budapest
gestorben in Wien
war Kaufmann in Ungarn
war Journalist in Wien
war Herausgeber Fortuna (Wien)
war Gründer, Eigentümer, Herausgeber und Chefredakteur Wiener Sonn- und Montags-Zeitung 1863
war Herausgeber Wiener Börsen-Zeitung 1865-1873
war Mitbegründer von Elektrische Glühlampenfabrik Watt (Tungsram) 1891

Lifeline