Santner, Johann

Santner Johann, Alpinist. * St. Jakob in Defereggen (Osttirol), 21. 4. 1840; † Bozen (Südtirol), 21. 5. 1912.

Durchwanderte als Hausierer mit seinem Vater, einem Uhrmacher, den größten Tl. der Österr.-ung. Monarchie, Deutschlands, Italiens und der Schweiz. 1875 ließ er sich in Bozen nieder und eröffnete einen Handel mit von ihm gesammelten Alpenblumen, die er nach einem eigenen Verfahren trocknete und in die ganze Welt versandte. Ab der Mitte der 70er Jahre unternahm S., ab 1876 Mitgl. des DÖAV, Hochtouren, durch die er bereits 1880 zum bedeutendsten führerlosen, sehr oft allein gehenden Dolomitenkletterer wurde. S., der erste Felsspezialist seiner Zeit, brachte um die Jh.Wende das Bergsteigen mit dem Mittelpunkt Bozen zu großer Blüte. Neben berühmten Alpinisten wie G. Merzbacher und R. H. Schmitt, die mit ihm große Touren unternahmen, war er sehr bemüht, die Jugend, der er ein unermüdlicher Lehrmeister war, für das Bergsteigen zu begeistern. Ihm ist die Erbauung verschiedener Südtiroler Schutzhütten, vor allem auch des Schlernhauses, der Grasleiten-, Langkofel- und Schlüterhütte, sowie die Anlage zahlreicher Höhenwege mit wichtigen Übergängen (S. Paß im Rosengarten) zu danken. Der von ihm 1880 erstmals erstiegene Schlernspitz oder Seiser Spitz (2414m) trägt nunmehr den Namen S. Spitze. Begleiter: R. Drassl, W. Merz, A. Santner, H. Villgratner etc.


Werke: Erstersteigungen: Furchetta (1880), Kleine Fermeda (1884), Wasserkofel (1885), Höchste Tschierspitze (1887), alle Geislergruppe; Antermojakogel, Mittlerer Molignon und Sattelspitzen (alle 1883), Östlicher Molignon, Fallwand und Großer Valbuonkogel (alle 1884), Mittlere Grasleitenspitze (1885), Kleiner Valbuonkogel (1888), Vajolettspitze (1891) und Teufelswandspitze (1893), alle Rosengartengruppe; Roßzähne (1884), Schlerngruppe; etc. Neuanstiege: Kesselkogel von Westen, S. Paß (beide 1878), Laurinspaß (1879), Kleiner Valbuonpaß (1881), Kesselkogel im Winter (1884), Rosengartenspitze, Südgrat (1887), Mittlerer Molignon von Süden (1890), alle Rosengartengruppe; Fünffinger-Spitze, Plattkofel von Osten (beide 1890), beide Langkofelgruppe; Kleine Furchetta, Nordwestgrat im Abstieg (1893), Geislergruppe. –Publ.: zahlreiche Abhh. in Fachz.
Literatur: Mitt.-DÖAV 26, 1900, S. 97, 36, 1910, S. 117; H. Forcher-Mayr, J. S. †, ebenda, 38, 1912, S. 146; W. Schmidkunz. J. S. †, in: ÖAZ 34, 1912, S. 222 ff. (mit tw. Tourenverzeichnis); H. Kiene, Zum zehnjährigen Todestag J. S. s, in: Der Schlern 3, 1922, S. 216; ders., Die Entwicklung der Bozner Bergsteigerei, ebenda, 7, 1926, S. 407 ff. (mit Tourenverzeichnis); ders., Zwei „Schlernväter“, J. S. und J. Mahlknecht, ebenda, 25, 1951, S. 294 ff.; G. Gröger–J. Rabl, Die Entwicklung der Hochtouristik in den österr. Alpen, 2. Aufl. 1890, s. Reg.; Die Erschliessung der Ostalpen, red. von E. Richter, 3, 1894, s. Reg.; B. Mahlknecht, J. S., der erste Bezwinger der,“, „Santnerspitze“, in: Gemeinde Kastelruth, Vergangenheit und Gegenwart, red. von J. Nössing, 2. Aufl. 1983, S. 351 f.; Der Schlern, hrsg. von H. Menara, 1985, S. 58.
Autor: (R. Hösch – J. Rampold)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 45, 1988), S. 417f.
geboren in Sankt Jakob in Defereggen
gestorben in Bozen

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