Santifaller, Maria Christina

Santifaller Maria Christina (Maria Ditha), verwitwete Hemsoth, verheiratete Sellschopp, Ps. Christina Suntaval, Schriftstellerin, Kunsthistorikerin und Unternehmerin. Geb. Kastelruth, Tirol (Castelrotto/Kastelruth, I), 30. 6. 1904; gest. Dortmund, BRD (D), 5. 11. 1978; röm.-kath.

Aus einem alten ladinischen Geschlecht, Tochter des Notars, Gerichtskommissärs und Besitzers des Lafay-Hofes Michael Santifaller (1845–1923), Schwester des Historikers Leo Santifaller (1890–1974) und des Schriftstellers Pius Santifaller (1893–1995), der 1958 unter dem Pseudonym Irmengard von Hohenthal den Roman „Spätes Leuchten“ veröffentlichte; ab 1944 verheiratet mit dem Offizier und Transportunternehmer Dr. rer. pol. Hans Hemsoth (geb. Dortmund, Preußen/D, 26. 3. 1902; gest. Bad Heilbrunn, D, 5. 11. 1958), ab 1966 mit dem Agrarfachmann Dr. Ernst August Sellschopp (1902–1993). – S. besuchte in ihrem Heimatort die Bürger- und in Bozen (Bolzano) eine zweijährige Handelsschule. Dann war sie kurze Zeit in einem Kunstverlag tätig, ehe sie in Bologna, Verona, London und Paris Sprachstudien betrieb. Danach lebte sie in Oberitalien, u. a. in Desenzano del Garda, als Journalistin und Übersetzerin und publizierte – auch auf Italienisch – in verschiedenen oberitalienischen Zeitungen und Zeitschriften, etwa Lyrik und Prosa in der Monatsschrift „Il Garda“. Ab 1931 studierte S. – vorerst als außerordentliche Hörerin – Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität in Wien, wo sie, Mitglied der Kulturvereinigung Gruppe der Jungen, wiederum als Journalistin tätig war und neben Gedichten in verschiedenen Periodika ihre erste Lyriksammlung („Gedichte“, 1933) veröffentlichte. 1933 holte sie die Matura in Klosterneuburg nach und promovierte 1939 mit einer Dissertation über „Die Radierungen Giambattista Tiepolos“. Danach arbeitete und studierte sie bis 1944 an der Universität Florenz, schloss dort 1942 ein Ergänzungsstudium in Kunstgeschichte ab, war Leiterin des Ufficio Informazioni Culturali sowie des Sekretariats für ausländische Studenten und absolvierte die Dolmetschprüfung und die Prüfung für Kunstführungen in Italien in vier Sprachen. Gemeinsam mit ihrem ersten Mann wanderte sie nach dem Krieg nach Buenos Aires aus. Nach dessen Tod leitete sie dessen Transportfirma, die Wilhelm Hemsoth KG, vorerst von Dortmund, ab 1966 von Lima aus, wohin sie ihrem zweiten Mann gefolgt war. Wegen des politischen Klimas in Peru kehrte das Ehepaar 1970 nach Dortmund zurück, wo sich S., die 1977 die Firmenleitung an ihren Stiefsohn übergab, wiederum verstärkt ihren kunstgeschichtlichen Studien zuwandte. 1974 wurde sie als erste Frau zur Ehrenbürgerin der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg ernannt. Neben ihren kunsthistorischen Studien, besonders zu Tiepolo und seinen Söhnen, ist v. a. S.s lyrisches Schaffen, das überwiegend in den späten 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts entstand, bedeutsam. Ihre fast 230 erschlossenen Gedichte stellen Mensch und Natur in den Mittelpunkt und sind geprägt von Rhythmus und Melodie, die Sprache ist bildhaft verdichtet und von großer Plastizität.


Werke: Weitere W. (s. auch Dalla Torre-Pichler, 2003): Deine Ernte sammle. Gedichte 1930–70, 1978 (m. B.); Gedichte in Anthologien, Zeitschriften und Zeitungen (etwa Innsbrucker Nachrichten); Übersetzungen; kunsthistorische Abhandlungen in Arte Veneta, Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, etc. – Teilnachlass: Schenkung Santifaller, Martin-von-Wagner-Museum, Universität Würzburg, D.
Autor: (E. Lebensaft)
Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 1, 2011)
geboren in Kastelruth
gestorben in Dortmund
ausgebildet in Bozen
ausgebildet in Bologna
ausgebildet in Verona
ausgebildet in London
ausgebildet in Paris
wirkte in Oberitalien
hielt sich auf in Desenzano del Garda
ausgebildet in Klosterneuburg -1933
wirkte in Buenos Aires
wirkte in Dortmund 1970
war außerordentlicher Hörer Universität Wien 1931
war Mitglied Kulturvereinigung „Gruppe der Jungen“
war Student Universität Wien 1931
war Student Università degli Studi di Firenze -1944
war Leiter von Ufficio Informazioni Culturali (Florenz)
war Leiter von Universität Florenz. Sekretariat für ausländische Studenten
war Ehrenmitglied Julius-Maximilians-Universität Würzburg 1974

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