Schebest, Agnese

Schebest Agnese, verehelichte Strauß, Sängerin und Gesangspädagogin. * Wien, 15. 2. 1813; † Stuttgart (BRD), 22. 12. 1869.

Hieß eigentlich Schebesta. Tochter eines Angehörigen des Mineurkorps. Nach dem frühen Tod des Vaters verbrachte sie ihre Jugend in Theresienstadt (Terezín). Bald wurde ihr Gesangstalent entdeckt; ab ihrem zwölften Lebensjahr erhielt sie in Dresden durch zwei Jahre Unterricht von dem Gesangspädagogen J. A. Miksch (s. d.) und von der Schauspielerin Werdy. Mit 15 Jahren Choristin der Dresdner Hofoper, begann S. dort 1831 ihre eigentliche Laufbahn mit der Rolle des Benjamin in Méhuls „Joseph und seine Brüder“, trat aber auch im Schauspiel auf. 1832–36 war sie Mitgl. des Dt. Theaters in Pest (Budapest), an dem sie sehr erfolgreich war und in heftige Konkurrenz zur Sopranistin Mink (s. d.) geriet. Ab 1836 ausschließlich als gastierende Sängerin tätig, trat sie an den führenden dt. Opernhäusern, auch in Breslau (Wroclaw), Riga, Warschau und Lemberg (L’viv) auf. Das Bemühen um eine Verpflichtung an der Wr. Hofoper (1836) und um Anerkennung in Paris (1838) und Italien (1839, Triest, Venedig, Mailand) war erfolglos. 1842 beendete sie in Karlsruhe ihre Karriere und heiratete im selben Jahr den Religionsphilosophen D. F. Strauß, mit dem sie danach in Heilbronn lebte. Ab 1846 von ihm getrennt, wirkte S. fortan durch musikal.-deklamator. Unterricht (der Heldentenor Schott war ihr bekanntester Schüler) wie auch als Schriftstellerin. S. war in Deutschland als dramat. Sängerin (Sopran und Mezzosopran) in der Nachfolge der Schröder-Devrient sehr anerkannt, berühmt waren ihre Darstellung des Romeo (V. Bellini, I Caputeti ed i Montecchi) und der Medea (L. Cherubini, Medea), Rollen, in denen ihre szen. Begabung zum Tragen kam. Die gesanglichen Mittel werden als gut geschult, aber nicht außergewöhnlich bezeichnet. S.s Autobiographie zeichnet sich durch Lebendigkeit, zutreffende Charakterisierung und – ebenso wie ihr Werk „Rede und Geberde“ – durch ihre Fähigkeit aus, ihren Rollen auch durch theoret. Reflexion nahe zu kommen.


Werke: Aus dem Leben einer Künstlerin, 1857; Rede und Geberde. Stud. über mündlichen Vortrag und plast. Ausdruck, o. J.
Literatur: Allg. Musikal. Ztg. 39, 1837, Sp. 381ff„ 816f.; Allg. Wr. Musik-Ztg. 2, 1842, S. 608; ADB; Bernsdorf-Schladebach; Eisenberg, Bühnenlex.; Fétis; Grove, 1954; Mendel-Reissmann; Riemann, 8. Aufl. 1916; Schilling; Wurzbach; F. S. Gaßner, Universal-Lex. der Tonkunst, Neuausg. 1849; A. Kohut, Trag. Primadonnen-Ehen, 1887, S. 49ff.; Ausgewählte Briefe von D. F. Strauß, hrsg. von E. Zeller, 1895, s. Reg.; A. Schott, Hie Welf!. Hie Waibling! 1904, s. Reg.; A. Kohut, Die Gesangsköniginnen in den letzten 3 Jhn. 1, (1908), S. 197ff.; W. Binal,Dt.sprachiges Theater in Budapest . . . ( = Theatergeschichte Österr. 10/1), 1972, s. Reg.; Frau und Musik, hrsg. von E. Rieger ( = Fischer Taschenbuch 2257), (1980), S. 63ff., 232; K. J. Kutsch – L. Riemens, Großes Sängerlex. 2, (1987).
Autor: (C. Höslinger)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 55f.
geboren in Wien
gestorben in Stuttgart

Lifeline