Santner, Karl

Santner Karl, Komponist und Beamter. * Salzburg, 26. 1. 1819; † ebenda, 19. 4. 1885.

Sohn eines Kanzleidieners; nachdem er bereits ab dem sechsten Lebensjahr Musikunterricht erhalten hatte, wurde er mit zehn Jahren in das Domsingknaben-Inst. in Salzburg aufgenommen, an dem er vier Jahre blieb. Seine Schulbildung schloß er in Linz ab, erteilte nebenbei Musikunterricht und wurde dann Beamter. 1857 wurde er Verwalter der Strafanstalt in Garsten (OÖ) und übernahm 1866 die Leitung der Strafanstalt für Jugendliche in Suben (OÖ). Krankheitshalber i. R., kehrte er 1870 nach Salzburg zurück, wo er noch 15 Jahre als Chordir. der Erzabtei St. Peter, als Sekretär des Dom-Musikver. und Mozarteums bzw. ab 1881 des Dom-Musikver., und 1874–84 als Präses des Salzburger Cäcilienver. tätig war. S., als Schüler des Domkapellmeisters Fuetsch dem Schülerkreis M. Haydns verpflichtet, hinterließ ein umfangreiches, den Bereich der Kirchenmusik (in dem er einen strengen Caecilianismus vertrat) wie den der weltlichen Musik umfassendes kompositor. Œuvre, von dem mindestens 200 Werke zu seinen Lebzeiten im Druck erschienen sein sollen. 1845 zählte er zu den Gründungsmitgl. der Liedertafel Frohsinn in Linz. Sein damals entstandenes „Tanzlied“ für Männerchor fand Eingang in das Repertoire zahlreicher in- und ausländ. Männergesangver. S. führte an den von ihm geleiteten Strafanstalten den Musikunterricht ein und brachte mit den Häftlingen Messen u. a. J. Haydns und Mozarts zur Auff. Die daraus gewonnenen ersten Erfahrungen mit den therapeut. Möglichkeiten der Musik legte S. 1864 in einem vielbeachteten Aufsatz nieder. Während seiner Bekanntschaft mit Führer (s. d.), der 1859/1860 in Garsten eine Freiheitsstrafe verbüßte, intensivierte S. bes. seine kontrapunkt. Stud. Sein „Handbuch der Tonsetzkunst“, 1866, wurde an vielen dt. Musiklehranstalten verwendet. Ehrenmitgl. von mindestens 20 in- und ausländ. Musik- und Gesangver.


Werke: 8 Lieder für Singstimme und Klavier, 1838; Das Grab des Herrn, uraufgef. 1860 (Oratorium); Das ganze Deutschland muß es sein, uraufgef. 1865 (Männerchor); Balladen für Soli, Chor und Orchester; gemischte Chöre; Klavierstücke; über 200 Lieder; Männerchöre; Messen; Operetten; etc. Hrsg.: Dt. Liederhalle, 12 Lfg., o. J.; etc. – Publ.: Die Musik als psycholog. Erziehungs- und Heilmittel, in: Die Sängerhalle 4, 1864, n. 7; etc. Kirchenmusikal. Nachlaß, Musiksmlg., Erzabtei St. Peter, Salzburg.
Literatur: Salzburger Ztg. vom 28. 1. 1878, 30. 1. und 22. 4. 1885, 28., 29. und 30. 1. 1889; Tages-Post (Linz) vom 22., Linzer Ztg. und Salzburger Chronik (Wochenbl.) vom 25. 4. 1885; Die Lyra 8, 1884/85, n. 15, 19 f. (mit Verzeichnis der gedruckten Werke), 9, 1885/86, n. 1, 3, 6, 9, 13, 16 (Auszug aus den Tagebüchern); E. J. Luin, Die „Liedertafel“, ein Hort des musikal. Salzburgertums, in: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskde. 90, (1950), S. 21; Kosch, Kath. Deutschland; Krackowizer; Weissenbäck; Wurzbach; J. E. Engl, Gedenkbuch der Salzburger Liedertafel . . ., (1872), S. 291; U. Kornmüller, Lex. der kirchlichen Tonkunst, 2. Aufl. 1895; Universal-Hdb. der Musikliteratur aller Zeiten und Völker, hrsg. von F. Pazdírek, 1904; I. F. Castelli. Memoiren meines Lebens, hrsg. von J. Bindtner, 2 ( = Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 10), (1914), S. 458 f.; A. Bruckner, Ges. Briefe, hrsg. von F. Gräflinger ( = Dt. Musikbücherei 49), (1924), S. 35; C. Schneider, Geschichte der Musik in Salzburg von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart, 1935, S. 178 f.; K. Picker, Beirr. zur Kenntnis der Kirchenmusik in Salzburg zwischen 1850 und 1950, phil. Diss. Innsbruck, 1957, S. 32 ff.; Salzburger Kulturlex., hrsg. von A. Haslinger und P. Mittermayr, (1987).
Autor: (E. Hintermaier)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 45, 1988), S. 418
geboren in Salzburg
gestorben in Salzburg

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